Sonntag, 19. Februar 2017

Alte Flummies hüpfen hoch

Mein Bruder Michali mag die Subhumans sehr gerne. Nachdem ich letzthin zu ihm nach Bayern gekommen bin, um mir die UK Subs anzusehen, kam er nun nach Berlin, damit er die Subhumans auch mal live sehen kann. In den frühen Achtzigern waren die Subhumans neben Crass sicher die bekannteste Anarchopunk-Band. Anders als die zugegebenerweise faszinierenden Dogmatiker von Crass hatten die Subhumans allerdings auch einen ausgeprägten Sinn für Humor. Musikalisch stachen sie ohnehin aus der eher deprimierenden England-Punk-Szene der Achtziger heraus.

Eher zufällig ergab es sich, dass wir uns für das Konzert auch mit Blognachbarin Frau Kirschblüte verabredeten. Da wir uns noch nicht begegnet waren, schickte ich ihr vor dem Losgehen ein Küchentischselfie von M. und mir. Als Antwort kam nur, dass sie nach den Ackerbau-Yetis Ausschau halten werde. Das Treffen war dann auch kein Problem. Ich bekam sogar ein selbstgemachtes Gastgeschenk, ein Unikat:

(Ein gewisses sich leitmotivisch wiederholendes Thema zumindest auf der Yeti-Seite war allerdings, dass wir aufgrund beginnender Altersweitsicht größere Probleme hatten, die Aufschrift genau zu entziffern. Rentner-Punk rules.)

Das Konzert im Cassiopeia begann mit dem dänischen Trio Them Bailers. Ich würde mal sagen, dass sie Screamo-Sludge-Metalcore spielten. Der Schlagzeuger machte so Metal-Doublebass-Geboller, obwohl er gar keine Doublebass hatte. Der Gitarrist kreischte dazu, der Bassist gurgelte. Das war irgendwie nicht so meines, auch wenn einige Lieder ganz interessante Teile hatten. Danach die dänischen Wayl. Auch ein Trio, auch wieder ein Bassist mit einem Matratzenbart. Frau Kirschblüte meinte, das seien die dänischen Green Day, und das traf es ganz gut. Schön melodischer Hardcore, gut gesungen, kompetent gespielt (ich bin immer wieder erstaunt, wie gut die neuen Band alle technisch sind. Vor 25 Jahren wäre man komplett aus dem Häuschen gewesen ob der Kunst und des Songwritings). Der Bassist wollte ein bisschen Konversation machen und fragen, wer schon mal in Dänemark war etc. Das Berliner Publikum reagierte berlinerisch: "Halt die Fresse und spiel!" Die Dänen ließen sich aber zurecht nicht stören. Sie hatten auch eine der schönsten Konzertansagen, die ich bislang gehört habe: "The next song is about waiting. It is called.... 'Waiting' " Keine weiteren Fragen.

Schließlich die Subhumans. Dick Lucas, der Sänger, muss auch schon deutlich über 50 sein, hat aber immer noch die Statur eines spillerigen hyperaktiven Teenagers. Der Bassist dagegen war eher gemütlich, es war aber ein Vergnügen, seinen Fingern zuzusehen. Lucas hüpfte von Anfang an über die Bühne wie ein Flummie, der Sound war gut. Ich kannte die meisten Lieder von früheren Zeiten, fand sie aber live tatsächlich noch ein Stück besser; die Platten in den Achtzigern waren soundtechnisch nicht unbedingt optimal. Beim Konzert fiel mir auch auf, dass die Lieder wesentlich komplexer waren, als ich sie in Erinnerung hatte. Vor der Bühne hüpften einige Unentwegte herum, in der Yeti-Zone weiter hinten blieb es eher bei gelegentlichem Mitwippen. Die Band war auf jeden Fall fantastisch, nach etwa eineinhalb Stunden hatte sie das Publikum an die Wand gespielt.

Meine Fotografierversuche waren nicht erfolgreich, mich tröstet nur, dass auch Frau Kirschblüte nicht viel bessere Fotos geschafft hat (hier kann man allerdings Fotos vom Profi sehen)

Nach dem Konzert noch ein bisschen beim Merchandising rumgelungert, neben T-Shirts gab es eine Auswahl an Band-Babystrampler und selbstgestrickten Kinderpullis. Nett.

Ein schöner Abend, mal sehen, ob die Rentner-Punk-Konzertreihe dieses Jahr noch weiter geht.

10 Kommentare:

  1. Du bekommst schon Punkrente? Mein Antrag wurde abgelehnt.

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  2. Jepp! War ein sehr feiner Abend mit den Ackerbau-Yetis und mit einer klasse Band, die ich live tatsächlich noch mehr mag als auf CD.

    Und natürlich braucht es den Querverweis, damit wir alle auch weit nach Rentenalter noch wissen, worauf sich das mit dem Button bezieht... LOL:

    http://ackerbaupankow.blogspot.de/2017/02/tatowiervorschlag.html
    http://ackerbaupankow.blogspot.de/2017/02/meine-ersten-berliner.html (in den Kommentaren liegt der Schlüssel)

    Bin für weitere gemeinsame Konzerterlebnisse gerne zu haben!

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    1. Gerne! Vielleicht können wir ja mal Ole locken?

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    2. Das müsste dann an einem Alinchen-tauglichen Ort sein, vermutlich eher Open Air oder wir organisieren einen Fotowettbewerb unter einer Brücke nach Wahl mit vorherigem Bierkonsum! Wäre auf jeden Fall dabei!

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    3. welche rentner konzerte wären noch übrig? razzia fehlt noch und wenn man rajas glauben kann dürfen die auch manchmal noch raus. bei nem beton combo revival wär ich auch mit dabei. das mit dem yeti stimmt nicht mehr so ganz madame kirsche. hab durch zufall meinen rasierer wieder gefunden und eingesetzt, der nikolausbart ist ab

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    4. Aha. Die Yetigeneration rasiert sich sogar die Bärte ab, um einen Grund zu haben, neue Selfies machen zu dürfen... hehe... Bei Razzia wäre ich auch gerne dabei, aber wann spielen die in Berlin?

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    5. Alichen passende Konzerte zu finden wird schwer. Es sei denn es gibt Hundesitzplätze.
      So langsam geht es ja mit dem gucken besser dann traue ich auch mal wieder raus.

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    6. Vielleicht kann Herr Ackerbau uns in seinem Zen-Garten im Sommer mal eine Kostprobe seiner eigenen musikalischen Fähigkeiten zum Besten geben... Da kann Alinchen sich dann ggf. hinterm Komposthaufen verstecken oder Kartoffeln ausbuddeln, wenn ihr das zu bunt wird.

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    7. oder Angst und Schrecken bei den Katzen auslösen.

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