O adelfo mou Michali hat mich auf einen seltsamen Effekt aufmerksam gemacht. Merkwürdige Dinge begeben sich im Internet. Kundige Leser kennen schon die "Misheard Lyrics"-Videos, bei denen fremdsprachigen Liedern ein merkwürdiger deutscher Text übergestülpt wird. Youtube und die mächtigen Google-Programmierer haben jetzt ein neues Projekt: die automatischen Untertitel für Lieder. Das Konzept scheint, nun, wie soll ich sagen, noch nicht ganz ausgereift. Aber seht selbst (bei dem Lied muss die Funktion "Untertitel" oder "German Captions" gewählt werden):
(Ein weiteres beunruhigendes Beispiel findet sich hier: während beim ersten Lied in den Untertiteln rätselhafterweise Frank Henkel und ein nacktes Hinterteil auftauchen, scheint der Untertitelgenerator hier einen gewissen Star Trek-Fetisch zu haben.)
Ich hoffe, die automatischen Google-Cars fahren besser, als diese Untertitel erstellt werden. Stellt euch vor, wir werden von Maschinen beherrscht und die Maschinen sind einfach stulle.
Otto Reutter wäre auch ein geeignetes Objekt für Betrachtungen über das Bürgertum an der Schwelle zum Totalitarismus; ich grabe mich gerade durch alle möglichen Büchern aus den Zwanziger Jahren, um hier ein paar Aufschlüsse zu kriegen.
"In the absence of intimidation, creativity will flourish"
G.Ginn
Samstag, 27. Februar 2016
Mittwoch, 24. Februar 2016
München in Rock
Jetzt müssen wir uns in wenig schöne Gebiete begeben. Ich muss da hin, weil das meine Jugend war. Alle anderen haben eine Entschuldigung.
***
Ist noch jemand da? Auch egal. "München in Rock" war Anfang der Achtziger eine Sendung des Bayrischen Rundfunks, in der Auftritte von verschiedenen Münchner Bands beim Alabama-Festival 1981 aufgezeichnet wurden. Die Sendung war eine der wenigen, bei der man damals Punk-Bands im Fernsehen sehen konnte. Deswegen wurde sie auf Video aufgenommen und immer wieder angesehen. Die Videokassette habe ich schon lange nicht mehr, aber ich habe die Sendung nun nach einigen Jahrzehnten auf Youtube wiedergefunden. Also hinabgestiegen in die Keller der Erinnerung und das Ganze noch einmal angesehen. (Auf der Videokassette waren nur die "punkigen" Stücke, ein paar der Lieder müssen wir also vorspulen.)
***
Es beginnt mit der Band Intimspray, die schon ein bisschen die Neue Deutsche Welle ahnen lassen. "In leeren Räumen möchte ich träumen" heißt das Lied. Der Text hat sich bei mir ins Hirn gebrannt, schlimm. Schlecht finde ich das Ganze aber nicht. Früher habe ich immer gedacht, dass der zweite Gitarrist einen Badeanzug anhätte, jetzt sehe ich, dass er wohl nur in Unterhemd und Unterhose rumstand.
***
Jetzt kommt Tony Titt und die Torpedoes mit "Cool in the night". Zum Weiterspulen. Schnell.
Die Marionetz! (7:53) Die waren deutschlandweit bekannt, hatten eine Poppunk-LP mit extrem zweifelhaften, aber vergnüglichen Texten draußen. Hier spielen sie eines der wenigen Fußball-Lieder, das ich ertragen kann, "1860". Die anderen Hits, wie z.B. "Peter Pimmel" wollte höchstwahrscheinlich der Bayrische Rundfunk nicht. An der Abmoderation: "Wer steht auf Beckenbauer, Breitner und Millionäre? Wir stehen auf Könner!" merkt man, wie alt das alles schon ist.
