Mittwoch, 7. Dezember 2022

8. Karstadtdetektiv

 Eine der erstaunlichsten Entdeckungen dieses Jahrs war für mich die Rückkehr des Deutschpunks. Eigentlich war Deutschpunk nie weg, aber es gab eigentlich seit mindestens einem Vierteljahrhundert wenig Grund, sich mit ihm zu beschäftigen. Wenige Genres sind musikalisch dürftiger und kreativ eingeschränkter. (Ich darf das sagen, habe ich doch auch Jahrzehnte in einer Deutschpunk-Band gespielt.)

Aber dann kommt eine Combo mit dem unsäglichen Namen Team Scheiße und legt mit Karstadtdetektiv eines der eingängigsten, witzigsten und (ich trau‘s mich ja gar nicht zu sagen) anrührendsten Lieder des Jahres hin. Während man bei Deutschpunk eigentlich immer nach 10 Sekunden weiß wie das Lied weitergeht und endet, erwischt einen Karstadtdetektiv in kürzester Zeit mindestens zweimal auf dem falschen Fuß. Und: einmal gehört, singt man es wochenweise vor sich hin. (Selbst Frau Ackerbau, die solche Musik wenig schätzt, hat sich bei mir beklagt, dass es ihr auch so geht.)

Und noch etwas: Ich hatte von der Band im Laufe des Jahres irgendetwas gelesen, hatte trotz des Namens kurz reingehört, fand es furchtbar. Dann kam J.J., der mir eigentlich sonst eher Jazz-Tipps gibt, und hat mir den einsamen Detektiv ans Herz gelegt und es hat gepasst. Bei den vielen Sachen, die es gibt, braucht man manchmal jemanden, der einen dazu bringt, etwas mit offenerem Herzen und Hirn zu hören. (Wenn dieses Blog manchmal diese Funktion hat, wäre es schön.)


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