Freitag, 12. September 2014

52 Bücher: Geht in Ordnung -- sowieso -- genau --

1. Das Fellmonsterchen mal wieder. Gibt als Motto aus "Hopfen und Malz - ab in den Hals". Zunächst dachte ich, das sollte nicht schwer sein, ein Buch zu finden, das thematisch zu Bier passt. Ich erinnerte mich auch dunkel daran, dass ich mal einen schönen Krimi hatte von Jakob Arjouni, der "Mehr Bier" heißt. Allerdings musste ich feststellen, dass ich den entweder verliehen oder bei irgendeinem Umzug verloren habe. Also, nettes Buch, aber ich erinnere mich nicht mehr so richtig daran.

2. In meinen sonstigen Büchern wird zwar auch immer wieder getrunken, aber nicht unbedingt Bier. Die Brentford Trilogie, die ja im Wesentlichen in einem Pub spielt, hätte gepasst, aber den "Antipapst" habe ich ja schon vorgestellt. Dann endlich der rettende Gedanke: In dem Buch wird zwar vor allem Sechsämtertropfen getrunken, aber auch das ein oder andere Bier. Also soll es hier um "Geht in Ordnung -- sowieso -- genau --" gehen. Auch Teil einer Trilogie, der sog. Trilogie des laufenden Schwachsinns.

3. Das Buch wurde 1977 von Eckhard Henscheid geschrieben. Henscheid wurde 1941 in Amberg geboren und ist wahrscheinlich nicht unbedingt der best gelaunte Zeitgenosse. Henscheid hat das Verdienst, dass er Anlass zu einem Prozess des Bundesverfassungsgerichts war, in dem die Grenzen der Meinungsäußerung in Literaturkritik bestimmt wurden. Unverständlicherweise sah das Bundesverfassungsgericht in den Zeilen: "Es ist schon schlechterhin phantastisch, was für ein steindummer, kenntnisloser und talentfreier Autor schon der junge Böll war, vom alten fast zu schweigen - und mehr noch: Er war, gegen's allzeit und bis heute kurrente Klischee und mit Sicherheit gegen seine eigene Selbsteinschätzung, auch einer der verlogensten, ja korruptesten." unzulässige Schmähkritik. Die Sprachgewalt, die in den Zeilen steckt, konnte oder wollte das Gericht wohl nicht beurteilen.

4. Geht in Ordnung -- sowieso -- genau -- spielt in einer süddeutschen Kleinstadt, die wir uns wohl als Amberg vorstellen dürfen. Hauptschauplatz ist das ANO-Teppichlager, in dem die Hauptpersonen Alfred Leobold und Hans Duschke als Verkäufer tätig sind. Der Erzähler gerät in den Bann der beiden, die sich die Zeit vor allem mit dem Trinken von Kräuterlikör vertreiben; am Abend im Wirtshaus beim Kartenspielen gibt's dazu auch genügend Bier (endlich die Kurve zum Thema gekriegt). Der Erzähler versucht - nur kurzzeitig erfolgreich - mit zwei Schwestern anzubandeln, die Gesellschaft unternimmt eine Reise in die Berge, der Gymnasiast Binklmayr spielt eine unheilvolle Rolle. Wenn man's genau nimmt, passiert in dem ganzen Roman nicht viel mehr, als dass sich verschiedene Leute in einem Teppichladen betrinken. Die trivialsten Begebnisse werden aber mit einer Inbrunst beschrieben, die weltbewegenden Ereignissen angemessen wäre. Und alle Protagonisten reden furchtbar plattes Zeug, das in quälender Genauigkeit notiert wird. 

5. Ich habe das Buch vor einem Jahr im Urlaub mitgenommen und musste alle paar Seiten eine Pause machen, weil ich hysterisch zu kichern begann. Die Komik des Buches ist schwer zu fassen und zu beschreiben, vielleicht braucht man auch eine gewisse Kenntnis der miefigen 70er Jahre in der Provinz, um diese unglaublichen Schilderungen richtig würdigen zu können. Nachhaltig erschüttert hat mich am Ende des Buches, als das Alter der Hauptperson Albert Leobold offenbart wird. Ich hatte ihn als alten Säufert eingeschätzt, in Wirklichkeit war er im Buch einige Jahre jünger als ich. 

6. Während ich das schreibe, stelle ich fest, dass ich mir unbedingt auch die anderen Teile der Trilogie besorgen sollte. 

2 Kommentare:

  1. Hört sich sehr lesenswert an. Einmal auf die Wuli damit...
    Liebe Grüße
    Katrin

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  2. Schon das Lesen der Beschreibung bringt mich zu hysterischen Lachanfällen. Allerdings neige ich schnell dazu. Meine Eltern gucken schon komisch rüber...

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