Donnerstag, 17. Januar 2019

Auf Wiedersehen, Europa!

Auf dieses Lied bin ich tatsächlich in einem Podcast zum Brexit gestoßen, tatsächlich passt es aber wohl besser zu uns als zu den Briten. Das eher träge, gelangweilte "Ach tschüss, Europa, hat ja nie so richtig geklappt zwischen uns..." spiegelt kaum das britische Sentiment wieder, hier bräuchte man eher etwas, das vor Wut überschäumt, ob der vermeintlichen Kränkungen und Demütigungen, die die Briten meinen durch Europa erlitten zu haben. Mir ist allerdings nicht bekannt, ob es ein entsprechendes brachiales Brexitlied gibt (die Dinge, die ich zu Ohren bekommen habe, sind ja eher ein bisschen gruselig, aus anderen Gründen).

Amber Arcades, die, wenn ich mich richtig erinnere, Niederländerin ist, singt von der schleichenden Entfremdung der progressiven Jugend von Europa. Das schlurfige Lied fasst es ganz gut zusammen, man findet die Entwicklung nicht gut, aber was soll man schon machen, es ist halt so. Für Errungenschaften zu kämpfen ist auch ein bisschen anstrengend und außerdem sind ja auch alle politischen Kräfte irgendwie unsympathisch.  

Ich mag das Lied, aber ich erkenne den Vibe, den es transportiert, nur zu gut und das macht mir Angst. Dazu passt, dass die politischen Entwicklungen inzwischen von vielen nur noch als Spektakel mit Unterhaltungswert angesehen werden; sehr deutlich bei den verschiedenen deutschen Kommentaren zum Brexit zu merken. Das ist etwa so, als würde man fasziniert zusehen, wie dem Nachbarn direkt neben einem das Haus niederbrennt und nicht darauf achten, wohin der Wind weht. Ich fürchte, wir werden bald genug feststellen, dass der Wind in unsere Richtung weht.





9 Kommentare:

  1. Warum geht es beim Brexit eigentlich immer nur um Zölle und Arbeitsplätze, Geld und Verträge, Waren und Verkehr? Warum sprechen wir nicht darüber, warum so ein sympathisches Völkchen wie die Briten von Europa und damit auch von uns Deutschen die Schnauze voll hat? Ist es wirklich nur engstirniger Nationalismus oder gibt es gute Gründe? Und wäre es nicht ein willkommener Anlass, über uns und die EU, über die Fixierung auf die Ökonomie und den Binnenmarkt, der die Globalisierung auf unserem Kontinent vorweg genommen hat, ernsthaft zu sprechen? Stattdessen schüttelt man verständnislos die Köpfe und macht Business as usual.

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    1. Eine Möglichkeit, diese Diskussion zu führen, wäre ja z.B. bei der Europawahl jemanden zu wählen, der ähnliches vertritt.

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  2. Das EU-Parlament ist Teil des Problems, nicht Teil der Lösung. Solange man dort nur über Gurkenkrümmung befinden darf, während Merkel, Macron und Juncker auf "Gipfeltreffen", ein Begriff, der in Verfassungen gar nicht vorkommt, die großen Entscheidungen treffen, ist die Wahl im Mai eine Farce.

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    1. Wir kommen ja da nicht zusammen, aber du unterschätzt die Rolle des Parlaments gewaltig. Werden wir alle merken, wenn demnächst die Holzköpfe dort die Mehrheit haben.

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  3. Die Legislative ist gegenüber der Exekutive seit Jahrzehnten auf der Verliererspur, ob in der EU oder bei uns. Es freut mich, dass du dem Parlamentarier, der angeblich nur seinem Gewissen folgt, noch tapfer die Stange hälst. Für mich hat es etwas Rührendes und ich möchte es dir auch nicht nehmen.


    Vor der Zusammensetzung des EU-Parlaments habe ich keine Angst. Auch die AfD-Leute werden nicht gegen die Abschaffung des Schweinetrogs stimmen, an dem sie demnächst Platz nehmen werden. Das Sein bestimmt das Bewusstsein :o)

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    1. Wir werden das bekommen, was wir verdienen. Und davor habe ich Angst.

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  4. Angst müssen wir nicht haben. Zum Glück ist die EU beim Brexit nicht auseinander gefallen, sondern hat sich als stabile Einheit erwiesen. Schließlich ist das Leben mit der EU besser als ohne sie, das wissen ja die meisten Bürger. Aber "Weiter so" geht natürlich auch nicht mehr. Das alte Maastricht-Haus muss dringend renoviert werden.

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    1. Ich würde die Zuversicht gerne teilen, kann es aber nicht. Die nächsten Jahrzehnte werden wahrscheinlich abwechslungsreicher als uns lieb ist.

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  5. Ich bleibe meiner Philosophie treu: short-term-pessimism and long-term-optimism. Falls wir uns in fünf Jahren in einer feldgrauen Marschkolonne Richtung Paris wiederfinden, nehme ich alles zurück :o)

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