"In the absence of intimidation, creativity will flourish"
G.Ginn

Dienstag, 31. Dezember 2024

Konzerte 2024

 Wieder einmal nicht hinbekommen, die Konzertberichterstattung zeitnah zu liefern, deswegen wieder ein zusammenfassender Post. Relativ häufig bei Bands, die ich schon mindestens dreimal gesehen habe, die Newcomer-Quote könnte größer sein. Und leider auch keine spannenden Vorgruppen-Entdeckungen. Aber: So oft wie dieses Jahr war ich selten im SO36.)

Josienne Clarke, Acoustic Alley, Den Haag, 09.02.

Die weiteste Anreise, aber es hat sich gelohnt. Über dieses Konzert habe ich ja schon ausführlicher geschrieben. Clarke liegt mir schon sehr am Herzen.



Buzzcocks, Huxleys, 13.04.

Vorband: Modern English, die wohl Anfang der Achtziger einen kleinen Hit hatten, noch nie vorher gehört. Bei den Buzzcocks spürt man schmerzhaft das Fehlen von Pete Shelley, aber einmal wollten wir sie halt auch noch einmal hören. Steve Diggle, der Überlebende ist halt eher ein Metaller. Immerhin „What do I get?“, „Ever fallen in love“ und als Zugabe „Orgasm Adict“ noch einmal live gehört.



Scream, SO36, 21.05.

Vorband: Soulside, deren erste LP ich immer gerne gehört habe, und deren Nachfolgeband Girls vs Boys meiner Meinung nach immer unterschätzt wurden. Soulside sind so freundlich, ein paar meiner Lieblingsstücke zu spielen, als Zugabe dann zusammen mit ein paar Scream-Leuten Babylon‘s Burning und I against I. Sehr schön. Für die Hauptband kämpfte ich mich vor die Bühne, Franz Stahl gab mir dann die Soulside Setlist, hier auch für Euch:



Meine Liebe zu Scream war schon immer groß, so dass die nächste Stunde sehr glückselig war. Eine Mischung aus Liedern der ersten und zweiten LP, von der dritten nur Walking by myself, die Grohl- Jahre ganz ausgespart, von der 2011-Reunion ein Lied und viel von der neuen LP. Man könnte träumen, wieviel positiver Spirit in der Szene geblieben wäre, wenn nicht irgendwann der Nirvana-Hype gekommen wäre. (Meine Lieblingstheorie gerade, dass Nirvana alles kaputt gemacht haben. Natürlich auch nur eine Ausprägung von „Früher war alles besser“ der Männer über 50.) Vorne gestanden, mitgesungen, ein bisschen gehopst, glücklich. Tolle Musik, tolle Leute. Nach der Zugabe ging der Bassist Skeeter Thompson von der Bühne, sah mich, schüttelte mir noch die Hand.



Bongeziwe Mabandla, Kulturbrauerei, 23.05.

Afrika-Indie in der ausverkauften Kulturbrauerei. Der erste Teil des Konzerts hatte leichte 80er Jahre Goth-Anklänge, danach sehr mitreißender Indie-Pop. Mabandla hat eine außergewöhnliche Stimme und ihm machte das Konzert sichtbar Spaß. Werde ich mir gerne wieder ansehen.






UK Subs, SO 36, 31.05.

Charlie Harper feiert seinen 80. Geburtstag im SO36 und OLe, Frau Kirschblüte und ich feiern mit. Traditionell wird der Abend mit einem Aperitif im Tiki Heart begonnen. Vorband Nasty Rumours aus Bern, 77er Punk mit Schweizer Englisch. OLe und ich hielten uns vornehm zurück, während Frau Kirschblüte irgendwo vor der Bühne rumhopste.

UK Subs dann mit sehr solidem Auftritt vor einem begeisterten Publikum. Lieder, an die man schon lange nicht mehr gedacht hat, werden einem vor die Füße geschmissen. Mit 80 wäre ich auch gerne noch so fit wie der gute Charlie. Ein schöner Abend.



Frank Turner, Columbiahalle, 18.10.

