Sonntag, 31. Dezember 2023

Das Jahr 2023 in Konzerten

 (Chronologisch geordnet)

- (Henry Rollins hat nicht gesungen und ist hier schon ausführlich besprochen worden.)

- Bukahara. Gitta hatte mich mitgenommen, nette Band, nettes und junges Publikum. Ein paar Lieder haben sich ins Hirn und in meine Playlists gefressen. Vorband: Sirens of Lesbos. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Bass so laut sein kann, aber meine Güte!

- The Damned. Das Hole44 war komplett überfüllt, die alten Herren von the Damned waren zwar gut gelaunt, der Sound war aber nicht sonderlich gut. Sie spielten im Wesentlichen ihr neues - gutes - Album. Vorgruppe Pissed Boys Ones (die unbarmherzige Frau Kirschblüte macht mich darauf aufmerksam, dass die Gruppe Pissed Ones heißt. Pissed Boys war eine Rumpeldeutschpunkband aus Lübeck in den Achtzigern) hatte merkwürdigerweise den besseren Sound als der Hauptact.



- Cat Stevens. Frau Ackerbau hat mich mitgenommen, Zitadelle Spandau, eigentlich schon zu groß für meinen Geschmack, aber war ok. Sehr gute Musiker, Stevens hat auch noch eine sehr gute Stimme. Alle Hits, ich hätte gerne Sad Lisa gehört, das hat er natürlich nicht gespielt. In Spandau bekommt man nach 22 Uhr dann praktisch kein Bier mehr.

- Mélinée, um die Ecke im Zimmer 16, wo ich vor langen Jahren immer zu furchtbarem Kindertheater hingehen musste. In Berlin lebende Französin, die Chansons mit verschiedensten Einflüssen singt. Phantastische Band, vor allem der Kontrabassist. Sehr schön.



- Verpennt: Destroy Boys, war ausverkauft.

- Robert Rotifer, im Posh Teckel in Neukölln. Sehr schönes und intensives Konzert, phantastisch auch wie Rotifer die komplex arrangierten Stücke der neuen LP nur mit einer Gitarre auf die Bühne bringt. (Irgendwann schreibe ich den ausführlicheren Konzertbericht fertig.) Vorgruppe Paul & Pets, multiinstrumentaler 80er Sound, eigentlich gar nicht mein Ding, aber hat mir sehr gut gefallen.



-Nightingales im Schokoladen. Die Nightingales sind eine Elementargewalt. Die Musik ist nicht unbedingt leicht erschließbar, bläst einen allerdings live um. Diesmal gab es sogar ein, zwei Stücke von der ersten LP, über die ich schon als 15jähriger gerätselt habe. Außerdem Wiedersehen mit Eddie Argos. Vorgruppe Belt, ein Berliner Trio mit leichte Refused-Anklängen. Machte Laune.



- Natalie Merchant. Gitta und Christoph haben mich mitgenommen, guter und abwechslungsreicher Abend mit einem phantastischen Platz, von dem ich den Musikerinnen genau auf die Finger sehen konnte.

- Zotos Kompania im b-flat. Das alljährliche Rembetiko-Weihnachtskonzert. Wieder Tsitsanis, Jenitsaris und Vamvakaris tanken.



- Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen im Monarch Club. Es ist einfach: Wenn die Liga spielt, einfach hingehen. Eine sehr vergnügte Hopsparty, leider vermitteln die LPs nie so richtig, was für eine grandiose Liveband die Liga ist. Im Vorprogramm Pete Astor, der mich allein mit Gitarre erst nicht ganz überzeugte, die Stücke mit Band waren dann aber sehr gut.




Sonntag, 24. Dezember 2023

24. Warmer Dezember

 Als letztes Lied im Adventskalender ein Weihnachtslied, gesungen von Samara Joy, einer jungen und sehr guten Jazzsängerin.

Wir hatten dieses Jahr Lieder aus neun Ländern, etwa die Hälfte tatsächlich aus dem Jahr 2023, stilistisch breit gefächert. Vielleicht war ja auch etwas für Euch dabei.


Samstag, 23. Dezember 2023

23. DC Spezial

 Eine unerwartete Platte 2023: Die großen Scream haben nach langer Pause wieder eine LP aufgenommen.  Mitte der Achtziger habe ich die „This side up“-LP rauf und runter gehört, Jahre gebraucht, bis ich die Anfangsakkorde von „Bet you never thought“ endlich nachspielen konnte, die Band immer wieder live gesehen. Selten habe ich mich nach Konzerten so voller Energie gefühlt.

