"In the absence of intimidation, creativity will flourish"
G.Ginn

Samstag, 28. Mai 2016

Alle bekloppt

Mitte der 80er kamen einige Kollegen im Jugendzentrum mit italienischem Punk an. Die bekannteste Gruppe hieß Negazione, war für damalige Verhältnisse relativ metallisch und eigentlich gar nicht mein Fall. Immerhin verdanke ich der Band die Kenntnis, was "alle bekloppt" auf italienisch heißt: Tutti pazzi.

Ich kann mich erinnern, dass wir damals durch das Jugendzentrum hüpften und dazu "Gepetto" und "Pinocchio" brüllten. Besser wurde die Musik dadurch aber auch nicht.

Mittwoch, 25. Mai 2016

Zwei überraschende Dinge

Das erste ist, dass ich hier tatsächlich einmal eine App empfehlen würde, das zweite, dass die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung einmal etwas für mein Wohlbefinden getan hat.

In der FAS wurde nämlich eine (kostenlose) App namens Radiooooo empfohlen. Bei dieser App kann man verschiedene Dinge einstellen, und zwar ein Jahrzehnt, ein Land sowie schnell/langsam/seltsam. Sobald man das getan hat, hört man die passende Musik. Soweit es die Familie erlaubt, liegt also das Handy auf dem Wohnzimmertisch und ich höre z.B. seltsame Musik aus den Fünfziger Jahren aus Mali. Eine wunderbare Möglichkeit, Lieder aus fremden Ländern zu hören (vor allem viele afrikanische Musik, von der ich erschreckend wenig Ahnung habe). Es sind fast alle Länder vertreten, bei den sehr frühen Jahrzehnten ist die Auswahl allerdings noch etwas begrenzt.

(Ja, ich weiß, die meisten Leute haben weniger Interesse daran, merkwürdige Musik zu hören, als ich.)

Freitag, 20. Mai 2016

Ich will den Mond

Ein Toter des letzten Jahres, der hier aber nicht vergessen werden soll, ist Dickie Hammond. Hammond war ein bisschen älter als ich und Gitarrist bei der englischen Band Leatherface, er hat den Sound wesentlich bestimmt. Leatherface habe ich zum ersten Mal auf einem Mixtape von meinem Bruder gehört; wollte mir zuerst nicht so richtig gefallen, zuwenig Melodie, zu repetitiv. Irgendwann hatte es mich dann doch erwischt, I want the moon, Ich will den Mond, bis heute keine Ahnung, um was es in dem Lied geht, aber ich liebe es.
Leatherface boten in den frühen 90ern einen akzeptablen Weg der Gitarrenmusik, fernab von irgendwelchen Hardrock- und Heavy Metal-Klischees, die sich damals immer mehr ausbreiteten (und hör mir auf mit Grunge, da war ich zu alt dafür). Ich habe Leatherface zweimal live gesehen, einmal wohl um 1992, einmal 2001 im SO 36. Beim ersten Mal war Dickie Hammond an der Gitarre dabei und es war für mich ein Energieschub, diese Band zu hören (der Guardian nennt sie "greatest British punk band of the modern era", das geht in Ordnung mit mir). Beim zweiten Mal war Dickie, glaube ich, gerade nicht in der Band, aber Frau Ackerbau und ich hopsten herum zu "Watching you sleep". "Er hat dir Blumen gekauft, ich habe dir Drinks gekauft. Man kann Blumen nicht trinken, aber Blumen müssen trinken."
RIP Dickie.

Montag, 16. Mai 2016

Auf Wanderschaft (2)

Noch einmal Pilgertum, etwas anderer Art. Blut & Eisen waren eine der deutschen Punkbands der frühen 80er Jahre, deren Name inzwischen eher für Rechtsrock stehen würde. Von Rechtsrock waren Blut & Eisen aber weit entfernt; ich halte sie neben Razzia für eine der interessantesten Deutschpunkbands.

