1. Ich bin hoffnungslos hinten dran mit den Büchern, vor vielen Wochen war bei Katrins Projekt ein Buch mit Ich-Erzähler gefragt. Nun habe ich eines, das ich gerne vorstellen will.
2. Das Buch "Druckstaueffekt" von Sabine Wirsching ist durch ein Crowdfunding entstanden. Ich habe mich in den letzten Jahren an mehreren solchen Projekten beteiligt und dabei die Entstehung von Platten, Comics und Büchern unterstützt. Irgendwann bin ich mal auf Sabine Wirschings Blog gelandet, wegen eines Berichts über ein Konzert, das ich auch gesehen habe. Als dort das Buchprojekt vorgestellt wurde, dachte ich mir, das Buch würde ich gerne einmal lesen.
3. Das Buch ist in der Ich-Form geschrieben, eine junge Frau, Mitte Zwanzig, in Berlin, berichtet ihrem Freund. Sie beginnt nach einer Depression, die durch den Wechsel ihrer Pille verursacht wurde, an ihrem eigentlich geregeltem Leben mit ihm zu zweifeln, obwohl der Freund äußerlich keinen Anlass dazu bietet. Sie beginnt, alleine auszugehen, arrangiert ihr Leben mehr und mehr ohne ihn und zieht nach einiger Zeit aus, wenn auch beide noch nicht sicher sind, ob es endgültig sein soll. Die Ich-Erzählerin beginnt dann eine Serie von Affären mit verschiedenen jungen Männern, die zumeist auch schnell wieder beendet sind. Der Impuls dazu entspringt dabei dem Augenblick, ohne größere Planung oder weitere Zielsetzung. Eine Zufallsbekanntschaft tut ihr eines Abends Gewalt an; nur das Eingreifen eines Dritten rettet sie hier. Nach dieser Katastrophe folgen dann mit etwas Abstand zwei parallele längere Beziehungen mit einem Künstler und einem Geschäftsmann, die beide schließlich eine festere Bindung wünschen. Das stellt die Protagonistin vor die Frage, was sie eigentlich will. Der ursprüngliche Freund, mit dem sie sich zwischendurch auch noch gelegentlich traf und der die Hoffnung auf sie noch nicht aufgegeben hat, hält das Arrangement inzwischen nicht mehr aus. Was tun?
4. Die Geschichte wird in einer sehr klaren und nüchternen, aber doch intensiven Prosa erzählt, weit weg von allen jugendlichen oder kitschigen Klischees. Das lässt das Buch auch sehr angenehm lesen; das Thema ist, schwer genug, jenseits jeder Peinlichkeit behandelt. Man merkt am Klappentext und an der dem Buch vorgestellten Definition des Druckstaueffekts ("unverbindliche Verhalten geschlechtsreifer Berliner zur Paarungszeit"), dass dem Verlag vielleicht etwas trendigeres, verrucht erotischeres vorgeschwebt hat. Von diesen Klippen der Trivialität halten sich die Autorin und der Roman dann aber weitgehend fern - Gott sei Dank. Er liest sich trotzdem oder gerade deswegen sehr spannend. Dabei fand ich sehr angenehm, dass die Figuren mit ihrem Handeln beschrieben, aber so gut wie nicht erklärt werden. Die Protagonistin zeichnet ja gerade aus, dass sie das Denken und Planen hinter sich lässt und sich vom Empfinden bestimmen lässt. Das relativ erratische Handeln der Hauptfigur wirkt dabei aber nie konstruiert oder unglaubwürdig, sondern sehr authentisch, die Figur lebt mit ihren Widersprüchen in den Seiten.
5. Angereichert ist das Buch mit schönem Berlin Lokalkolorit, jedoch nicht der Art, die man aus trendigen Berlin-Reiseführern ziehen könnte. Die schönen Kork-Street-Yogis finden Erwähnung, alle möglichen Konzertorte, alle möglichen Straßen und Orte, es findet sich auch der schöne Satz: "Solange man auf der Rolltreppe rechts steht und links geht, schert sich der Berliner an sich um nichts." Wenn man will, kann man ein bisschen über verschiedene Orte und Szenen hier lernen.