Die Band ist älter geworden, aber sie hat noch all das, was ich damals an ihr geliebt habe. Punk rock als eine Community. Kent Stax, der Schlagzeuger, ist im September gestorben. In dem Video sieht man ihn noch. Und am Anfang bin ich erschrocken, als ich Pete Stahl sah, nur um festzustellen, dass er zwar dreißig Jahre älter geworden ist, aber noch genauso gut wie früher. 

Donnerstag, 21. Dezember 2023

22. Katholisches Mädchen aus Syros

 Dieses Jahr kann der große Markos nicht auf der Liste fehlen, schließlich habe ich mich auf seinen Spuren nach Syros begeben. Ich habe schon ausführlich beschrieben, wie es mir nicht gelungen ist, die verschiedenen Orte, die in Φραγκοσυριανή genannt werden, zu erwandern. Aber ich kann mir immer das Lied anhören von dem Mädchen aus Syros, das Markos das Herz verzaubert hat. 

Mittwoch, 20. Dezember 2023

21. Schmetterling

 Ziemlich genau ein Jahr ist dieses Lied der fantastischen Team Scheisze alt. Wir bleiben bei den Insekten, anders als bei dem gestrigen Lied des Adventskalenders keine feine Frauenstimme, sondern ein unflätiger älterer Herr zu allgemeinem Herumgeboller. Gestern hätte ich dieses Lied anstelle meiner meisten (dienstlichen) Interaktionen singen können, der Tag wäre besser gewesen. 

Ich bin ein fucking Schmetterling

flatter flatter flapp flapp

Deine Probleme sind nicht meine Probleme


Dienstag, 19. Dezember 2023

20. Die Käfersammlerin

 Haley Heyndrickx war vor fast genau zwei Jahren schon im Adventskalender, damals mit ihrem Gartenlied. Neues gibt es von ihr leider nicht (aber vielleicht nächstes Jahr), trotzdem mag ich diesmaldas immer wieder gern gehörte Lied von der Käfersammlerin hier noch einmal einstellen. Zum einen, weil Heyndrickx einfach eine tolle Musikerin ist, deren Lieder - ich schrieb es bereits - in allen Indiekneipen rauf und runter gespielt werden müssten. Zum anderen, weil das Lied mit der Beschreibung der verschiedenen Käfer, die aus der Wohnung entfernt werden, um dem Gegenüber einen guten Tag zu bereiten, dunkelschön und groß ist.


Montag, 18. Dezember 2023

19. Eingebettetes Chaos

 Eigentlich gehört das in das letzte Jahr, weil ich 2022 wirklich viel Mamani Keïta gehört habe. Dieses Lied war aber auch 2023 ein Favorit, ich mag auch das Video gerne. Man hat den Eindruck, alle hatten Spaß.



Sonntag, 17. Dezember 2023

18. Ich und meine Freundin

 Schon von 2020, bin aber erst dieses Jahr drübergestolpert. Malia singt schöne Retro-Soul-Stücke, dieses hier ist aber ein besonders netter Ohrwurm.


Samstag, 16. Dezember 2023

17. Du taugst nichts

 Heute gehen wir sechzig Jahre weit zurück, in das Jahr 1963. Betty Everett hat in den USA einen Hit mit You‘re no good. Mir ist das Lied zum ersten Mal dieses Jahr untergekommen und es gefällt mir gut.


16. Casanova

 Der gute Sean McGowan hat es gerade nicht leicht, weil sein (Fast-)Namensvetter gestorben ist. Aber Sean, nicht Shane, ist noch reichlich jung und wird sich wahrscheinlich nicht so zugrunde richten wie sein berühmter Kollege. Ich habe ihn vor fünf Jahren das erste Mal live gesehen und seitdem nicht mehr verpasst. Folkrock, der alles, was ich an Britpop mag, mit aufnimmt. Sean verdient sich gerade sein Geld noch mit Jobs als Friseur und Barkeeper, er hat aber im April seine zweite LP in Eigenregie herausgebracht, die ich sehr gerne höre. Ein netter Kerl ist er dazu auch.


Donnerstag, 14. Dezember 2023

15. Niemals

 Nicht viel neue afrikanische Musik, dieses Jahr, ich brauche ja immer einen Anstoß dazu. Bongeziwe Mabandla habe ich aber immer wieder gehört. Es gibt eine neue Platte, wieder ein paar nette Sachen dabei. Eigentlich so gar nicht meine Musik, aber irgendetwas finde ich sehr faszierend daran.

