Freitag, 8. September 2017

Große Eier, echter Bayer

Meine Streifzüge durch die Schellackplatten-Archive bei Archive.org sind ja nicht sonderlich beliebt, was für einen so klickorientierten Blog wie diesen natürlich ein Problem darstellt. Aber es hilft ja nicht, jetzt wird es noch ein bisschen schlimmer, wir können uns nämlich den Wahnsinnigen der Schellack-Interpreten widmen.

Vor ein paar Jahren habe ich mal Lieder von Exilgriechen in Chicago vorgestellt, die griechische Volksmusik mit Banjo aufgenommen haben, ähnliches gibt es auch von anderen amerikanischen Einwanderergruppen. Die deutschstämmigen Einwanderer bemühten sich redlich, allen Klischees gerecht zu werden, was das Lied von dem "Schnitzelbank" beweist. Von der Struktur her ist es ein Lied, bei dem jeweils die Reimworte des letzten Verses wiederholt werden, so wie bei "Drunt in der grünen Au". Da ich hier ja auch noch selbst etwas bei jedem Post lerne, habe ich festgestellt, dass "Schnitzelbank" eine Art des Bänkelsanges ist, die wohl in der Schweiz (und in den USA) noch populär ist.  Offenbar kannten die deutschen Einwanderer diese Tradition auch. Wer das Lied anhört, kriegt auch eine Idee, woher die Anregung für das Lied der Schlümpfe kam. 1935 muss ein gutes Jahr für den Schnitzelbank in den USA ewesen sein, denn wir finden gleich zwei Versionen dieses Liedes, mit leicht abweichendem Text.

The Gaiety Trio Schnitzelbank . Das Gaiety Trio schafft es "gute Butter" und "Schwiegermutter" zu reimen, des Weiteren "gutes Bier" und "alter Stier". Und natürlich "große Eier" und "echter Bayer", "schöne Frau" und "fette Sau". Man muss es selbst gehört haben (bzw. eigentlich sollte man es vermeiden, sich das anzuhören).

Etwas anders dagegen Ivan Frank's Hofbrau Band aus dem gleichen Jahr. Hier reimt sich "kreuz und quer" auf "Schießgewehr", "Wagenrad" auf "krumm und grad", "großes Glas" auf "Ochsenblas", "Langemann" auf "Tannenbaum", und einige Wörter, die ich beim besten Willen nicht identifizieren kann. Ich habe mir das gerade zum wiederholten Male angehört, um den Text zu dechiffrieren, sagen wir mal so, die Katzen haben schnell den Raum verlassen.

In etwas vertrautere Bereiche kommen wir dann in den 50er Jahren mit den Weidler Brothers und der Schnitzelbank Polka. Gesungen wird jetzt auf Englisch mit deutschem Akzent. "Oh de Schnitzelbank-Polka makes them happy". Irgendetwas mit Bier und Brezn und Peanuts und Sauerkraut und schon passt es. Die Folklore gefällig gemacht, die Sänger als lustige Deppen präsentiert. Deprimierend. 

4 Kommentare:

  1. "Schnitzelbank" ist eindeutig von Monty Python. Da lege ich mich jetzt einfach mal fest. Das kann nur ironisch gemeint sein.

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    1. Ist der hier aus Schweppenhausen? (Ja, der ist aus Schweppenhausen.)
      Hat man dort nicht große Flausen? (Ja, dort hat man große Flausen.)

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  2. "Schnitzelbank" ist groß. Ich denke, der Texter musste verschiedene Drogen gleichzeitig konsumieren, ansonsten bekommt man so ein Meisterwerk der Beklopptheit nicht zustande.

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