Sonntag, 17. August 2014

52 Bücher: Der Antipapst

1. Das Fellmonsterchen hat wieder eine Devise für die Buchrezensionen ausgegeben: Ein Zauberbuch. Das macht es wieder schwierig, zumindest im öffentlich zugänglichen Teil meines Bücherschrankes passt da nichts so recht... Aber, halt, da kommt mir der rettende Gedanke: Irgendwo muss doch noch die Brentford-Trilogie bei mir herumstehen. Da geht es magisch genug zu.

2. Robert Rankin ist im UK ein relativ bekannter Autor, der eine Art humorvolle Fantasy schreibt. Die Standardvergleiche sind normalerweise mit Terry Pratchett, wobei ich das nicht beurteilen kann, weil ich von Pratchett nix gelesen habe.  Seine ersten Romane spielten in Brentford, einem Vorort von London.  Fantasy-untypisch dreht sich die Handlung zumeist um den Flying Swan, einen Pub, in dem sich die zwei Helden Jim Pooley und John Omally treffen.  Diese beiden sind eher unsolide Charaktere, die sich für Pferderennen und eine Sportart namens Schrebergarten-Golf interessieren. Der Antipapst, das erste Buch der Brentford-Trilogie, wurde Anfang der Achtziger geschrieben; man kann sich das Setting als so eine Art Fawlty-Towers-England vorstellen. Ein Teil der Späße ist auch durchaus auf dieser Ebene. Soweit, so wenig zauberhaft.

3. Die Handlung nimmt Fahrt auf, als Archroy, ein anderer Dorfbewohner, feststellen muss, dass seine Frau sein Morris Minor gegen drei magische Bohnen eingetauscht hat. Er trifft bald auf einen Landstreicher, der sich im Laufe der Handlung als eine Reinkarnation von Alexander Borgia entpuppt. Ein weiterer Bewohner der Stadt, Soap Distant, ist inzwischen dabei, seinen Weinkeller so auszubauen, dass er sich bis zu den Pforten der Unterwelt graben kann  (der unmittelbare Effekt seiner Bemühungen ist zunächst, dass der gesamte Brentford-Themse-Kanal abfließt).

4.  Von da an wird die Handlung vielleicht etwas unrealistisch. Papst Alexander VI gründet eine Art satanische Kirche, die in Brentford großen Anklang findet. Pooley und Omally suchen Rat bei Professor Slocombe, der in der Tat einige zauberische Eigenschaften hat, und können schließlich die Bedrohung für die Stadt abwenden. Die Hälfte der Handlung spielt allerdings weiter im Flying Swan, wo Omally und Pooley versuchen, sich vor dem Bezahlen ihrer Zeche zu drücken und in den Allotments, den Schrebergärten der Dorfbewohner.

5. Der Reiz des Buches besteht in diesem Nebeneinander eigentlich inkompatibler Handlungsstränge. Wenn man eine Neigung zu englischem Humor hat, wird man hier sicher auf seine Kosten kommen. und trotz des Humors wird die Fantasygeschichte ernst genommen (und ist durchaus spannend!).

6. In Deutschland ist Rankin anscheinend nicht sonderlich bekannt. Ich hatte das Buch auf englisch gelesen und jetzt beim Nachsehen gemerkt, dass es offenbar keine aktuelle deutsche Ausgabe gibt. Die deutsche Ausgabe war bei Bastei-Lübbe und die verfügbaren Rezensionen beschweren sich alle über die lausige Übersetzung. Ich habe die Befürchtung, dass diese Art von Humor bei einer schlechten Übersetzung nun überhaupt nicht funktioniert. Die englische Ausgabe kann ich aber nur empfehlen.

10 Kommentare:

  1. Hört sich herrlich durchgeknallt an. Schade, dass es keine gute deutsche Übersetzung gibt. Müsste ich vielleicht doch mal wieder etwas auf Englisch lesen...
    LG
    Katrin aka Projektmuddi

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    1. Ich kann mich dieser Meinung nur anschließen.. Mehr gibt's da nicht mehr zu sagen :)

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    2. Der zweite Teil handelt von einem schwebenden Kamel, der Arche Noah, einer satanischen Dartmannschaft und der Invasion von feindlichen Aliens. Die Handlung spielt trotzdem weitgehend im Flying Swan...

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    3. Auja. Muss lesen, muss lesen...

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  2. Rankin kannte ich bislang nicht, aber als Pratchett-Fan finde ich deine Beschreibung sehr interessant.
    LG
    Sabienes

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  3. Begrüße Sie, Herr Ackerbau ! Die Trilogie kenn ich auch nicht, obwohl ich für das Genre durchaus was übrig habe

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  4. Rankin scheint in Deutschland wirklich ein Geheimtipp zu sein, obwohl er ca. 30 Bücher veröffentlicht hat, die im UK sehr erfolgreich sind. Allein die Trilogie umfasst (je nach Zählung) 7-9 Bände. Ich habe nur die ersten drei gelesen, die man aber durchaus weiter empfehlen kann. Die weiteren Bücher haben dann so Titel wie "Nostradamus aß meinen Hamster", "Armaggedon - das Musical" oder "Rosenkohl des Zorns"...

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    1. Ich kann es nicht oft genug an den unterschiedlichsten Stellen wiederholen -eine mehrbändige Reihe nennt sich nur bei drei Bänden Trilogie. Zwei sind eine Dilogie. Vier eine Tetralogie. Danach kommen Pentalogie, Hexalogie, Heptalogie, Oktalogie und... warte, bei Neun weiß ich es nicht mehr, aber man zählt jedenfalls auf griechisch. Aaah! Die Namen der Fortsetungen hören sich schon so schön durchgeknallt an o.O die muss ich wirklich mal ins Visier fassen :)

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    2. Hihi, mir musst du das nicht sagen, beschwer dich bei Rankin und seinem Verlag.... "Der fünfte Band der Brentford-Trilogie" verursacht bei mir auch ein Gefühl, als wenn jemand mit Fingernägeln über eine Tafel kratzt... Passt aber zu den Büchern....

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    3. Hmm, stimmt, so durchgeknallt Bücher dürfen sich auch mal abseits der norm bewegen...

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