Mittwoch, 13. Dezember 2023

14. Einer von den Jungs

 Nach langer Pause mal wieder Neues von Sonic Boom Six. Sicher die Band, die mich davon abgehalten hat, immer nur alten Kram zu hören, sondern sich lieber auch auf neue Bands and Genres einzulassen, auch wenn es zunächst schwer fällt.

Wie schon the Damned arbeiten sie sich an der britischen Politik ab. Nächstes Jahr soll es ein neues Album geben, ich bin gespannt.

Dienstag, 12. Dezember 2023

13. Wir waren die Haters für einen Tag

 Den Sommer haben wir zwei Wochen nahe Stockholm in den Schären verbracht. Grund genug, ausgiebig Thåström zu hören. Die Reise zum Skebokvarnsvägen, seiner Jugendadresse in Stockholm, oder zur Pizzeria Oasen, wo sich die schwedische Punkszene formierte, habe ich dann aber nicht gemacht.

Von dem Skebooksvarnsvägen-Album stammt der folgende ruhige Song, in dem Thåström beschreibt, wie er seine erste Punkband gründete, The Haters, und wie sie für einen Tag die Haters waren (wenn Wikipedia recht hat, waren sie es sogar drei Tage, dann benannten sie sich in Ebba Grön um). 

Man muss kein schwedisch können, um die melancholische Jugenderinnerung nachvollziehen zu können. Im Refrain erinnert er sich an das Getränk der Stunde - billigen Wein aus dem Staatsmonopolladen Systembolaget mit dem pikanten Terpentingeschmack.

Montag, 11. Dezember 2023

12. Das Lied der Weide

 Vor fünfzig Jahren veröffentlichte das britische Hammer-Studio, das vor allem mit seinen Dracula-Filmen bekannt geworden war, den Film The Wicker Man, der sicher einer der merkwürdigsten Filme des Studios ist, und der im UK Kultstatus hat. Ein Polizist kommt auf die Summerisle, um das Verschwinden eines Mädchens aufzuklären, und stößt dort auf merkwürdige heidnische Riten. Ich habe den Film dieses Jahr zum ersten Mal gesehen; er hat einen interessanten Folk-Soundtrack, Willow‘s Song begleitet eine Szene, in der Willow, die Tochter des Gastwirts, den Polizisten, der sich betend in seinem Zimmer verschanzt hat, zu becircen versucht. (Man kann es nicht anders als verstörend nennen, es gibt wenig, was sich mit dieser Mischung aus spekulativem low-budget Film und wirrem Folk-horror vergleichen ließe.)

Aber das Lied hat auch so seinen Reiz.

Sonntag, 10. Dezember 2023

11. Das sind Tage

 Die liebe Gitta hat mich zu Halloween zum Natalie Merchant-Konzert mitgenommen. Ich kann jedem nur empfehlen, sich Konzertkarten von Gitta besorgen zu lassen, wir hatten wirklich die besten Plätze. Natalie Merchant hatte ein eigenes Streichquartett dabei, das Konzert war lang und sehr gut. Das Video ist von der Tour (leider hatten die Streicherinnen bei dem Lied Pause) und gibt einen ganz guten Eindruck von dem Bühnengeschehen


Samstag, 9. Dezember 2023

10. Ich kann nicht glauben, dass wir hier sind

 Es gibt Lieder, die begleiten einen über Jahrzehnte. Freak scene von Dinosaur Jr ist so eines. Ich hab die Band einmal gesehen (es war wohl 1987, weil ich selbst nach München gefahren bin, und mich beim Rückweg komplett verfahren habe). Das Konzert war laut und kurz, J, der Sänger und Gitarrist, hatte irgendwann keine Lust mehr und lehnte seine Gitarre gegen den Gitarrenlautstärker, was eine unglaubliche Rückkopplung verursachte, und verließ die Bühne. Bassist und Schlagzeuger spielten einfach noch fünf Minuten weiter. Wilde Zeiten.

Bei Alex auf dem Blog begegnete mir J, der Gitarrist, mit einem vollkommen neuen Lied. Alex schreibt dazu: Wer jetzt nicht lächelt, lächelt nimmermehr.* Und tatsächlich, das Lied knüpft an die Neunziger an, ist aber nicht nostalgisch. J ist gut gealtert. Ich kann nicht glauben, dass wir hier sind.


