Montag, 30. November 2020

1. Das Ziehen der Grenze

Vorbemerkung:

Die letzten Monate habe ich überlegt, hier ein bisschen etwas von der Musik einzustellen, die mich über dieses Jahr gebracht hat. Meine Kapazitäten sind aber meist schon davon überlastet, dass ich den Erstblog einigermaßen bestücke.  Aber: Warum nicht einen musikalischen Adventskalender? Das zwingt einen zumindest dazu, regelmäßig zu posten. Im Nachhinein machen die Posts ja immer auch Spaß, z.B. wenn man in Twitter-Diskussionen darauf hinweisen kann, dass man schon vor Jahren die Abhandlung über den Waschbär in der Populärmusik geschrieben hat. Aber wer soll's lesen?

Hüsker Dü haben das Problem schon zu Zeiten erkannt, als es noch keine Blogs gab. Auf dem Textblatt der "Warehous Songs and Stories" stand "And everybody in the whole world has their own song in their heads. The best songs ever. Problem is figuring a way to get them out and present them to others." (Etwas später: "Revolution starts at home. Preferably in the bathroom mirror.") 

Also, los geht es. Jeden Tag ein Lied, das mir dieses Jahr erträglich gemacht hat. Alte Bekannte, Neuentdeckungen und (wer hier mitliest, die wird's nicht überraschen) meistens nix, was man schon kennt. 

Josienne Clarke habe ich vor ziemlich genau einem Jahr das erste Mal gehört, weil auf Twitter sowohl Will Varley als auch Robert Rotifer auf Twitter ihre LP "(Learning to sail) In all weather" empfohlen haben. Josienne Clarke war in der britischen Folkszene schon gut etabliert als Mitglied eines Folkduos, das sie aber verlassen hat.  Wahrscheinlich habe ich im letzten Jahr niemanden häufiger gehört als Josienne Clarke. Die "In all weather"-LP ist eine gut arrangierte, vielseitige, wunderschön gesungene Platte. In den Gitarrenskizzen zu den Liedern merkt man aber, wie viel Energie und Verwundetheit darin steckt, obwohl die Texte kühle Präzision sind. 

 

Ich kann nur empfehlen, sich einmal in die Lieder hineinzuhören. Auf Bandcamp gibt es die verschiedenen Demos und Gitarrenversionen zur LP als "Historic Record Vol. 3&4".

Der neunte Titel, Sea, hat mich durch die letzten Monate begleitet. (Wir alle brauchen etwas, um uns daran festzuhalten. Wir sind auf See.) 




Sonntag, 1. November 2020

Die erste links

Nachdem ja jetzt sowohl das Wetter, als auch die allgemeine Lage wieder unerfreulich wird, ist es vielleicht nicht verkehrt, hier wieder ein paar Hinweise auf schöne Dinge zu geben:

Jacqueline Taeb war mir bis Anfang des Jahres kein Begriff. Sie war eine Vertreterin der französischen Beat-Musik, des Yeye. In den späten 60ern hat sie ein paar fantastische Platten aufgenommen, die man auch heute noch wirklich gut anhören kann. 

Am bekanntesten ist wahrscheinlich Sept heures du matin, um sieben in der Früh. 

 

 

 Mir vollkommen unbegreiflich, warum man das bei uns nicht weiter bekannt ist? Wie viel dummes Zeug muss man sich im Radio anhören, wenn man doch auch Jacqueline Taieb hören könnte. 

Die weiteren Lieder sind weniger rockig, aber sehr schön arrangiert. So zum Beispiel das "La prémiere à gauche",  die Geschichte einer Partyeinladung, die nicht funktioniert, weil die Wegbeschreibung nicht ganz eindeutig ist.