6. Neben der beschriebenen sehr geradlinigen und intensiven Erzählung hat das Buch noch eine zweite Ebene. Es beginnt kursiv geschrieben, mit einer Darstellung der ursprünglich heilen Welt: "Sie erfreute sich an Schönheit und Ordnung, saß und schaute durch ihre Fenster in die Welt". Die weitere Erzählung, die zumindest der Ordnung bald ein Ende macht, ist immer wieder von diesen kursiven Passagen unterbrochen, die während der Depression die Kälte und Schatten beschreiben, dann jedoch langsam das Eintreten in eine obskure Schattenwelt, die von einem Pragmatiker genannten Wesen und einem Fischkind, einem Krieger und einem Tänzer bewohnt wird. Es geschehen, parallel zu der Handlung in der wirklichen Welt, rätselhafte Dinge, die sich letztlich nicht vollständig deuten lassen. Nach meinem Verständnis findet sich in diesen Passagen eine Darstellung des Innenlebens der Hauptperson. In ihrem bisherigen Leben hatte der Pragmatiker, von Büchern umgeben, auf Sicherheit bedacht, die Vorherrschaft, nun fordern auch der Krieger (die Amazone) und der Tänzer ihr Recht. Diese parallele Geschichte wird im Roman von dem Künstler-Freund als "Twilight-Story" bezeichnet, das trifft das grausame und surreale Geschehen nun gar nicht, ist aber ein netter selbstreferentieller Spaß in dem Buch. Die Frage am Schluß bleibt, welche der Persönlichkeitsfacetten, die in den archaischen Charakteren beschlossen sind, behält die Oberhand? Ich habe mir die kursiven Stellen nach der ersten Lektüre noch einmal am Stück durchgelesen und mir damit einige Dinge erst richtig erschließen können. Es gibt sicher sorgfältigere Leser als mich.
7. Das Buch funktioniert auf ganz verschiedenen Ebenen, als eine moderne Beziehungsgeschichte, als ein Roman über das Berlin der Jetztzeit (alte Säcke wie ich lernen dabei, was Studenten heutzutage so essen), aber auch als eine bildhafte Darstellung des Innenlebens einer aus der Bahn geworfenen jungen Frau. Anders als man erwarten könnte, spielen Drogen keine größere Rolle in dem Buch, manchem mag da beim Berlin-Bild etwas fehlen. Die Grundstruktur, die Ich-Erzählung, die an den Freund adressiert ist, gibt dem Ganzen einen etwas konventionellen Rahmen, gibt der Geschichte und wohl auch der Hauptfigur noch einmal so eine Art Sicherheitsnetz. Aber vielleicht wurde der Hauptfigur auch so schon genug zugemutet, dass man ihr dieses Netz gönnen kann. Aber auch für den, der gerne über Literatur grübelt, findet sich genügend Stoff. Ich hab's sehr gerne gelesen, auch wenn ich sicher nicht zur eigentlichen Zielgruppe gehöre.
"In the absence of intimidation, creativity will flourish"
G.Ginn
Mittwoch, 29. April 2015
Sonntag, 26. April 2015
Trainspotting
Ich habe zwar in den Neunzigern mal eine Zeitlang in der Nähe des Leith Walks in Edinburgh gewohnt, wo auch der Film Trainspotting spielt, gesehen habe ich den Film noch nie. Trotzdem hängt bei uns Zuhause ein Filmplakat, das ich mir ab und zu mal durchlese:
Samstag, 25. April 2015
RIP Poly Styrene
Eigentlich wollte ich heute Charlie Harper zum 71. Geburtstag gratulieren, aber das Datum stimmte nicht. Allerdings ist heute der vierte Todestag von Poly Styrene, der Sängerin von X-Ray-Spex. Ich kenne nur ein paar Lieder von X-Ray-Spex, aber sie repräsentierten immer eine Seite des frühen Punks, die mir sehr wichtig war. Musik, die weit entfernt von dem Macho-Tum ist, das inzwischen mit Punk verbunden wird, und Musik, die einfach Spaß macht. Das bekannteste Lied "Bondage up yours" beginnt mit der Zeile "Some people say, little girls should be seen and not be heard". Das passte sicher nicht zu Poly Styrene. Ich mag "Identity" noch ein Stück lieber.
