Dienstag, 15. Januar 2019

Die Filme der Sechziger Jahre sind überbewertet

Ich bin ja (schon aus Altersgründen) erst mit der zweiten Welle des Punks sozialisiert worden. Anfang der Achtziger hatten sich die ursprünglichen Bands entweder schon aufgelöst oder waren musikalisch in ganz anderen Bereichen gelandet. Die breite verwirrende Welt des Postpunks mündete dann in verschiedene Achtziger-Scheußlichkeiten, in Deutschland in die neue deutsche Welle. Die zweite Punk-Welle reduzierte die ganze Geschichte auf eine bestimmte Art von Musik, Gitarren, laut, hart, sofort wieder erkennbar. Die wunderbare Vielfalt des Anfangs verschwand und machte vielen recht austauschbaren Bands Platz.

Trotzdem gab es auch damals ein paar ganz interessante Sachen. Ich habe mir in letzter Zeit wieder ein paar Bands angehört, die ich mit 13, 14 gut fand und dann komplett vergessen habe. Dazu gehören auch die Londoner Action Pact, die Anfang der Achtziger zwei LPs hatten. M., ein Freund, hatte eine davon, und wir haben sie oft gehört. Die LP hatte auch ein Textblatt, so dass man zumindest theoretisch herausfinden konnte, um was es in den Liedern gehen sollte. Allerdings stieß man damals schnell an die Grenzen: Einziges Hilfsmittel war damals das Langenscheidt-Wörterbuch, das einem bei vielen Dingen im Stich ließ. Ich musste jetzt sehr lachen, als ich (mit Jahrzehnten Verspätung) zum ersten Mal kapiert habe, worum es in dem Lied "Sixties flix" ging. Wenn es keine Möglichkeit gab, festzustellen, dass Flix einfach "Filme" bedeutet, half auch die größte Anstrengung nicht, irgendeinen Sinn in den Text zu kriegen.Was haben wir gegrübelt!

Auch wenn Action Pact also die Filme der Sechziger für überbewertet hielt, haben sie für ihre (schöne) Single "People" dann doch ein Bild aus einem solchen Film als Cover gewählt (bin ich der einzige, der es sofort zuordnen kann?).

Die musikalische Einengung ging allerdings auch mit einer klareren politischen Positionierung einher; Action Pact haben eines der netteren Lieder gegen Nazis gemacht, das mir in all den Jahren im Kopf geblieben ist:


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