Samstag, 10. Mai 2014

Die Nacht der langen Bärte

Frau Ackerbau und ich waren mal wieder auf einem Konzert. Letztes Jahr bei Frank Turner spielte eine Vorband, die wir beide nicht kannten, die aber vor allem Frau Ackerbau gut gefiel. Lucero aus Memphis, Tennesee, die eine Mischung aus Südstaatenrock und Springsteen-Americana spielten. Normalerweise nicht unbedingt mein Fall, aber live machte das großen Spaß. Also große Freude, als Lucero wieder für Berlin angesagt waren.

Bei der Vorgruppe waren zunächst nur etwa 20 Leute da, es füllte sich dann aber nach und nach. Opener waren North Alone, ein Gitarrist und Sänger, begleitet von einem Violonisten. Die Musik war  kraftvoller Folk auf der akustischen Gitarre, mit englischen, manchmal etwas pathetischen Texten. Das ist gerade in der Punkszene gerade relativ in, was mir auch sehr gut gefällt (als ich das mit meinen Kollegen in den 90ern auch versucht habe, war die Zeit wohl noch nicht reif....). Frank Turner war sicher einer der Auslöser für diese neuerliche Welle, auch wenn er jetzt ganz andere Dinge macht. Manuel Sieg, der Gitarrist von North Alone hat wohl auch mit Turner-Coverversionen begonnen. Machte Spaß ihm zuzuhören, ich habe mir dann auch noch ein T-Shirt gekauft (hübsch, nicht?), auf dem "Verstreu meine Asche auf dem Meer"* steht. Mit "Wenn ich auf dem Boot sterbe"-Themen kriegt man mich eben immer. Das North Alone-Lied Scatter my ashes into the sea ist zwar thematisch etwas nahe am berühmten "Rührseligen Cowboy", wie der Experte bemerkt, aber wirklich ein tolles Lied. Geht mir jetzt die ganze Woche schon im Kopf rum.  Eine tolle Band, was mir besonders gut gefallen hat, war das Zusammenspiel von Violine und Gitarre. Ich hatte nach dem Konzert Gelegenheit, ein paar Worte mit Violonisten So-Kumneth Sim zu wechseln, der klassisch Geige gelernt hat und seit etwa einem Jahr bei den Konzerten dabei ist. North Alone waren auf jeden Fall ein guter Auftakt für das Konzert, werde ich mir auch gerne wieder ansehen.

Danach Lucero. Frau Ackerbau war etwas enttäuscht, weil nunmehr auch der Sänger Vollbart trug und sich damit dem Rest der Band angepasst hatte. Publikum und Band trugen Vollbart und Ganzkörpertatoos (ich war der eine Unillustrierte und Glattrasierte im Publikum).


Einiges der Musik kannte ich vom letzten Konzert, machte live sehr großen Spaß. Man merkt der Band an, dass sie seit einem Jahrzehnt eigentlich dauernd auf Tour ist, eine wirklich angenehme Liveband, die auch vor den spärlichen Zuhörern ihr Bestes gab. Die Musik wirkt zunächst sehr einfach, mit der Zeit merkt man aber, dass da sehr große Könner am Werk sind, die die Lieder nicht überfrachten. Eigentlich wäre die Musik relativ mainstreamtauglich, aber die Band ist halt  in Deutschland eher noch Geheimtipp.



Leider war nach 90 Minuten plötzlich Schluss; nicht einmal eine Zugabe. Im Postbahnhof war anschließend noch irgendeine Disco, so dass Lucero die Bühne räumen mussten. Ben Nichols, der Sänger, meinte später noch, sie hätten noch Stunden weiter spielen wollen, und ich hätte mir's auch gerne angehört. Naja, das nächste Mal wieder 

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