Poly Styrene starb 2011 an Krebs.
Poly Styrene starb 2011 an Krebs.
Punkrock-Lebenshilfe (1)
Mal wieder eine Reihe thematisch lose verbundener Lieder, mit denen bewiesen werden soll, welch wertvolle Lebensratschläge man durch Punkrocklieder bekommen kann. Das ist zugegebenerweise eine kaum zu übertreffend bescheuerte Vorgabe, aber was soll's. Ich mache es wahrscheinlich nicht besser, wenn ich erwähne, dass der eigentliche Ansporn, etwas über das folgende Lied zu schreiben, die Tatsache war, dass die Band sich auf dem Textblatt zur LP Gemüse ins Haar geflochten hat. Wer noch nie einen stolzen jungen Mann mit roten Beeten in der Frisur gesehen hat, weiß nicht, was er versäumt hat (wird das hier besser, wenn ich zugebe, dass ich die LP leider gerade nicht finden kann?).
Äh, egal, fangen wir an. Das Lied ist von SNFU, einer kanadischen Band, die mir sehr am Herzen liegt. 1993 haben sie die "Something green and leafy this way comes"-LP aufgenommen (aus irgendwelchen Gründen müssen die LP-Titel bei denen immer aus sieben Wörtern bestehen, als sie davon einmal abwichen, waren alle böse und die LP wurde nicht erfolgreich). Das erste Lied heißt "All those opposed" und berichtet davon, was der Sänger von seinen Eltern gelernt hat (ja, Punkrock's not what it used to be). Die Lehren sind einfach, aber nützlich: Vertrete deine Meinung, aber sei vorbereitet, dass das seinen Preis haben wird. Und es wird immer Leute geben, die gegen das sind, was du tust und was du sagst.
SNFU haben auch noch ein weiteres schönes Lebenshilfe-Lied, Rusty Rake, eher ein säkulares Danklied geschrieben, das ich an anderer Stelle schon einmal gewürdigt habe. Gar nicht so selten gehe ich in der Früh aus dem Haus und summe vor mich hin, dass man mich doch mit einer rostigen Harke auf den Kopf hauen soll, wenn ich mit entmutigenden Gedanken herumgehen sollte.
(LPs aufgeräumt, das Textblatt gefunden, festgestellt, dass leider nur einer Gemüse im Haar hatte, der Sänger hatte noch Stücke einer Eiswaffel auf der Nase, aber das ist nicht dasselbe, finnick.)
Äh, egal, fangen wir an. Das Lied ist von SNFU, einer kanadischen Band, die mir sehr am Herzen liegt. 1993 haben sie die "Something green and leafy this way comes"-LP aufgenommen (aus irgendwelchen Gründen müssen die LP-Titel bei denen immer aus sieben Wörtern bestehen, als sie davon einmal abwichen, waren alle böse und die LP wurde nicht erfolgreich). Das erste Lied heißt "All those opposed" und berichtet davon, was der Sänger von seinen Eltern gelernt hat (ja, Punkrock's not what it used to be). Die Lehren sind einfach, aber nützlich: Vertrete deine Meinung, aber sei vorbereitet, dass das seinen Preis haben wird. Und es wird immer Leute geben, die gegen das sind, was du tust und was du sagst.
SNFU haben auch noch ein weiteres schönes Lebenshilfe-Lied, Rusty Rake, eher ein säkulares Danklied geschrieben, das ich an anderer Stelle schon einmal gewürdigt habe. Gar nicht so selten gehe ich in der Früh aus dem Haus und summe vor mich hin, dass man mich doch mit einer rostigen Harke auf den Kopf hauen soll, wenn ich mit entmutigenden Gedanken herumgehen sollte.
(LPs aufgeräumt, das Textblatt gefunden, festgestellt, dass leider nur einer Gemüse im Haar hatte, der Sänger hatte noch Stücke einer Eiswaffel auf der Nase, aber das ist nicht dasselbe, finnick.)
