"In the absence of intimidation, creativity will flourish"
G.Ginn

Freitag, 26. August 2016

Kleine Terz nach unten



Als ich diese Tauben auf der Stromleitung sah, musste ich an Notenlinien denken. Die Tauben notieren g' - e', eine kleine Terz nach unten. Das ist Grundlage für einige wunderbare Lieder, in der reinsten Form sicher bei Human Fly von den Cramps. Ein unglaubliches Lied, das mich mit 14 sehr beeindruckt hat. Diese Einstellung: "Wir wissen, dass die meisten glauben, das hier sei primitiv und keine richtige Musik. Aber das ist genau das, was wir wollen und uns ist es egal, was Ihr denkt." Allein das "And I say bzzzzzzzz" ist fantastisch.

Gefälliger arrangiert findet man die Akkordfolge Dur-Akkord und parallele Molltonart bei Elvis Presley, "(Marie's the name) His latest flame". Schönes Lied, die Strophe basiert im wesentlichen auf den zwei Akkorden.

Vielleicht fällt hier dem einen oder anderem eine Ähnlichkeit mit Wolfgang Ambros' "Schifoan" auf. Die gleichen Akkorde, wieder in punkigen Gefilden, von Zoundz im Lied "Biafra".

Schließlich meine Lieblingsvariation, die zwei Akkorde in der Jazzcore-Crooner-Version von ALL, mit "Dot".

Donnerstag, 18. August 2016

Radio für Erwachsene

Am Sonntag vormittag kam auf Radio Eins (Berliner öffentlicher Rundfunk) irgendeine Kurt-Cobain-Gedenksendung. Radio Eins machte früher Werbung mit dem Spruch "Nur für Erwachsene", um sich von den anderen Sendern hier zu unterscheiden. Inzwischen ist die Musikauswahl allerdings eher "Musik für ehemals coole Über-Vierzigjährige, die sich inzwischen nicht mehr für Musik interessieren". Deswegen wohl auch Kurt-Cobain-Gedenksendungen.

Auf jeden Fall spielten sie ein paar Lieder aus Cobains Lieblingsplatten und der Moderator berichtete über die Cobains Liste der Lieblingsplatten: "Da sind dann auch Sachen wie Black Flag, Musik von so großer Aggressivität und Negativität, die ich im Radio nicht spielen kann und auch gar nicht spielen will."

(Wenn man keine Aggressivität und Negativität im Radio haben will, warum macht man dann Kurt-Cobain-Gedenksendungen?)

Montag, 15. August 2016

Töte die Spottdrossel

Ich mag keine Lieder, in denen Vögel mit dem Tod bedroht werden, ich habe nichts gegen Vogelgesang. Deswegen habe ich zu dem Lied "Kill the mockingbird" von House of Freaks ein eher gespaltenes Verhältnis. House of Freaks habe ich Anfang der 90er einmal live gesehen, als Vorprogramm von Bob Mould. Die Zwei-Mann-Besetzung Gitarre/Schlagzeug war damals noch vollkommen neu, inzwischen ist das ja durch die White Stripes ein geläufiges Konzept. House of Freaks hatten eine sehr reduziert-punkige Art, Folk zu spielen. Ich fand das interessant; so weit ich es mitbekommen habe, war das aber weder bei den Punks noch bei den Folkenthusiasten ein großer Erfolg.

"Kill the mockingbird" ist ein Lied über die Rache an dem Singvogel, es ist Sünde zu singen, es ist Sünde zu fliegen. Unfrohe Sicht, die selbst nichts Schönes erreicht, und deswegen auch anderen nichts Schönes gönnen will. Der Titel ist eine Anspielung auf das Buch "Wer die Nachtigall stört" von Harper Lee, das im Original "To kill a mocking bird" heißt. Warum in der Übersetzung aus der Spottdrossel eine Nachtigall wurde, weiß ich nicht, auch nicht, warum man im Englischen tötet und im Deutschen nur stört.

Der Text hat sich mir in den letzten Nächten allerdings dann doch überraschend neu erschlossen, da ich gerade von drei Hähnen umringt übernachte, die durch die Nacht eine Art Call-and-Response-Gesangswettstreit durchführen. Ich habe schon im Halbschlaf überlegt, das zu transkribieren, aber es ist einfach zu furchtbar. Ja, die Hähnchen würde ich auch lieber als Barbeque essen, wie im Text des Liedes vorgeschlagen, als mir noch länger dieses dilettantische Gekrähe anzuhören.

Grund genug, sich einmal wieder House of Freaks anzuhören. Der Rest der LP war auch nicht schlecht.