***
Anschließend The Schrott mit "Zwangsjacke" (14:14). Der Sänger sagt das Lied an: "Das heißt nicht Headbanger, sondern Zwangsjacke." Der rätselhafte Satz erklärt sich dadurch, dass das Lied eine Version des Liedes "Headbanger" von den Cockney Rejects ist, nur mit deutschem Text. Beim Zusehen zuerst Überraschung, dass in der Band ein Ted mitspielt, aber damals waren die Szenen noch gut gemischt. The Schrott waren relativ bekannt, hatten auch eine Single draußen. Während des Liedes lustiges Treiben auf der Bühne (da waren auch ein paar der damaligen Bekannten darunter).
***
Danach die FKK-Strandwixer (16:48). Ein merkwürdiges Lied, ich glaube, es hieß "Tote Omas fliegen tief". Man mag es kaum glauben, aber die Wixer hatten auch eine Single, auf der ein sehr schönes Lied war, das "Mit mir möchte ich nicht einmal selbst befreundet sein" hieß. "Tote Omas" ist dagegen leider eher unhörbar, entweder sehr schlecht oder sehr seiner Zeit voraus. Entscheidet selbst.
***
Es kommen noch ein paar Lieder, die nicht zu ertragen und für mich auch nicht von dokumentarischem Wert sind (am schlimmsten die Pädagogenrockcombo Lila Sterila). Die Dagowops (31:30) fand ich allerdings immer noch ganz gut, das Publikum anscheinend damals nicht, so viele Bierbecher flogen. Ganz am Schluss noch die Marionettes, die sich in Publikumsbeschimpfung und eine Flasche Ketchup auf Ex trinken üben. Hmmm.
***
Und jetzt ist es auch wieder schön, dass man von diesem Ausflug in die Vergangenheit wieder zurückkehren kann.
***
Ist noch jemand da? Auch egal. "München in Rock" war Anfang der Achtziger eine Sendung des Bayrischen Rundfunks, in der Auftritte von verschiedenen Münchner Bands beim Alabama-Festival 1981 aufgezeichnet wurden. Die Sendung war eine der wenigen, bei der man damals Punk-Bands im Fernsehen sehen konnte. Deswegen wurde sie auf Video aufgenommen und immer wieder angesehen. Die Videokassette habe ich schon lange nicht mehr, aber ich habe die Sendung nun nach einigen Jahrzehnten auf Youtube wiedergefunden. Also hinabgestiegen in die Keller der Erinnerung und das Ganze noch einmal angesehen. (Auf der Videokassette waren nur die "punkigen" Stücke, ein paar der Lieder müssen wir also vorspulen.)
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Es beginnt mit der Band Intimspray, die schon ein bisschen die Neue Deutsche Welle ahnen lassen. "In leeren Räumen möchte ich träumen" heißt das Lied. Der Text hat sich bei mir ins Hirn gebrannt, schlimm. Schlecht finde ich das Ganze aber nicht. Früher habe ich immer gedacht, dass der zweite Gitarrist einen Badeanzug anhätte, jetzt sehe ich, dass er wohl nur in Unterhemd und Unterhose rumstand.
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Jetzt kommt Tony Titt und die Torpedoes mit "Cool in the night". Zum Weiterspulen. Schnell.
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Nun eine bekannte Band, ZSD (ab 6:33). Die Abkürzung bedeutet Zentraler Sicherheitsdienst, so hießen die (berüchtigten) Schwarzen Sheriffs, die damals in München in der U-Bahn aufpassten. Das Lied hieß "Verpiss dich", war von der ersten ZSD-LP, die damals jeder hatte. Der Auftritt zeigt, dass es eine sehr kraftvolle Band war, heftig und voller Wut. Streetpunk Blaupause. Heute hätte ich vor solcher Musik wohl Angst.
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Die Marionetz! (7:53) Die waren deutschlandweit bekannt, hatten eine Poppunk-LP mit extrem zweifelhaften, aber vergnüglichen Texten draußen. Hier spielen sie eines der wenigen Fußball-Lieder, das ich ertragen kann, "1860". Die anderen Hits, wie z.B. "Peter Pimmel" wollte höchstwahrscheinlich der Bayrische Rundfunk nicht. An der Abmoderation: "Wer steht auf Beckenbauer, Breitner und Millionäre? Wir stehen auf Könner!" merkt man, wie alt das alles schon ist.