Die erste Vorband, Shitney Beers, haben wir verpasst, weil die Anreise komplizierter war als gedacht. Leider dann auch einen eher ungünstigen Platz gehabt. Skinny Lister dann gewohnt gut, die neuen Lieder gehen ja auch wieder stärker in die Pogues-Richtung. Dann Frank, der alte Wohlfühl-Bär. Ein sehr schönes Set, auf der neuen Platte sind ja auch wieder Lieder, die noch länger im Set bleiben werden.



Undertones, SO36, 28.11.

Vorband Cherym, ein irisches Punk-Trio, kraftvoll, aber für mich etwas zu glatt. Danach die alten Herren von der Undertones, wie immer ein Vergnügen. Ein paar etwas zu enthusiastische Fans, Typ Muckibude/Ärzte-T-Shirt und erstes Mal im SO, die den Pogo auch zu denjenigen bringen wollten, die einfach nur rumstehen wollten. Einer wollte mir dann erklären, wie das auf Punkkonzerten so ist. Aber insgesamt entzückend, unterhaltsam und gute Laune fördernd.



Razzia & Skeptiker, SO36, 9.12.

Vorband Blutiger Osten. OLe und ich hielten durch. Razzia waren phantastisch, ich hatte die ja als etwas schräg in Erinnerung, waren aber ein solides Deutschpunkbrett. Von der Originalbesetzung ist nur noch der Sänger übrig. Skeptiker dann wie gewohnt. 



Zotos Kompania, 26.12. b-flat

Das jährliche Rembetika-Weihnachtskonzert, wie immer sehr schön und mit der notwendigen Dosis Jenitsaris, Vamvakaris und Tsitsanis.


Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen, bi nuu, 29.12.

Wie jedes Jahr: Wenn die Liga spielt, hingehen. Hits und gute Laune.


Zum Abschluss, für die Tapfersten der Tapferen: Ein SO36-Klo-Selfie















Sonntag, 29. Dezember 2024

Lektüre 2024

 Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Arthur Machen: The Three Impostors, The Terror, The Great God Pan

Auf Machen bin ich im Zusammenhang mit Psychogeografie gestoßen. Eine Art Zwischenstück zwischen dem Horror von E.A. Poe und H.P. Lovecraft, in Deutschland aber nicht sonderlich bekannt. Liest sich gut, auch wenn die Bücher schon mehr als 100 Jahre alt sind. Etwas zuviel bösartige walisische Feen für meinen Geschmack, trotzdem schöner Horror, mit endlosen Spaziergängen durch das nächtliche London. Bob Dylan hat wohl The Great God Pan als ein Lieblingsbuch bezeichnet, hätte nicht gedacht, dass Robert Horrorfan ist. Es gibt wohl auch ein paar vergriffene deutsche Übersetzungen. The three Impostors schafft es als Episoden-Roman, in einem eher verschlafenen Sherlock-Holmes-artigem Setting wirklich heftige Gruseleffekte zu setzen.

Jeff VanderMeer, Southern Reach Trilogie (Auslöschung, Autorität, Akzeptanz)

Eines der merkwürdigsten, aber auch besten SciFi-/Horrorromane, die ich gelesen habe. Jeff VanderMeer kannte ich zunächst von Social Media, wo er Fotos der Waschbären und Stinktieren aus seinem renaturierten Garten in Florida teilt. Irgendwann hatte ich auch Lust, etwas von ihm zu lesen. Annihilation berichtet von einer Expedition in ein Gebiet, das nach einer nicht näher benannten Naturkatastrophe Sperrgebiet ist. Die Natur, aber nicht nur die, wandelt sich dort. Ich habe wirklich alle Bände in einem Zug  gelesen. Aber auch Bücher, die man immer wieder zur Seite legen muss, weil man kurz verschnaufen muss. Nicht vergleichbar mit irgendeiner früheren Lektüre.

Thomas de Quincey, Bekenntnisse eines englischen Opiumessers

200 Jahre alt, immer noch beeindruckende Darstellung der Armut auf den Straßen Londons. Den Opiumteil habe ich dann ausgelassen.