Freitag, 8. Dezember 2023

9. Du Schatten

 Was wäre der Adventskalender ohne Josienne Clarke? Ihre Musik hat mir zu Pandemiezeiten geholfen, einigermaßen bei Verstand zu bleiben und mir auch ein Universum an Folkmusik und -künstlern erschlossen, die ich vorher nicht kannte. Dieses Lied ist ein Sharon van Etten-Cover, das im letzten Jahr ausgiebig gehört wurde.  (Wer eher ein Indielied zum Gattenmord von ihr sehen will, dem sei dieses Video empfohlen.)


Wenn alles klappt, setzen wir uns im Februar in den Zug nach Den Haag, um Clarke auch mal live zu sehen. Freu mich schon drauf. 

Donnerstag, 7. Dezember 2023

8. Die Bauernhofkatastrophe im Mittleren Westen

 Noch ein Abstecher fünfzig Jahre zurück. Bis vor ein paar Wochen hatte ich noch nie etwas von Bob Martin gehört. Auf Social Media postete ein Musikjournalist ein Bild des Covers der LP von 1972, mit der Bemerkung, dass die Platte hält, was das Cover verspricht. Neugierig wie ich bin, hörte ich mal rein. Die LP ist irgendwo zwischen Blood on the tracks, After the gold rush und frühem Springsteen, unglaublich. Nicht unbedingt das, was ich ständig höre, aber gefällt mir gut. Bob Martin starb letztes Jahr, hat auch noch im Alter ein paar schöne Platten gemacht.


Mittwoch, 6. Dezember 2023

7. Trink

 Schon der siebte Tag des Adventskalenders und die geneigte Leserinnenschaft fragt sich sicherlich, was denn der Punkrockknaller des Jahres 2023 war. Keine Sorge, kommt schon. Die Destroy Boys sind gerade ziemlich angesagt, fürs Konzert habe ich gar keine Karte mehr bekommen. Schönes Lied, gute Band, auf die mich mein Ältester aufmerksam gemacht hat.

Dienstag, 5. Dezember 2023

6. Das Glaubensbekenntnis der Grille

 Auch schon vier Jahre her, dass ich die fantastische Julii Sharp live gesehen habe. 2023 hat sie - endlich !-  ihre erste CD herausgebracht, nur über verschlungene Wege aus Frankreich zu erwerben. Sehr gerne und viel gehört in diesem Jahr.


Montag, 4. Dezember 2023

5. Alles ist kostenlos

 Nach einem Abstecher in die Vergangenheit heute wieder kontemporäres. Lady Nade mit Everything is free now, in einer Liveaufnahme. Ich habe den spröden Americana-Folk von Lady Nade im letzten Jahr sehr zu schätzen gelernt. Nächstes Jahr soll‘s eine neue Platte geben, ich bin gespannt. (Das Original des Lieds ist von Gillian Welch, auch eine interessante Sängerin.)


Sonntag, 3. Dezember 2023

4. Befreiungs-Unterhaltung

 Nach drei eher neuen Stücken ein Track, der so alt ist wie ich. Marlena Shaw kannte ich bislang nicht, bin dieses Jahr auf sie gestoßen, als ich mich quer durch 60s Soul gehört habe. Fantastische Frau, fantastische Lied, mit dem Text ist alles gesagt. A genggenggenggenganggonggeng.



Samstag, 2. Dezember 2023

3. Vorsicht vor dem Clown

 Die alten Herren von the Damned habe ich dieses Jahr auch mal wieder live gesehen. Der Sound war leider nicht wirklich gut, aber auch wenn das Konzert nicht weltbewegend war, haben the Damned 2023 ein wirklich gutes Album herausgebracht. Hätte ich so nicht erwartet, knüpft an die eher psychedelische Phase der Band Anfang der Achtziger an.

Beware of the Clown ist, wie ich beim Heraussuchen des Videos feststelle, ein politisches Lied. Captain Sensible darf einen englischen Premierminister spielen. (Und nein, der Bassist sieht nur aus wie Karl Lauterbach in Lederjacke, es ist Paul Gray, der auch schon in den Achtzigern dabei war.)


Freitag, 1. Dezember 2023

2. Dein kleiner Hintern

 Frau Tikerscherk hat Anfang des Jahres verschiedene französische Musik vorgestellt und ich hab mich da mit Interesse durchgehört. Hängen geblieben bin ich bei ein paar R&B Diven, darunter auch Lynn, die diesen kurzen und netten Titel aufgenommen hat (wenn auch schon vor ein paar Jahren). 

 Wenn man Spotify trauen kann, eines meiner meist gehörten Lieder dieses Jahr, kommt wahrscheinlich auch hin.