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Die nächste Band heißt Armes Deutschland (10:20) und sieht auch so aus. Die Ansage ist allerdings lustig: "Das nächste Stück heißt Endzeit." - "Trotzdem." Als ich das Video auf Youtube vor einiger Zeit wieder gesehen habe, stellte ich mit Erschrecken fest, dass ich den schwachsinnigen Text all die Jahre irgendwie im Kopf hatte: "Mutanten in der Imbissstube, Alarm im AKW. Notstandsstufe drei, das Spiel ist bald vorbei". Arrggggghhh. Die Musik zu diesem Text ist kongenial. Und das Lied dauert auch noch so lang.
Anschließend The Schrott mit "Zwangsjacke" (14:14). Der Sänger sagt das Lied an: "Das heißt nicht Headbanger, sondern Zwangsjacke." Der rätselhafte Satz erklärt sich dadurch, dass das Lied eine Version des Liedes "Headbanger" von den Cockney Rejects ist, nur mit deutschem Text. Beim Zusehen zuerst Überraschung, dass in der Band ein Ted mitspielt, aber damals waren die Szenen noch gut gemischt. The Schrott waren relativ bekannt, hatten auch eine Single draußen. Während des Liedes lustiges Treiben auf der Bühne (da waren auch ein paar der damaligen Bekannten darunter).
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Danach die FKK-Strandwixer (16:48). Ein merkwürdiges Lied, ich glaube, es hieß "Tote Omas fliegen tief". Man mag es kaum glauben, aber die Wixer hatten auch eine Single, auf der ein sehr schönes Lied war, das "Mit mir möchte ich nicht einmal selbst befreundet sein" hieß. "Tote Omas" ist dagegen leider eher unhörbar, entweder sehr schlecht oder sehr seiner Zeit voraus. Entscheidet selbst.
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Es kommen noch ein paar Lieder, die nicht zu ertragen und für mich auch nicht von dokumentarischem Wert sind (am schlimmsten die Pädagogenrockcombo Lila Sterila). Die Dagowops (31:30) fand ich allerdings immer noch ganz gut, das Publikum anscheinend damals nicht, so viele Bierbecher flogen. Ganz am Schluss noch die Marionettes, die sich in Publikumsbeschimpfung und eine Flasche Ketchup auf Ex trinken üben. Hmmm.
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Und jetzt ist es auch wieder schön, dass man von diesem Ausflug in die Vergangenheit wieder zurückkehren kann.
Samstag, 20. Februar 2016
RIP Vi Subversa
Es wird viel gestorben im Jahr 2016. Über Twitter erreicht mich die Nachricht, dass Vi Subversa gestorben ist. Michali hatte mich letztes Jahr drauf aufmerksam gemacht, dass ich doch hier etwas zu ihrem 80. Geburtstag am 20.6. schreiben könnte. Das habe ich verpasst, nun gibt es also einen Nachruf. Vi Subversa hieß eigentlich Frances Samson. Sie kam, schon weit über 40, Ende der Siebziger Jahre in die Punkszene und war eine Zeitlang Sängerin und Gitarristin der Poison Girls. Zusammen mit Crass nahmen die Poison Girls die "Bloody Revolutions"-Single auf, Crass hatte das Titellied, die Poison Girls "Persons Unknown". Das Lied lebt von der markanten rauchigen Stimme. Der Text bezieht sich auf Urteile gegen Linksradikale im UK, die wegen Verschwörungen "with persons unknown" verurteilt wurden. Man muss sich anhören, wie Vi diesen unbekannten Personen im Lied Leben einhaucht.
Man kann sich vorstellen, dass jemand, der in seiner Lebensmitte sich noch einmal in die Punkszene begibt, sich nur wenig darum kümmert, was für Erwartungen andere an ihn haben. So waren auch die Poison Girls nie eine typische Punk-Band; weder musikalisch, noch inhaltlich. Die Mischung aus Politik und Feminismus aus der Sicht einer Frau mit zwei Kindern war auch für die Szene, die ja im Wesentlichen aus dummen Jungen bestand, nur schwer zu verdauen.