Damilara Kuku, Only big  bumbum matters tomorrow

Der Roman der nigerianischen Schriftstellerin, deren Kurzgeschichtensammlung „Almost all the man in Lagos are crazy“ mich schon auf der ersten Seite so zum Lachen gebracht hat, dass ich das Buch erst einmal weglegen musste. Man muss sich das Ganze wie Sex and the City in Lagos vorstellen. Der Roman handelt von einer nigerianischen Familie, alle haben ihre Geheimnisse, niemand versteht, warum die jüngste Tochter das Erbe ihres Vaters für eine Schönheitsoperation ausgeben will. Es wird die Geschichte der Familie erzählt, vor allem als Geschichte verschiedener Generationen von Frauen. Das Buch ist für ein  (weibliches) afrikanisches Publikum geschrieben, man kann viel daraus lernen und wird gut unterhalten.

Sara Paretsky, V.I. Warshawski-Reihe Overboard, Pay Dirt

Festgestellt, dass es inzwischen neue Bände der Krimi-Reihe gibt, die ich seit 30 Jahren lese. V.I. Warshawski, die Chigaoer Privatdetektivin ermittelt immer noch, legt sich mit Polizisten, guter Gesellschaft und Unterwelt an. Immer noch sehr spannend, aber mehr und mehr düster, die Situation in Amerika spiegelt sich wider. Während in den frühen Bänden noch die Aussicht bestand, dass die korrupten Polizisten bestraft werden, gibt es diese Hoffnung nun nicht mehr. Wenn man hard-boiled crime ohne Macho-Kram lesen will immer eine gute Empfehlung.

Ian Rankin, Midnight and Blue

Auch die Rebus-Romane von Rankin lese ich seit ein paar Jahrzehnten, als ehemaliger Edinburgh-Bewohner mag ich das Lokalkolorit. Der 25. Band sieht den Ex-Polizisten Rebus im Hochsicherheitsgefängnis. Immer noch gut zu lesen, der Plot mit den rivalisierenden Unterweltbanden aber für mich etwas zu wirr.

Oliver Schlandt, Zugemüllt - eine müllphilosophische Deutschlandreise

Ein phantastisches Buch zur Philosophie des Mülls, auf jeder Seite lernt man etwas Neues. Sehr gern gelesen und sehr zu empfehlen.

W.G. Sebald, Luftkrieg und Literatur

Eine interessante Essay-Sammlung eines der wenigen Allgäuer Literaten (mir fällt nur noch Enzensberger ein). Auch oder vielleicht gerade 25 Jahre später ein guter Einblick in die Lücken der deutschen literarischen Krieg- und Diktaturbewältigung.

Antal Szerb, Reise im Mondlicht

Roman über ein ungarisches Pärchen, das sich auf der Hochzeitsreise in Italien trennt. Schönes Panorama der Dreißiger Jahre, Vorkriegs-Bohème, von einer schwedischen Freundin empfohlen. Der Autor wurde 1945 im KZ ermordet. 

Pierre Pouchairet, Les trois Brestoisses, Band 1-3

Urlaubslektüre. Krimis kriege ich auf französisch noch einigermaßen hin. Also ein paar Regionalkrimis aus der Gegend besorgt. Die deutschen Bretagne-Regionalkrimis sind in Frankreich unbekannt, die französischen kennt man in Deutschland nicht. Protagonistinnen dieser Reihe sind eine Kommissarin, eine Gerichtsmedizinerin und eine Psychologin, es wird viel geballert. Ganz unterhaltsam, es hat allerdings Tücken, wenn Heldinnen von älteren Schriftstellern beschrieben werden. Den Autor habe ich auf einem Markt sogar gesehen, habe aber dann davon abgesehen, ihm zu sagen, dass ich seine Bücher spannend finde. Wenn man den Kram zwar lesen kann, aber mit Mühe einen französischen Satz rauskriegt, wirkt es doch seltsam.

Brian Merchant, Blood in the Machine

Eine Geschichte der Maschinenstürmer in England zu Beginn der Industrialisierung. Sehr spannend zu lesen, ganz von selbst kommen einem die Parallelen zu heute in den Sinn. Bei einem Kommando General Ned Ludd gegen KI wäre ich auch dabei.

Susanne Cooper, Dark is rising/Wintersonnwende Reihe

Den Band The Dark is rising hatte ich schon vor ein paar Jahren gelesen, jetzt auch noch die restlichen vier Bände besorgt. Im UK kennt die Bücher jeder, in Deutschland eher weniger bekannt. Schöne Fantasy-Reihe, die einige der Klischees des Genres vermeidet. Wintersonnwende/The Dark is rising, den zweiten Band, kann man auch als einzelnes Buch gut lesen.

