Mittwoch, 4. Januar 2017

Bosch in der Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie Berlin hat derzeit in Zusammenarbeit mit dem Kupferstichkabinett eine Ausstellung zu Hieronymus Bosch. Zwar hat die Ausstellung nicht viele Originale aufzubieten, aber sie ist trotzdem zu empfehlen. Insbesondere ist sie eine recht gute Ergänzung zu der Großausstellung in s-Hertogenbosch letztes Jahr.

Das Kupferstichkabinett hat wohl sehr viele der Zeichnungen Hieronymus Boschs, davon werden aber immer nur ein oder zwei gezeigt. Daneben wurden zahlreiche Kupferstiche nach Brueghel und von Zeitgenossen Boschs ausgestellt. Die Gemäldegalerie hat das Bild "Johannes auf Patmos" als Original, allerdings wurden zusätzlich eine Anzahl von Kopien ausgestellt: Das Weltgerichtstryptichon in der Kopie von Cranach, eine Kopie des Tryptichons "Die Versuchung des heiligen Antonius", eine Kopie der Mitteltafel des "Garten der Lüste" sowie eine Kopie der "Anbetung der Könige". Aus meiner Sicht lohnen sich dafür auf jeden Fall die Fahrt zum Potsdamer Platz und die EUR 10 Eintritt.

Wenn man nicht weiß, dass dort die Ausstellung ist, wird man sie nicht ohne weiteres finden; es gibt keine große Werbung dafür, auch in der Eingangshalle der Gemäldegalerie ist nur ein kleiner Hinweis. Überhaupt hat man das Gefühl, dass die Ressourcen für Museen derzeit eher auf der Museumsinsel eingesetzt werden: wirklich schade, denn die Gemäldegalerie hat schon einen beachtlichen Bestand von Werken von Bosch, Botticelli, Canaletto, Rubens, Rembrandt, Michelangelo....

Die Kopie der Mitteltafel des "Gartens der Lüste" dürfte etwa die Originalabmessungen (1,95x2,20) gehabt haben, normalerweise ist man ja von Bosch eher kleinere Tafeln gewohnt. Man kann vor dem Bild einige Zeit verbringen, auch und gerade, wenn man es ein bisschen besser kennt. Schön, dass ganze einmal in groß zu sehen und nicht nur als verkleinerte Reproduktion. Immer wieder eine Freude, sich die verschiedenen Vögel in dem Bild anzusehen.

Die "Versuchung des heiligen Antonius" war Mitte des 19. Jahrhunderts als Original aufgekauft worden, man stellte aber bald fest, dass es nur eine Kopie war. Hier sind einige deutliche Abweichungen zum Original zu erkennen, trotzdem war es sehr schön, ein paar der Lieblingsgestalten auch einmal unmittelbar zu sehen. Dies umso mehr, als das Bild in der niederländischen Ausstellung gar nicht vorhanden war.


(Im See kämpft, von vielen Soldaten beobachtet, ein Ritter gegen ein Seeungeheuer.)


(Der Kiezschreiber mit seinem Redaktionsbiber.)

Ebenso das "Weltgericht", das in Berlin in einer Kopie von Cranach ausgestellt wird. Ein einigermaßen verstörendes Werk, mit interessanten Einzelheiten. Auch hier gilt: Vor dem Bild zu stehen ist aufschlussreicher, als sich verkleinerte Reproduktionen anzusehen.




Auch nur in Kopie die "Anbetung der Könige". Aber ich habe mich gefreut, den merkwürdigen halbnackten vierten König auch einmal unmittelbar zu sehen, auch dieses Bild war ja in den Niederlanden nicht dabei.

Enttäuschend war das Original  "Johannes auf Patmos". Das war auch in den Niederlanden ausgestellt worden, dort allerdings so, dass man auf der Rückseite die filigranen Malereien auf dem schwarzen Rand deutlich erkennen konnten. In Berlin reflektierte das Licht auf der lackierten Fläche, so dass man nur wenig sah, selbst wenn man wusste, was hier zu finden sei. Die Spiegelungen machten es auch bei anderen Bildern unmöglich, bestimmte Einzelheiten zu erkennen (sehr zu meinem Missvergnügen vor allem auch beim "Garten der Lüste").

Im Anschluss dann noch einmal der Gang durch die Gemäldegalerie, thematisch passend waren noch die "Niederländischen Sprichwörtern" von Brueghel, dem ich diese nette Vignette verdanke:


2 Kommentare:

  1. Aaaaaaaaaaaaaaah, wäre ich gestern an meinem freien Tag mal lieber da hingegangen... Stattdessen war ich in einer sehr enttäuschenden Ausstellung im Martin Gropius Bau namens +ultra, die in der Beschreibung super spannend klang, aber dann doch nur ein Sammelsurium an "Natur macht so - Mensch baut so nach" bot... und dafür hatte ich den fiesen Hagelschnee trotzen müssen. Ich hätte also nur ein paar Bushaltestellen weiter fahren müssen... Danke für die Auffrischung meines Gedächtnisses! Ich hätte es wissen müssen!!!!

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    1. Dann hätten wir uns gestern dort getroffen. Und beim Sprichwörter-Brueghel habe ich eh an dich gedacht...

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