Montag, 20. April 2015
Teenage Underground
Manchmal gibt es Bands, die einfach ein paar Jahre zu früh dran waren, um erfolgreich zu sein. Vielleicht gehören die Red Rockers dazu. Eine Ami-Punkband aus den frühen 80ern, die man eigentlich eher unter Glam oder Powerpop einsortieren muss. Die erste LP "Condition Red" stand bei uns immer herum, ich kann mich eigentlich nur an die ersten zwei Lieder erinnern, die sind aber Klassiker. So ein Lied wie Teenage Underground hätten die ganzen 90er Jahre Neupunkbands sicher gerne mal geschrieben. Das Lied enthält die unsterbliche Zeile: Don't need to know what cool is, it's in my blood (es gibt wohl kaum eine Liedzeile, die weniger zu mir passen würde, ich mag das Lied aber trotzdem).
(Sind schon ziemliche Poser...)
(Sind schon ziemliche Poser...)
Dienstag, 14. April 2015
So ist das Leben
Mal wieder Josef Hader, mit einem Klassiker aus dem "Privat"-Programm. Das Lied enthält im ersten Refrain die zarteste und eigentlich undenkbarste Pointe der Chansongeschichte (hmm, wie kann ich denn noch deutlich machen, dass man sich das anhören muss?). Daneben gibt es eine Aufzählung von Berufsoptionen, die vom Frühpendler bis zum Schihändler reichen, eine schlüssige Analyse von Eheproblemen und ein Ausblick auf das mögliche Ende.
Ich habe nach über 20 Jahren noch nicht genug von diesem Liedchen, für das man aber eine gewisse Austrophilie benötigt (es gibt eine eingedeutschte Version, der aber etwas die Zartheit fehlt).
Ich habe nach über 20 Jahren noch nicht genug von diesem Liedchen, für das man aber eine gewisse Austrophilie benötigt (es gibt eine eingedeutschte Version, der aber etwas die Zartheit fehlt).
Donnerstag, 9. April 2015
Song for Lucky
Anfang der Achtziger passierte einiges in Washington DC. Es entstand eine Musikszene, die für die nächsten Jahrzehnte der Independent-Musik sehr einflussreich war. Am einflussreichsten war sicher Ian McKaye mit seinen Bands Minor Threat und später Fugazi, der auch das Dischord-Label, auf dem viele wichtige Alben veröffentlicht wurden, betrieb. Für mich waren aus diesem Umkreis immer Bands wie die Bad Brains, Scream, Rites of Spring oder Gray Matter wichtiger. Eine weitere Band, die nie so bekannt wurde, wie sie's eigentlich verdient hätte, war Beefeater. Beefeater waren sicher auch die Irritierendsten. Eine wilde Mischung aus Punk, Funk, Heavy Metal und frühem Hiphop, die damals viele (mich auf jeden Fall) komplett überforderte. Mit ihren Platten haben Beefeater allerdings den Boden für haufenweise Crossover-Bands bereitet. Wenn man sich auf diese Energie einlässt, findet man allerdings einiges, was man so vorher noch nie gehört hat.
Auf der ersten LP "Plays for lovers" hört man wildes Gerumpel, das zwischen den Genres hin- und herwechselt, getragen von einem Bass, der sich nicht zwischen Jazz und Funk entscheiden kann, während der Rest der Band Hochgeschwindigkeitspunk mit metallischen Einsprengseln spielt und der Sänger grollt und heult. Ein schönes Beispiel ist "Song for Lucky", ein Lied, das ich über die Jahrzehnte immer wieder gerne höre. Man kann sich vorstellen, wie beängstigend diese Band live gewirkt haben muss.
Die letzte LP "House burning down" wirkt dagegen etwas glatter, aber nicht weniger durchgeknallt. Auf ihr finden sich einige Beispiele für so etwas wie Metal-Funk. Vielleicht die ersten Beispiele für Crossover. "Just things", das erste Lied, definiert quasi das Genre.
(Der einleitende Jingle für das Album ist auch unbezahlbar...)