Masha Kaleko, Lyrik

War an der Zeit, mich mit ein paar neuen Lyrikbänden zu versorgen. Gerne und viel geblättert.

Paul Koudonaris, Heavenly Bodies

Ein etwas morbider Bildband über Katakombenheilige und den Reliquienhandel. Nach dem Dreißigjährigen Krieg bestand in Süddeutschland großer Bedarf an neuen Reliquien, in Rom gab es genügend schlaue Kaufleute, die sich darum kümmern konnten.

Isaac Asimov, Die besten Kurzgschichten

Aus nostalgischen Gründen gekauft, alles aber schlecht gealtert.

Anke Stelling, Bodentiefe Fenster

Drama im Prenzlauer Berg Bürgertum, überforderte Eltern, vergessene Ideale, Auseinandersetzung mit den 68er-Eltern. Ich fand es eine ganz amüsante Lektüre, bin aber auch nicht Teil der porträtierten Szene.





Montag, 23. Dezember 2024

24. Rot, gelb, orangefarben und grün

 Und jetzt kommt bereits das letzte Adventskalendertürchen, nach 24 Liedern von Künstlerinnen aus 12 Ländern, etwa zwei Drittel der Lieder aus den letzten 15 Monaten.

Dieses Lied ist auch aus dem November 2023, hat mich über das Jahr begleitet. Es ist von Robert Rotifer, dessen 2018er Brexit-LP „Über uns“ in den letzten sechs Jahren für mich eine Art Orakelbuch geworden ist. Politisch ist dort viel aus britisch/österreichischer Sicht beschrieben worden, was so nach und nach auch bei uns passiert. In meinem damaligen Konzertbericht hatte ich, naives Häschen, das ich bin, geschrieben: „Vielleicht lässt sich, wenn man sich die Entwicklungen dort genau ansieht, lernen was zu tun ist, wenn um einen herum alle verrückt werden.“ Tja, offensichtlich wollen wir doch eher unsere Fehler selbst machen. Spannend, dass es ein paar Lieder dabei gibt, die ich erst mit der Zeit nachvollziehen konnte. Ach ja, dieses Gefühl verstehe ich jetzt auch.

Ich war also sehr gespannt auf das  2023er Album „Holding Hands in Petropolis“, ob es wieder ein weitsichtiger Soundtrack für die nächsten Jahre werden könnte. Und das wird es wohl, auch wenn die Geschichten, die dort erzählt werden, eher düster sind. Die Zeiten werden nicht besser. Das Album beginnt mit den französischen Zeilen: Er war nicht krank, er war nur erschöpft. Es endet mit dem deutschen Satz: Er war wieder einmal zu schnell gelaufen. Dazwischen spannen sich acht Lieder, die auf sehr persönliche Art die Zeiten kommentieren. Also, ein neues Orakelbuch, mit neuen Bildern, Sätzen und Gedanken für das, was um uns passiert. Das Klima, die Erschöpfung, das Älterwerden. Dazu die sehr schöne, abwechslungsreiche, schön arrangierte Musik, das ganze Album hat für mich den musikalischen Vibe einer 1968er LP der Beatbands. Experimentierfreudiger, mutiger, breiter angelegt. Also vielleicht Village Green Preservation Society oder Notorious Byrd Brothers. 

Eines der helleren Lieder ist Red, Yellow, Orange & Green, es gibt immer noch Hoffnung inmitten der Verzweiflung.


23. Die flammende Linie

 Julii Sharp habe ich 2019 einmal live gesehen, mich sehr über ihre CD 2023 gefreut. Dieses Jahr hat sie ein Lied veröffentlicht, das vom Tod eines Freundes handelt. Sagen wir mal so, die letzten Jahre haben zu viele Beerdigungen gebracht. Ein tröstendes Lied, eine tolle Sängerin.


Samstag, 21. Dezember 2024

22. Ich trinke und werde betrunken

 Noch gar keine Griechen dieses Jahr. Hier ein altes Rembetika-Lied, das wir am 2. Weihnachtstag beim traditionellen Zotos-Kompania-Konzert im b-flat hören werden. Das Video gibt einen netten Eindruck von der Atmosphäre, die bei solchen Konzerten herrscht. Ωπα!