Die 1979er Mini-LP "Hex" war das Meisterwerk der Band; ich habe es mir heute wieder angehört; die Musik intensiv und auch verstörend (die zweite Seite konnte ich mir auch schon früher kaum anhören). Auf Youtube habe ich eine Aufnahme gefunden, wie Vi noch im letzten Dezember das erste Lied "Old tart" singt, die Stimme immer noch markant und schneidend, die Augen klar, das junge Publikum der 80jährigen Lady zujubelnd.
Ruhe in Frieden, Vi.
Man kann sich vorstellen, dass jemand, der in seiner Lebensmitte sich noch einmal in die Punkszene begibt, sich nur wenig darum kümmert, was für Erwartungen andere an ihn haben. So waren auch die Poison Girls nie eine typische Punk-Band; weder musikalisch, noch inhaltlich. Die Mischung aus Politik und Feminismus aus der Sicht einer Frau mit zwei Kindern war auch für die Szene, die ja im Wesentlichen aus dummen Jungen bestand, nur schwer zu verdauen.
Die 1979er Mini-LP "Hex" war das Meisterwerk der Band; ich habe es mir heute wieder angehört; die Musik intensiv und auch verstörend (die zweite Seite konnte ich mir auch schon früher kaum anhören). Auf Youtube habe ich eine Aufnahme gefunden, wie Vi noch im letzten Dezember das erste Lied "Old tart" singt, die Stimme immer noch markant und schneidend, die Augen klar, das junge Publikum der 80jährigen Lady zujubelnd.
Ruhe in Frieden, Vi.
Freitag, 19. Februar 2016
Der Eisenbahn-Mann
Ich habe ja schon verschiedentlich meine Schwäche für die merkwürdigen Cyanide & Happiness-Filmchen bekundet. Bei aller Geschmacklosigkeit und dem gelegentlichen Zynismus gelingen dem Team doch immer wieder witzige und drollige Werke. Aus meiner Sicht gehört auch der Film "Too much trains" in diese Kategorie. Ausnahmsweise auch die richtige Unterhaltung für Eisenbahnfans.
Die Folge beginnt mit einem eher voraussehbaren Schul-Matheunterricht-Sketch. Dann der Vorspann, den ich immer wieder entzückend finde. Eigentlich wäre dort mein tägliches Nachhausekommen beschrieben, wenn ich denn zuhause am Computer säße. Die nächste Episode spielt in einem Flugzeug, in dem ein Passagier die Western-Ballade vom "Railway Man" singt. Ein schönes Lied über die Eisenbahn und den Sieg der Passagierluftfahrt. Die Geschichte ist zwar wie üblich haarsträubend, aber anrührend und mit netten Gags. Danach kommen noch ein paar Szenen aus einer Nachrichtensendung am Tag der Apokalypse, kann man sich auch ansehen (allein die durchlaufenden Nachrichtenbänder sind sehr hübsch). Aber "Railway Man" ist Pflicht.
Die Folge beginnt mit einem eher voraussehbaren Schul-Matheunterricht-Sketch. Dann der Vorspann, den ich immer wieder entzückend finde. Eigentlich wäre dort mein tägliches Nachhausekommen beschrieben, wenn ich denn zuhause am Computer säße. Die nächste Episode spielt in einem Flugzeug, in dem ein Passagier die Western-Ballade vom "Railway Man" singt. Ein schönes Lied über die Eisenbahn und den Sieg der Passagierluftfahrt. Die Geschichte ist zwar wie üblich haarsträubend, aber anrührend und mit netten Gags. Danach kommen noch ein paar Szenen aus einer Nachrichtensendung am Tag der Apokalypse, kann man sich auch ansehen (allein die durchlaufenden Nachrichtenbänder sind sehr hübsch). Aber "Railway Man" ist Pflicht.
Dienstag, 16. Februar 2016
Das Schiff aus Persien
Bei der Recherche der Lieder für den Markos-Post bin ich auch wieder auf dieses Lied von Vassilis Tsitsanis gestoßen. Tsitsanis war der König des Nachkriegs-Rembetika, machte die Musik weiter populär und brachte Elemente der traditionellen Volksmusik in die Musik (für ihn gab es vor ein paar Jahren auch eine Euro-Sondermünze in Griechenland). Tsitsanis hatte ursprünglich Jura studiert, hatte also auch einen anderen, "saubereren" Hintergrund als die frühen Rembetes. In Vamvakaris-Autobiografie kommt er nur in einer unfreundlichen Nebenbemerkung vor; die beiden Legenden hatten sich wohl nicht viel zu sagen (auch wenn sie vor allem vor dem Krieg auch zusammen gearbeitet haben).