Tomas Squip, der Sänger, der auf Fotos wie ein Vorgänger von Eminem wirkt, und der eine beängstigende Intensität hat, machte später mit Fidelity Jones weiter, die eine schöne, aber rätselhafte Mini-LP aufgenommen haben. Inzwischen nennt er sich Oman, ein ganz interessantes Interview mit ihm findet sich hier.
Auf der ersten LP "Plays for lovers" hört man wildes Gerumpel, das zwischen den Genres hin- und herwechselt, getragen von einem Bass, der sich nicht zwischen Jazz und Funk entscheiden kann, während der Rest der Band Hochgeschwindigkeitspunk mit metallischen Einsprengseln spielt und der Sänger grollt und heult. Ein schönes Beispiel ist "Song for Lucky", ein Lied, das ich über die Jahrzehnte immer wieder gerne höre. Man kann sich vorstellen, wie beängstigend diese Band live gewirkt haben muss.
Die letzte LP "House burning down" wirkt dagegen etwas glatter, aber nicht weniger durchgeknallt. Auf ihr finden sich einige Beispiele für so etwas wie Metal-Funk. Vielleicht die ersten Beispiele für Crossover. "Just things", das erste Lied, definiert quasi das Genre.
(Der einleitende Jingle für das Album ist auch unbezahlbar...)
Tomas Squip, der Sänger, der auf Fotos wie ein Vorgänger von Eminem wirkt, und der eine beängstigende Intensität hat, machte später mit Fidelity Jones weiter, die eine schöne, aber rätselhafte Mini-LP aufgenommen haben. Inzwischen nennt er sich Oman, ein ganz interessantes Interview mit ihm findet sich hier.
Samstag, 4. April 2015
Jesus & Tequila
Ein passendes Lied zum Fest, von der "Double Nickels on a Dime"-Doppel LP, die 1984 herauskam und mit 44 Liedern die Independent-Szene durcheinander warf (zu den Minutemen und zu deren Bassisten, dem verehrten Mike Watt, fand sich hier ja schon gelegentlich etwas). Auf der Platte finden sich noch ein paar Punk-Stückchen, der Rest ist aber ein Ritt durch die verschiedenen Genres.
Jesus & Tequila knarzt sich irgendwo zwischen Blues und Country durch, die Geschichte eines Mannes, der wegen seiner Leidenschaft für Religion und Schnaps Frau und Job verliert - aber: eigentlich ist er so auch zufrieden, er hat ja Jesus & Tequila. Man wird nicht richtig schlau daraus, das Lied rumpelt vor sich hin, beim ersten Anhören ist man nicht sonderlich beeindruckt, ertappt sich dann aber ein paar Tage später dabei, wie man den merkwürdigen Refrain vor sich hinpfeift. Ich hatte mir von der Double Nickels on a Dime zunächst die 10 besten (oder besser: hörbaren) Lieder auf eine Cassette aufgenommen; nach und nach musste ich dann immer mehr dazunehmen, es dauerte nur ein bisschen.
Jesus & Tequila knarzt sich irgendwo zwischen Blues und Country durch, die Geschichte eines Mannes, der wegen seiner Leidenschaft für Religion und Schnaps Frau und Job verliert - aber: eigentlich ist er so auch zufrieden, er hat ja Jesus & Tequila. Man wird nicht richtig schlau daraus, das Lied rumpelt vor sich hin, beim ersten Anhören ist man nicht sonderlich beeindruckt, ertappt sich dann aber ein paar Tage später dabei, wie man den merkwürdigen Refrain vor sich hinpfeift. Ich hatte mir von der Double Nickels on a Dime zunächst die 10 besten (oder besser: hörbaren) Lieder auf eine Cassette aufgenommen; nach und nach musste ich dann immer mehr dazunehmen, es dauerte nur ein bisschen.
Freitag, 3. April 2015
52 Bücher: Nixen auf dem Golfplatz
1. Da bin ich etwas aus dem Tritt geraten mit dem 52-Bücher-Projekts vom Fellmonsterchen. Wenn ich es richtig sehe, bin ich etwa ein Vierteljahr im Rückstand. Wenn ich an meine verschiedenen beruflichen Aufgaben denke, ist das eher noch ein erträglicher Rückstand, aber trotzdem muss ich jetzt mal hier ein bisschen Tempo machen. Ein Problem ist sicher, dass ich für einen Blogpost immer einen ganz persönlichen Anstoß brauche; den findet man bei manchen Vorgaben halt nicht auf Anhieb. Manchmal dauert's halt ein paar Monate.