Freitag, 20. Dezember 2024

21. Tum Tum

 Einer der schönsten Momente des Jahres war die alten Herren von Scream einmal wieder live zu sehen. Ende der Achtziger waren sie eine dieser Hardcore-Bands, die sich nicht viel um stilistische Grenzen scherten. Im Nachhinein wurde mir klar, dass sie näher am Mainstream-Rock waren als manche andere aus der Zeit. Aber was man in der Szene hören durfte oder nicht hören durfte, interessierte die Band sowieso nicht sonderlich. 

Ende 2023 gab es eine neue LP, für mich durchaus ebenbürtig mit den früheren Platten. Und Scream kam ins SO36, während des Konzerts fühlte ich mich wieder wie vor 35 Jahren.

Von der LP ein Reggaestück über eine Busfahrt. Gern und viel gehört.


Donnerstag, 19. Dezember 2024

20. Wir fangen klein an

 Über Emily Barker bin ich ja vor ein paar Jahren gestolpert, vor allem wegen ihres Covers von „Under the Milky Way tonight“. Ihre Quarantäne-LP „Room 822“, die sie in einem Hotelzimmer in Australien mit ihrem Mann aufgenommen hat, während sie die Einreise-Quarantäne-Zeit abwarten musste,  ist sicher eine meiner meistgehörtesten LP, weil ich sie jeden Samstag höre, wenn ich genügend Zeit in der Früh habe. Dieses Jahr eine neue LP, mit diesem sehr schönen Lied. 

Mittwoch, 18. Dezember 2024

19. Die Leute arbeiten (die Leute sterben)

 Ein weiterer Zufallsfund. Bibi Tanga & the Selenites machen jetzt gar nicht Musik, wie ich sie sonst höre, kein wütendes oder trauriges Geschrummel, sondern Groove. Das erste Lied, das ich von ihnen hörte, hieß passender Weise „Afro Groove on the Move“, melodisch sehr reduziert. Beim ersten Mal den Kopf darüber geschüttelt, dann nach ein paar Tagen noch mal reingehört (so mache ich es meistens, nach einmal Hören kann ich Sachen nur schlecht einordnen; was interessant scheint, wird mehrmals gehört, auch wenn‘s mir zunächst nicht gefällt). Immer noch den Kopf geschüttelt, aber fand es dann irgendwie gut.



Dienstag, 17. Dezember 2024

18. Unterwegs

 Noch einmal zurück, in die frühen 70er. Sybille Baier nimmt ein paar Stücke für sich auf. Sie arbeitet beim Film, als Schauspielerin, im Umfeld von Wim Wenders. Die Aufnahmen hören sich manchmal an wie Leonhard Cohen, manchmal wie Nico. 

Vor ein paar Wochen hörte ich das Lied zum ersten Mal und versuchte etwas über die Sängerin herauszufinden. Die Geschichte ist wirklich unglaublich: Die Aufnahmen wurden erst Anfang der 2000er veröffentlicht, als sie der Sohn von Sybille Baier, die inzwischen in den USA wohnte, an Dinosaur Jr. Sängers J Mascis schickte. Dieser vermittelte einen Plattendeal, die Aufnahmen wurden ein kleiner Indie-Hit.

Montag, 16. Dezember 2024

17. Die Love Parade

 Letzthin auf dem Undertones-Konzert sagten die Iren ein Lied „extra für Berlin“ an. The Love Parade, geschrieben zu Zeiten, als es in Berlin noch keine gab. Das Lied ist vom wenig geliebten letzten Album der Original-Undertones, machte aber live und auch beim Wiederhören erstaunlich viel Spaß. Eine Wiederentdeckung nach 40 Jahren.


Sonntag, 15. Dezember 2024

16. König und Vaterland

 Grace Petrie trifft es hier ganz gut, dieses Gefühl, dass alles schief läuft, die Sorge, dass jede Nachrichtensendung noch mehr Katastrophen bringt. 