Aber auch der saubere Tsitsanis hatte einige Haschischlieder; das Schiff aus Persien ist ein besonders schönes. Im Wesentlichen geht es darum, dass ein Schiff mit einer Ladung Hasch aus Persien nicht ankommt, weil der Zoll in Korinth es aufgehalten hat. Immerhin elf Tonnen Hasch werden dabei aus dem Verkehr gezogen. Der Refrain geht: "Jetzt weinen alle Kiffer, weil sie auf dem Trockenen sitzen." (Wenn man das Lied einmal hört, wird man am nächsten Tag "To vapori aptin Persia" unter der Dusche singen. Oppa!)
(Und noch eine Ergänzung: Mit dem "Schiff aus Persien" finde ich bei Youtube plötzlich auch das Lied "I litania tou manga", von dem ich bislang nur gelesen habe. Tsitsanis hat es wohl 1938 geschrieben, aber nie aufgenommen, die Youtube-Aufnahme ist wohl deutlich moderner. Das Lied heißt übersetzt "Die Zeremonie", darin wird beschrieben, wie ein Rembetes in die Kirche geht, um Haschisch zu rauchen; es erscheint ein Erzengel, der ihm bestätigt, dass Haschisch-Rauchen keine Sünde für einen Christenmenschen sei, dann kommt aber ein Mönch, der ihn aus der Kirche wirft, weil er selbst rauchen will. Wildes Zeug.)
Aber auch der saubere Tsitsanis hatte einige Haschischlieder; das Schiff aus Persien ist ein besonders schönes. Im Wesentlichen geht es darum, dass ein Schiff mit einer Ladung Hasch aus Persien nicht ankommt, weil der Zoll in Korinth es aufgehalten hat. Immerhin elf Tonnen Hasch werden dabei aus dem Verkehr gezogen. Der Refrain geht: "Jetzt weinen alle Kiffer, weil sie auf dem Trockenen sitzen." (Wenn man das Lied einmal hört, wird man am nächsten Tag "To vapori aptin Persia" unter der Dusche singen. Oppa!)
(Und noch eine Ergänzung: Mit dem "Schiff aus Persien" finde ich bei Youtube plötzlich auch das Lied "I litania tou manga", von dem ich bislang nur gelesen habe. Tsitsanis hat es wohl 1938 geschrieben, aber nie aufgenommen, die Youtube-Aufnahme ist wohl deutlich moderner. Das Lied heißt übersetzt "Die Zeremonie", darin wird beschrieben, wie ein Rembetes in die Kirche geht, um Haschisch zu rauchen; es erscheint ein Erzengel, der ihm bestätigt, dass Haschisch-Rauchen keine Sünde für einen Christenmenschen sei, dann kommt aber ein Mönch, der ihn aus der Kirche wirft, weil er selbst rauchen will. Wildes Zeug.)
Samstag, 13. Februar 2016
Zwei Jahre (und eine Verlosung)
Es gibt einen Geburtstag zu feiern, vor zwei Jahren habe ich mit diesem Blog begonnen. Zum einen, weil mir der Größenwahn gefällt, der darin liegt, einen Zweitblog zu haben, zum anderen, weil es in der Tat ganz gut ist, wenn man die Inhalte seiner Blogs nicht zu beliebig werden lässt. Deswegen rutschten die ganzen Gedanken zu Musik und Büchern und ähnlichem, die anfangs noch ab und zu in Ackerbau in Pankow zu finden waren, hier in den Blog, wo sie niemanden stören. Dafür finden sich hier alle möglichen Dinge versammelt, die ich gerne habe.