"Darf ich es wagen, es zu sagen" ist ein unglaubliches Lied. Die Basslinie schuldet "Paranoid" von Black Sabbath einiges (aber versucht mal, es nach zu spielen, es ist unglaublich schnell). Die Lyrics arbeiten sich an den Bad Brains ab ("ich, ich und nochmals ich", "raus aus Babylon"), der Text enthält auch ein Howl-Zitat, das ich erst nach Jahrzehnten als solches erkannte (so macht man keine Stiche bei Ginsberg-Fans). Gesungen hat der Schlagzeuger Karl Fröhn. Lasst uns mit ihm singen: "Wir suchten in der Hölle und auch beim Papst im Bett, wir gingen durch die Wüste, doch wir fanden: nichts."

Dienstag, 10. Mai 2016

Gemüse

Bei der Charles Manson-Geschichte sind die Beach Boys ja irgendwie nicht so gut weggekommen. Ich mag die Beach Boys ja ganz gerne, wenn auch vor allem die "Smiley Smile", die ja nur als verkorkste Version des verkorksten Meisterwerks gilt. Die eigentlich geplante "Smile"-LP wurde ja nie richtig veröffentlicht, Smiley Smile war das, was dann veröffentlicht wurde, als der Rest der Beach Boys festgestellt hatten, dass Brian Wilson nie im Leben mit Smile fertig werden würde.

Vegatable ist ein Lied über Gemüse, in der Smiley Smile-Version (die über Youtube nicht verfügbar ist) besteht ein Teil des Rhythmus-Tracks daraus, wie Paul McCartney in eine Karotte beißt (keine Ahnung, ob das bei dieser Version auch so ist). Brian Wilson war besessen von der Idee gesunder Ernährung, allerdings nur für seine Kollegen, weniger für sich selbst. Deswegen ein Lied über Gemüse. Wenn ich das Lied höre, kriege ich normalerweise einen Lachanfall bei der Stelle, bei der man aufgefordert wird, sein Lieblingsgemüse auf eine Karte zu schreiben und an die Beach Boys zu senden. Rote Bete, Brian!


Donnerstag, 5. Mai 2016

Geschichten


Die Minutemen, in ihrer Spätphase. Folkiger Postpunk. Das Lied heißt "Stories", die Besonderheit ist, dass der Text auf den Titel Bezug nimmt, der allerdings nie genannt wird. Also wird über Geschichten erzählt "I heard one today about the one I love" oder "I heard one so many times couldn't care anymore".
Die Minutemen waren zu der Zeit mir REM auf Tour, wer mag, kann (das später entstandene) "The one I love" anhören und sich überlegen, inwieweit das von den Minutemen beeinflusst war.

Warum mir das Lied gerade einfällt? Jenseits des wunderbaren Basses: Die Zeile "Ich habe eine aus Versehen gehört und wünschte, ich hätte sie nicht gehört" geht mir gerade häufig im Kopf herum.

D. Boon starb kurz nach den Aufnahmen, viel zu jung in einem Autounfall.

Montag, 2. Mai 2016

Der 41. Grund

Nachdem ich die letzte Zeit ja schon einige alte Musikstücke auf Youtube herausgesucht habe, die ich in den 80ern im Fernsehen gesehen habe, ist mir noch eine weitere Band eingefallen, die ich damals bei Live aus dem Alabama im Bayerischen Fernsehen vom Fernseher aufgenommen habe. The Alarm waren eine folkige Postpunk-Band, die bei uns im Ort sehr beliebt war. Vor unserem Jugendtreff hatte jemand groß "The Arlarm" an die Wand gesprüht, wir waren halt jung, aber nicht alle schlau. Die Bandfrisur, schlecht geschnitten, lang verzottelt, nicht gewaschen, wurde auch gerne kopiert. Später einmal hat der gute Nikki Sudden diesen Look perfektioniert.

Reason 41, das folgende Lied habe ich gerne und häufig gehört, damals gab es das nicht auf irgendwelchen verfügbaren Platten, sondern nur in dieser mit Cassette aufgenommenen Live-Version (das Youtube-Video kommt auch klar von einer alten Videokassette, mit Streifen und Geschwindigkeitsschwankungen). Jetzt kostet das Lied 0,99 Ct. bei iTunes, aber das ist nicht dasselbe.


(Michali, ist das am Schluß des Videos Frank Hühnerstall im Publikum?)