Dienstag, 25. November 2014

52 Bücher: Rote Ernte

1. Neue Woche, neues Motto: Das Fellmonsterchen fragt dieses Mal nach Ich-Erzählern.

2. Nachdem ich die letzten Wochen etwas durchgehangen bin beim Projekt, ist das ein Motto, bei dem ich sofort weiß, welches Buch hier jetzt vorgestellt werden muss (wenn ich ehrlich bin, ist das ein Buch, das ich schon seit Beginn der Aktion vorstellen wollte).

3. Rote Ernte ist der erste Roman des amerikanischen Autors Dashiell Hammett, der zuerst 1927 erschien, als Hammett gerade 33 Jahre alt war. Hammett verließ die Schule mit 14, schlug sich mit Jobs herum und arbeitete schließlich als Detektiv bei der Detektei Pinkerton. Er kämpfte im ersten Weltkrieg, kam mit ruinierter Gesundheit zurück, arbeitete noch einmal als Detektiv, begann dann aber zu schreiben, zunächst für die Pulp fiction-Hefte. Mit der Roten Ernte kam der Erfolg, sein bekanntester Roman ist der "Malteser Falke". Er schrieb auch die Drehbücher zu den "Dünne Mann"-Geschichten. Früher, als im Fernsehen auch noch Schwarzweißfilme kamen, hat man die immer gerne gesehen.

4. Hammett war einer der ersten Autoren der Hardboiled-Krimis. Chandler sagte über ihn, er habe den Mord denjenigen zurückgegeben, die Grund zum Morden hätten. Von seiner Vita her war er sicher dafür geeignet. Die klare Schärfe seiner Prosa ist für mich immer wieder atemberaubend.

5. Das erste Wort in Rote Ernte ist "Ich". Der Ich-Erzähler, ein Detektiv der Continental-Detektei, hört zum ersten Mal, dass jemand die Stadt Personville "Poisonville" ausgesprochen wird. Zunächst denkt er sich nichts dabei und hält es für ein dämliches Wortspiel. Sein späterer Aufenthalt sollte ihn dann aber lehren, dass die Stadt nicht umsonst "Giftstadt" genannt wurde.

6. Der Erzähler wird nach Personville gerufen, weil ihn Donald Willson, der Herausgeber der örtlichen Zeitung engagieren will. Willson ist nicht da zur verabredeten Zeit, der Detektiv muss später feststellen, dass er ermordet wurde. Der Detektiv geht zu Willsons Vater, der als Fabrikant die Stadt beherrscht und lässt sich von ihm engagieren, den Mord an seinem Sohn aufzuklären. Schon bald stellt der Detektiv fest, dass Donald Willson in seiner Zeitung eine Kampagne gegen Verbrechen und Korruption in der Stadt begonnen hat, ohne zu wissen, dass sein Vater gehörige Mitschuld an den Zuständen in "Poisonville" trug: Willson sen. löste Ärger, den er mit organisierten Arbeitern in seinen  Fabriken hatte, dadurch, dass er sich Gangster von außerhalb zur Hilfe holte. Diese Gangster hatten jedoch nicht die Absicht, die Stadt danach zu verlassen.

7. Der Ich-Erzähler macht sich mit der Stadt vertraut und lernt die verschiedenen Akteure kennen. Er beginnt so nach und nach, die verschiedenen Gangster, korrupten Polizisten und sonstigen Glücksritter gegeneinander auszuspielen. Am Schluss bleiben nur noch wenige lebend übrig. Im letzten Absatz des Buches beschreibt er, wie er versucht, seine Berichte über seinen Auftrag so zu frisieren, dass seine Rolle nicht ganz so offen zu Tage tritt. Seinen Chef konnte er aber nicht täuschen. Der letzte Satz in der englischen Ausgabe lautet: He gave me merry hell.

8. Hammett schreibt sehr lakonisch, er ist ein wunderbarer Stilist, was bei derlei Literatur besonders wichtig ist. Er beschreibt eine Welt, in der es keine Guten und Bösen mehr gibt, in der der Detektiv mit zweifelhaftesten Methoden versucht, Ordnung zu schaffen, ohne selbst an Ordnung zu glauben. Die Szenen sind inzwischen durch tausende von Filmen und Büchern zu einem gängigen Klischee geworden, aber wenn Hammett sie beschreibt, sind sie atemberaubend; als würde etwas beschrieben, was noch nie vorher so gesagt wurde.

9. Viele der Krimis, die ich früher gerne gelesen habe, kann ich inzwischen nicht mehr anfassen, die Faszination der Hammett'schen Romane, Rote Ernte, Gläserner Schlüssel, Malteser Falke, Fluch des Hauses Dain und die Faszination der Kurzgeschichten hat nicht nachgelassen.

3 Kommentare:

  1. Die "Dünne Mann"-Filme mag ich sehr gern. Könnte eigentlich mal wieder auf eine Wiederholung lauern, die sind so schön unterhaltend.
    Das Buch wanderte soeben auf meine Wuli.
    Liebe Grüße

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  2. Das hört sich sehr interessant an. Ich hänge noch bei dem Thema, ja und auch bei dem von letzter Woche ;-)
    LG

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  3. Hmm, das weicht total vom Thema ab und ich weiß nicht was du von sowas hältst, aber ich hab dich getaggt -dir ein Stöckchen zugeworfen, wie man ja auch sagt-: Wander-Tag

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