2. Ende Dezember wurde nach einem Buch gefragt, das mein Verhalten geändert hat. Das fand ich wirklich schwierig. Anfang April fiel mir jetzt zumindest eines ein, das vor Jahrzehnten dazu geführt hat, eine wichtige Entscheidung so und nicht anders zu treffen.
3. Patricia Highsmith ist inzwischen wohl im Wesentlichen nur noch für ihre Ripley-Romane bekannt. Diese eleganten Thriller haben Tom Ripley, einen Kunstfälscher und Mörder, als Helden. Um seinen Lebenswandel in Frankreich zu schützen, schreckt Tom vor wenig zurück. Das Interessante an den Büchern ist, dass man als Leser mit dem durch und durch amoralischen Helden mitfiebert und hofft, dass sein Doppelleben nicht auffliegt. Das passiert auch nicht, dafür sind regelmäßig alle anständigen Protagonisten am Schluss tot. Man wundert sich als Leser über sich selbst. Die späteren Romane entfernten sich immer weiter von den Thriller/Krimi-Schema, was sie aus meiner Sicht nur noch besser machte. Highsmith, die wohl nicht unbedingt der sympathischte Mensch war, war aber eine wunderbare Stilistin. Die Romane sind in einer klaren, schlanken Prosa geschrieben. Am schönsten für mich in Elsies Lebenslust. Aber heute soll's um ein anderes Buch gehen.
4. Highsmith hat auch Kurzgeschichten geschrieben. Ich kann mich erinnern, dass bei uns im Dorf in der Bibliothek ein Band "Nixen auf dem Golfplatz" stand, den ich mit 16, 17 Jahren gelesen hatte und der mich zunächst nicht sonderlich beeindruckte. Keine Krimis, auch wenn das eine oder andere Verbrechen vorkam. Allerdings waren die Geschichten durchaus spannend, auch wenn sich manchmal nicht so richtig erschloss, was eigentlich spannendes passierte. Man las die Geschichten wie einen Thriller, obwohl die äußere Handlung eher sparsam war. Die Geschichten beschäftigten mich allerdings weiter und Jahre später kaufte ich mir verschiedene Kurzgeschichtensammlungen (der Band "Meistererzählungen" ist ein guter Einstieg). "Das Netzwerk" und "Keiner von uns" sind zwei Geschichten, die in ihrer Beiläufigkeit und Sparsamkeit zu meinen liebsten Kurzgeschichten gehören (und auf gewisse Weise auch zu den Furchterregendsten). "Nixen auf dem Golfplatz" war allerdings lange Zeit vergriffen; ich habe das Buch erst 2005 wieder kaufen können. Auch hier insbesondere zwei Geschichten "Der Schuss von nirgendwo" und "Der Stoff, aus dem der Wahnsinn ist", die mich über die Jahre beeindruckt hatten. Und eine dieser Geschichten kam mir vor Jahrzehnten in den Sinn, als ich vor einer schwierigen Entscheidung stand und plötzlich erkannte, dass ich bei einer Entscheidungsalternative so werden würde, wie einer der Charaktere in der Geschichte. Danach war's einfach (und als ich den Band dann lange später tatsächlich wieder in die Hände bekam und die Geschichte dann Jahre danach wirklich noch einmal nachlesen konnte, gruselte ich mich ein bisschen beim Lesen).
2. Ende Dezember wurde nach einem Buch gefragt, das mein Verhalten geändert hat. Das fand ich wirklich schwierig. Anfang April fiel mir jetzt zumindest eines ein, das vor Jahrzehnten dazu geführt hat, eine wichtige Entscheidung so und nicht anders zu treffen.
