Dienstag, 4. April 2017

Donnerwetter, verdammte Scheiße, ein Whisky

Nachdem hier vor ein paar Tagen suchtmittelverherrlichende Musik aus dem Griechenland der Dreißiger Jahre das Thema war, heute einmal etwas zu suchtmittelverherrlichenden Musik der Bundesrepublik der frühen Siebziger.

Heino hatte damit einen großen Hit. Bevor ich auf das Lied eingehe (und die merkwürdige Überschrift des Beitrags erläutert), muss ich ein paar peinliche Enthüllungen zu Heino machen: Als Kind durfte ich Samstags immer Hitparade sehen und Anfang der Siebziger waren die Interpreten der Sendung immer in großen Bildern in der Kulisse angekündigt. Ich weiß, dass ich mich immer gefreut habe, wenn da auch Heino zu sehen war. Wahrscheinlich ist Heino mit "Die schwarze Barbara" das früheste Fernseherlebnis, an das ich mich erinnern kann (noch in schwarz-weiß). Es macht es wahrscheinlich nicht besser, dass Heino in der amerikanischen Alternative-Szene der Achtziger ein paar Fans hatte, ich erinnere mich an ein Interview mit Jello Biafra zu dem Thema und Beck war, glaube ich, auch Heino-Fan.

"Karamba, Karacho, ein Whisky" ist ein Lied, bei dem ich sofort das Bild eines der damals beliebten vom Heimwerker ausgestatteten Partykeller vor Augen habe. Der Text spricht die Sehnsucht nach Exotik an, exotische Spirituosen waren damals sowieso ein großes Schlagerthema. Nach meiner Erinnerung trank man damals aber eher Sachen, bei denen nicht der Rausch, sondern das Erblinden die größte Gefahr war, ausländischer Schnaps war eher ein absolutes Luxusgut (wenn's Whisky gab, war's dann wohl eher Racke Rauchzart, heimischer Sprit/Whisky-Verschnitt). Der Titel des Lieds zeigt auch ein bisschen das Problem der bundesdeutschen Lust an Exotik: Caramba soll eigentlich eine euphemistische Umschreibung für Carajo sein, Carajo aber bedeutet wörtlich soviel wie Penis. Die Übersetzung von "Karamba, Karacho ein Whisky" im Post-Titel ist also nicht an den Haaren herbeigezogen, es könnte sogar wörtlich "Pullermann, Penis, ein Whisky" heißen. Damit könnte man ja eigentlich ganz gut leben. (Da ich überhaupt keine Ahnung von Spanisch habe, musste ich lange überlegen, wo ich denn die Analyse dieses Heino-Titels zum ersten Mal gelesen habe. Dank Interwebs kam ich drauf: Herr Hennig hat dazu in der Berliner Zeitung mal geschrieben.)

Dann also mal mit Karacho zu neuen Taten! (Das Lied konnte ich mir allerdings nicht mehr bis zum Ende anhören. Als Vierjähriger war ich noch belastbarer.)


8 Kommentare:

  1. Was einem aus mangelnder Sprachkenntnis alles entgangen ist, und da wurde sich über "Poor Boy" von den Lords aufgeregt.

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  2. Mein Kommentar über Wodka, den Wahren Heino, die KPDRZ und Die Partei wurde irgendwie geschluckt und ich krieg ihn nicht mehr zusammen.
    Meinen Ohrwurm der letzten Tage"Copacabana" bin ich dank Ihres Beitrages nun los. Dafür schallert´s jetzt "Caramba caracho"in meinem Kopf.

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    1. Ohrwurmtausch: It was the Copa-Copacobana...
      Mein Gott, wie werde ich das jetzt wieder los?

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    2. Das werden Sie gar nicht mehr los. Schon bevor Barry Manilow vorletzte Woche sein Coming Out hatte (oh, really?) musste ich an dieses Lied denken. Wissen Sie eigentlich wie traurig der Text ist? Gegen Ende singt Manilow folgendes:

      Her name is Lola, she was a showgirl
      But that was thirty years ago, when they used to have a show
      Now it's the disco, but not for Lola
      Still in the dress she used to wear, faded feathers in her hair
      She sits there so refined, and drinks herself half-blind
      She lost her youth and she lost her Tony
      Now she's lost her mind!



      OMG!

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    3. Ich kannte nur die erste Zeile. That's rather depressing. Schnell mal das Girl from Ipanema hören als Gegenmittel.

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    4. .... drinks herself half blind...? Mann, mann, mann, was kam damals auf Bayern 2 für hartes Zeug!

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    5. Zum Glück wussten wir nicht, dass es hartes Zeug war. Oder wir hatten noch keine Antennen dafür.

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