Samstag, 14. Dezember 2024

15. Angst

 Erst vor ein paar Wochen über diese Band gestolpert, die LP habe ich gerne gehört. Vom 77er-Punk erwartet man ja nicht viel Neues, aber hier gibt es nette Lieder, die gerne Klassiker zitieren, ohne dass das langweilig klingen würde. Definitiv eine Band, die ich gerne live sehen würde. Vielleicht schaffen es die Pariserinnen ja mal nach Berlin. 


14. Rudy

Andrew Choi alias St. Lenox hat auch ein neues Album. Wie immer erzählt er in seinen Videos dann eine ganz andere persönliche Geschichte als in dem Lied. Man kann einiges über seinen Umzug lernen und ihm beim Kochen zusehen. Ich mag diesen Indie-LowFi-Soul sehr gerne.

Mittwoch, 11. Dezember 2024

12. Schwächen

 Die Amazones d‘Afrique haben sich mit einem neuen Album zurück gemeldet. Für mich ist das meiste ja dann etwas zu dance-orientiert, ein paar Lieder bleiben aber auch immer bei mir hängen. So zum Beispiel dieses, mit der verehrten Mamani Keïta.



Dienstag, 10. Dezember 2024

11. Hau ab

 Wird Zeit, dass hier neben den zarten Indie-Folk-Stückchen auch ein paar der Punkrockkracher des Jahres 2024 kommen. Gut gefallen hat mir dieses Jahr wieder Frank Turner, das Konzert sowieso, aber auch die neue Platte ist mal wieder mehr nach meinem Geschmack.  Ein schönes Lied darüber, dass man es nicht allen recht machen kann. 

Montag, 9. Dezember 2024

10. Am allermeisten

Kein Adventskalender ohne Josienne Clarke!

Das Konzert in Den Haag war sicher ein Höhepunkt meines Musikjahres 2024, die ganze „Paranthesis, I“-LP ist eine meiner diesjährigen Lieblingsplatten.

Sonntag, 8. Dezember 2024

9. Gleichgewicht

 Die Berries haben ihr zweites Album herausgebracht, vertrackt und heavy, mit schönen Melodien. Ich bin ja immer noch von der kurzen Live-Erfahrung vor zwei Jahren beeindruckt, man unterschätzt die jungen Frauen auf eigene Gefahr. Vor ein paar Wochen hatte ich einen Ohrwurm, ein kleines Teil einer Folkmelodie. Ich kam nicht dahinter, was für ein Lied das sein könnte, bis mir einfiel, dass es ein ruhigeres Lied der Berries ist. Hier noch einmal in einer akustischen Fassung, große Sympathie für die Bassistin, die stoisch bis 2:20 wartet, bis sie auch einmal mitspielen darf. 


Samstag, 7. Dezember 2024

8. Die Offenbarerin

 Dieses Lied ist mir über den letztjährigen Musikadventskalender zugeflogen. Ich hatte ein Lied von Lady Nade eingestellt, das ein Gillian Welch-Cover war. Welch kannte ich zwar über verschiedene Ecken, z. B. über den „O Brother where art thou“-Soundtrack, hatte mich aber nie eingehender mit der Musik beschäftigt. Der weise Alex empfahl mir in den Kommentaren, das zu ändern, und legte mir die „Time (The Revelator)“-LP ans Herz. Als ich die anhörte, machte ich eine Erfahrung, die sehr interessant war: Mir wurde auf einmal bewusst, dass dieses Album von vielen Künstlerinnen, die ich gerne höre, als Ausgangspunkt genommen wird. Welch hat hier wohl die Tür für eine neue Art Americana-Folk geöffnet, durch die viele danach gegangen sind. Oder um ein anderes Bild zu nehmen: Ich kannte bis dahin nur die Wellen auf dem See und sah jetzt den Stein, dessen Wurf sie verursacht hat.

Eine sehr glückliche (Wieder-) Entdeckung und Neueinordnung. Ich bin gleich beim ersten Lied Revelator hängen geblieben, für mich ähnlich hypnotisch wie vor vielen Jahren Cortez the Killer von Neil Young. Die Aufnahme war wohl eine Mikrophonprobe, an der Welch und Gitarrist Rawlings aber nichts mehr ändern wollten. Zu recht. (Die aktuelle LP der beiden ist auch sehr schön.)