3. Patricia Highsmith ist inzwischen wohl im Wesentlichen nur noch für ihre Ripley-Romane bekannt. Diese eleganten Thriller haben Tom Ripley, einen Kunstfälscher und Mörder, als Helden. Um seinen Lebenswandel in Frankreich zu schützen, schreckt Tom vor wenig zurück. Das Interessante an den Büchern ist, dass man als Leser mit dem durch und durch amoralischen Helden mitfiebert und hofft, dass sein Doppelleben nicht auffliegt. Das passiert auch nicht, dafür sind regelmäßig alle anständigen Protagonisten am Schluss tot. Man wundert sich als Leser über sich selbst. Die späteren Romane entfernten sich immer weiter von den Thriller/Krimi-Schema, was sie aus meiner Sicht nur noch besser machte. Highsmith, die wohl nicht unbedingt der sympathischte Mensch war, war aber eine wunderbare Stilistin. Die Romane sind in einer klaren, schlanken Prosa geschrieben. Am schönsten für mich in Elsies Lebenslust. Aber heute soll's um ein anderes Buch gehen.
4. Highsmith hat auch Kurzgeschichten geschrieben. Ich kann mich erinnern, dass bei uns im Dorf in der Bibliothek ein Band "Nixen auf dem Golfplatz" stand, den ich mit 16, 17 Jahren gelesen hatte und der mich zunächst nicht sonderlich beeindruckte. Keine Krimis, auch wenn das eine oder andere Verbrechen vorkam. Allerdings waren die Geschichten durchaus spannend, auch wenn sich manchmal nicht so richtig erschloss, was eigentlich spannendes passierte. Man las die Geschichten wie einen Thriller, obwohl die äußere Handlung eher sparsam war. Die Geschichten beschäftigten mich allerdings weiter und Jahre später kaufte ich mir verschiedene Kurzgeschichtensammlungen (der Band "Meistererzählungen" ist ein guter Einstieg). "Das Netzwerk" und "Keiner von uns" sind zwei Geschichten, die in ihrer Beiläufigkeit und Sparsamkeit zu meinen liebsten Kurzgeschichten gehören (und auf gewisse Weise auch zu den Furchterregendsten). "Nixen auf dem Golfplatz" war allerdings lange Zeit vergriffen; ich habe das Buch erst 2005 wieder kaufen können. Auch hier insbesondere zwei Geschichten "Der Schuss von nirgendwo" und "Der Stoff, aus dem der Wahnsinn ist", die mich über die Jahre beeindruckt hatten. Und eine dieser Geschichten kam mir vor Jahrzehnten in den Sinn, als ich vor einer schwierigen Entscheidung stand und plötzlich erkannte, dass ich bei einer Entscheidungsalternative so werden würde, wie einer der Charaktere in der Geschichte. Danach war's einfach (und als ich den Band dann lange später tatsächlich wieder in die Hände bekam und die Geschichte dann Jahre danach wirklich noch einmal nachlesen konnte, gruselte ich mich ein bisschen beim Lesen).
Donnerstag, 2. April 2015
Pavlos Sidiropoulos
Mit der Zeit habe ich mir ein ganz gutes Archiv griechischer Musik der 30er und 40er Jahre geschaffen, von moderneren Klängen habe ich allerdings kaum Ahnung. Als ich vor knapp 20 Jahren ein Jahr in Schottland studierte, hatte ich einen griechischen Mitstudenten, der mir ein paar Kassetten aufgenommen hat. Davon auch eine von Pavlos Sidiropoulos, der ein bekannter Rockmusiker in Griechenland war, aber 1990 mit 42 Jahren gestorben ist. In Schottland war die Kassette in meinem kleinen Kassettenrekorder und lief sehr zum Mißfallen meiner Mitbewohner recht häufig. Als ich meinen Hausstand dort auflöste, gab ich den Rekorder in den Charity Shop und stellte erst zu spät fest, dass ich die Kassette noch drin hatte. Ich habe keine Ahnung, welche Platte das war, das folgende Lied "Krima to paidi" (könnte "Schade, mein Junge" heißen, aber wie üblich verstehe ich zu wenig griechisch) war aber nach meiner Erinnerung drauf. Schönes, knarziges Lied, für mich auch eine schöne Erinnerung.
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