"In the absence of intimidation, creativity will flourish"
G.Ginn

Sonntag, 27. Juni 2021

Der Sommer der Digga, Lob- und Danklieder für diese turbulenten Zeiten und ein Lebenszeichen von lieben Bekannten

Wenn man mich fragte, welche Auswirkungen die Pandemie auf meinen Alltag hatte, käme nach den erwartbaren (und schwerwiegenden) Punkten relativ bald, dass ich zum ersten Mal seit langem ein Jahr hatte, in dem ich Fil nicht live gesehen habe. Fil ist ein Comiczeichner, Autor und Comedian? Kabarettist?, den man wohl live gesehen haben muss, um seinen Charme nachvollziehen zu können. Ich bin zusammen mit ihm alt geworden, die ersten Programme habe ich gesehen, als wir beide gerade dreißig waren, inzwischen sind wir ja stabil über 50. Also, kein Fil letztes Jahr, umso größere Freude als mir zufällig dieses Video unterkam. Ich versuche es erst gar nicht zu erklären, es ist furchtbarer Cloudrap, Fil hat sich eine Armee von jungen Leuten für das Video zusammengesucht, an ein paar Stellen muss ich auch beim vierten Anhören noch lachen. Ein Lied für die ganzen jungen Leute, die im Bürgerpark rumhängen, weil ansonsten nicht viel anderes geht. 



Auch ein Zufallsfund, aus einer eher folklastigen Playlist, St. Lenox. Hinter diesem Projekt steckt Andrew Choi, der als Anwalt in New York arbeitet. Das Lied, das ich dort hörte, hieß Bethseba und beschrieb Kirchenbesuche in der Jugendzeit. Musikalisch auch wie ein Gospelstück zu dem ein Soulsänger eine Geschichte erzählt. Eigentlich alles nicht mein Fall, irgendetwas an dem Stück brachte mich aber dazu, die zugehörige Platte herauszusuchen, die bescheiden "Ten Songs of Worship and Praise for our tumultous Times" benannt ist. Andrew Choi erzählt dort Geschichten, die vage mit Religion zu tun haben, aus einer areligiösen Perspektive. Das wären alles Zutaten, die mich ansonsten einen weiten Bogen um Musik machen ließen, aber diese Stücke finde ich  wirklich faszinierend. Es gibt noch mehr Platten von ihm, in denen er jeweils zehn Lieder/Geschichten zu einem Thema bündelt. Die Videos beinhalten dann quasi einen Kommentar des Autors zum Lied. Ich verlinke mal "Arthur is at a shiva", aber kann auch die anderen Lieder empfehlen. Eigentlich meine liebste Kategorie von Musik: die mich zuerst nervt, bei der ich aber nach etwas Durchhalten etwas neues lerne.



Am Schluss noch ein Lebenszeichen von Skinny Lister, die über eine unangenehme Begegnung mit der bayerischen Polizei berichten (da hatte ich auch genug davon). Im nächsten Jahr sind sie wieder in Berlin und ich werde auch da sein. Mann, fehlen mir Livekonzerte. 




Dienstag, 8. Juni 2021

Was Altes, was Neues, was Wiedergefundenes

 Auf welche Musik bin ich in den letzten Wochen so gestoßen.

Auf Twitter gab es einen Hinweis auf Sir Victor Uwaifo, von dem ich noch nie gehört hatte. Ein nigerianischer Musiker, der wohl seit den 60ern sehr erfolgreich ist. Die Musik wurde als der richtige Soundtrack für heiße Tage beschrieben, und sie ist tatsächlich sehr entspannt. 

Ein Weiteres afrikanisches Stück, allerdings recht aktuell ist von Barbara Wangui. Ich mag ja den akustischen Soul von Billy Black, der wie Barbara Wangui aus Kenia kommt. Wangui ist noch ein bisschen ruhiger, gefällt mir aber auch sehr gut. 


Ganz neu und gar nicht ruhig ist das neue Stück der verehrten Josienne Clarke. Genremäßig ist sie ja eher Chamäleon, auch wenn ihre Wurzeln im Folk liegen. Hier hat sie ihren Frust über das Musikbiz in ein Powerrock-Stück gegossen, und sie macht das sehr gut. Ich freue mich schon auf das Album, das im August kommt. 

Schließlich ein Stück, das mir seit Jahrzehnten im Kopf rumgeht, das ich aber nicht mehr finden konnte. Irgendein Rembetika mit Sängerin, der Refrain bestand aus der Wiederholung eines Worts. Ich habe mich durch meine verschiedenen CDs gehört, nirgends ein Treffer. Dabei hatte ich die Melodie deutlich im Kopf. Vor ein paar Tage empfiehlt mir der Spotify-Algorithmus ein Lied: und siehe da, das war es. Palamakia von Marika Ninou. Mir wurde dann auch klar, warum ich das Lied nirgendwo gefunden hatte. Das ist Nachkriegs-Rembetika, den ich eher nicht auf CD habe. 1996 hat mir aber ein griechischer Studienkollege eine Cassette aufgenommen, auf der das Lied auch drauf war. 

Schönes Lied.




Mittwoch, 2. Juni 2021

Ganz Wien ist den Göttern egal

 Mal wieder etwas neue Musik, diesmal nur neu entdeckte, vielleicht kennt Ihr das alles schon. Zweimal Algorithmus-Funde, wenn man viel österreichische Musik hört, kriegt man auf Spotify und Youtube einfach noch mehr österreichische Musik reingespült. Manchmal ist das spannend. 

Zuerst "Ganz Wien"; ich hatte keine Ahnung, dass das eigentlich ein Falco-Lied ist, obwohl es einen thematisch ja nicht wundert. Hier ganz ohne Achtziger-Kram als sparsamer wunderbarer Drogenblues von Ernst Molden und dem Nino aus Wien. Molden anzuhören ist ohnehin nie eine schlechte Idee. 

Das nächste Lied hatte ich dann einmal angehört, gleich wieder vergessen, für meinen Geschmack eher zu gefällig. Einige Wochen später ging mir dann der Refrain im Kopf rum und ich hatte noch Glück, dass ich mich erinnerte, woher eigentlich dieser Text- und Melodiefetzen kam. Seitdem immer wieder mal gehört und das Lied hat wirklich Ohrwurmqualitäten. Die Anfangszeile "Ich hab keine Hand frei, aber tausende Ideen" geht auch ok mit mir. Die Band Garish gibt es wohl schon lang, das Lied ist auch schon von 2017, ist (wie so vieles) vollkommen an mir vorbei gegangen. Hört es euch an, denkt euch, na so toll ist das auch nicht, und wundert euch dann in ein paar Wochen, was ihr da vor euch her summt.