Freitag, 6. Dezember 2024

7. Der Anschubser

 Heute wirklich ein Quell reinster Freude im musikalischen Adventskalender. Vier junge Koreaner haben im Sommer dieses Lied veröffentlicht, das - wenn ich es richtig verstehe - die Arbeit des Push Man beschreibt, also desjenigen Bahnbeamten, der die Fahrgäste in die S- und U-Bahnen schiebt.

Das Lied tauchte bei meinen vorgeschlagenen Videos auf, ich war etwas misstrauisch, aber dann ganz verzaubert. Good clean fun, wie ein Outtake aus A Hard Day's Night, 60 Jahre später.


Donnerstag, 5. Dezember 2024

6. Sonne von links

 Durch den Besuch bei schwedischen Freunden habe ich auch wieder ein bisschen mehr schwedisch geübt.  Eigentlich sinnlos in einem Land, in dem sowieso jeder nach einem Satz zum Englischen wechselt. Aber ich hatte ein paar Erfolgserlebnisse, als ich auf einmal ein paar Texte verstand, von Liedern, die ich seit dreißig  vierzig Jahren (habe gerade nachgerechnet, mein Gott, ich bin alt) gehört habe, ohne etwas zu verstehen.

Und Joakim Thåström hat eine neue Platte. Gebt mir schwedische Melancholie, jederzeit. 


Mittwoch, 4. Dezember 2024

5. Alles

Das Lied hatten wir schon mal vor zwei Jahren, es bleibt aber irgendwie auf der Playlist. Inzwischen gibt es die Version, in der ich das Lied zum ersten Mal live gehört habe, auch als Aufnahme, als akustische Ballade mit Barpiano. Damals hörte ich fasziniert bei der unplugged session zu, konnte ich mir nicht so recht vorstellen, was für einen Stil denn die Band haben würde. Später beim Konzert musste ich feststellen, dass die Bandaid Brigade Punk-Kasperle sind, die eine heimliche Liebe zu gräßlichem 80er Jahre Stadionrock haben. Tolle Musik, trotzdem oder vielleicht gerade deswegen.



Dienstag, 3. Dezember 2024

4. Fingerhut

 Dieses Jahr brachte auch ein neues Album von Haley Heynderickx. Ein Stück folkiger als die wunderbare „I need to start a garden“-LP, aber lässt immer noch mein Herz vor Freude hüpfen.

Ein Pärchen hüpft durch Bergwiesen, Haley sitzt an einem Baum und schnitzt an einem Holzstück. Schönes Video, schönes Lied, tolle Musikerin.

Der Fingerhut heißt auf englisch also Fuchshandschuh. Warum auch nicht?

Montag, 2. Dezember 2024

3. Wir tanzen

 Wir kommen in diesem Jahr an. Von der Hochzeitskapelle, die nicht allzuweit meiner früheren Heimat her kommt, habe ich zuerst auf Social Media gehört, und zwar von einem Menschen aus Oklahoma, der diese Musik sehr gelobt hat. Neugerig wie ich bin habe ich reingehört, nachgeforscht und mich gewundert, warum ich davon nur über Umwege erfahren habe.

Das Konzept, Indie-Lieder in Blaskapellenbesetzung zu spielen, ist jetzt keines das immer  oder auch nur in den meisten Fällen aufgehen würde. Hier funktioniert das aber sehr gut, man möchte tatsächlich mittanzen. Das Original ist von Pavement von 1995, merkwürdigerweise ist das Cover gar nicht so weit vom Original entfernt.

Sonntag, 1. Dezember 2024

2. Bleiben

 Das Lied ist zwar von 2023, passt aber auch noch gut in dieses Jahr, weil ich im Mai Bongeziwe Mabandla live sehen konnte. Berlin hat seine Vorteile...

Auf Mabandla bin ich ja vor ein paar Jahren gestoßen. Hat ein bisschen gedauert, die Mischung aus Xhosa-Gesang, Indiepop und afrikanischen Einflüssen ist ja dann zuerst doch ungewöhnlich. Wenn man sich reingehört hat, macht es aber sehr viel Spaß.

Das Konzert war auch sehr schön, gute Stimmung, absolut sympathischer Künstler und Hopsen zu einer Art 80er Afro-Indie-Sound. Jederzeit wieder.