Eigentlich hatte ich geplant, hier etwa zweimal die Woche zu veröffentlichen, das halte ich aber nicht ganz durch, vor allem, weil die Posts hier für mich regelmäßig etwas aufwändiger sind als auf dem Erstblog. Auf die zwei Jahre gab es ungefähr 15.000 Zugriffe, das ist relativ überschaubar (Ackerbau in Pankow schafft das in zwei Monaten), aber ich bin ganz zufrieden. Ich finde es eher immer ganz nett, dass sich für das, was man für sich selbst schreibt, auch noch Leser finden.
Was waren über die Zeit die beliebtesten Posts? Nr. 1 ist "Verwirrung", ein Bericht über das Slime-Konzert im Dezember, der wegen der Verlinkung beim Kiezneurotiker häufig gelesen wurde. Nr. 2 "Fade Fehden um den Weltkrieg", ein kurzer Abriss des Streits Kerr/Kraus in den Zwanziger Jahren, wird ab und zu einmal gegoogelt, die Zugriffe beruhen aber zum Großteil darauf, dass dieser Post in dem "Kraut- und Rübenreporter"-Post bei AiP verlinkt war, der wiederum durch die Verlinkung bei Bildblog sehr viele Leser gefunden hat. Als drittes "52 Bücher: Der Erzieher der Maus", ein Bericht über die Micky Maus-Zeitungscomics von Floyd Gottfredson. Das ist ein Post, der meistens gegoogelt wird, vor allem wegen der Bilder (die Nutzung von Walt Disney-Bildern müsste in dem Post vom Zitatrecht gedeckt sein, schwieriges Thema). Dann kommen ein paar Posts, die die gute Platzierung wohl nur irgendwelchen Spambots verdanken. Anders bei "Junk Mail", einem Verweis auf einen wunderbaren Cyanide & Happiness-Kurzfilm, auf den ich immer wieder gerne verlinke. Dann noch einige Posts, die auch von anderen verlinkt wurden, die Rezension des "Druckstaueffekts" von Sabine Wirsching und eine Konzertkritik von North Alone/Lucero.
Wenn's schlecht läuft, dann haben Posts auch nur einstellige Zugriffszahlen - aber die Geschmäcker sind halt verschieden und der Freundeskreis "Griechische Musik der Dreißiger Jahre" (unverständlicherweise!) eher begrenzt. Thematisch geht es hier ja auch relativ durcheinander (wie sich auch schön an den beliebtesten Posts erkennen lässt), aber das Internet ist ja groß genug, da hat auch so etwas Platz.
Ich habe kurz überlegt, ob ich hier ein paar meiner Lieblingsposts auflisten sollte. Wer aber tatsächlich einmal tiefer eintauchen will, ist wahrscheinlich mit den Übersichtsseiten, die ich regelmäßig nebenan erstelle, am besten bedient.
Auch wenn es ein gewisses Risiko ist, möchte ich doch eine kleine Geburtstagsverlosung machen: Ich habe ein Exemplar des wunderbaren und sehr lustigen Buches "I formed a band", originalsigniert vom Wahl-Pankower Eddie Argos, dem Sänger von Art Brut. Wer schon immer wissen wollte, wie es ist für Oasis Vorgruppe zu spielen, Paul McCartney in den Hintern zu treten oder eine Platte von Frank Black produzieren zu lassen, muss dieses Buch kaufen. Oder er/sie hinterlässt hier einfach einen Kommentar (gerne mit einem Satz zum Blog, kann auch unverschämt sein, mindert nicht die Chancen). Nach bisherigen Erfahrungen wird die Beteiligung überschaubar sein, aber vielleicht trauen sich die stillen Leser und stillen Spambots jetzt auch mal. Soweit es Interessenten gibt, wird am 1.3. ausgelost.
Eigentlich hatte ich geplant, hier etwa zweimal die Woche zu veröffentlichen, das halte ich aber nicht ganz durch, vor allem, weil die Posts hier für mich regelmäßig etwas aufwändiger sind als auf dem Erstblog. Auf die zwei Jahre gab es ungefähr 15.000 Zugriffe, das ist relativ überschaubar (Ackerbau in Pankow schafft das in zwei Monaten), aber ich bin ganz zufrieden. Ich finde es eher immer ganz nett, dass sich für das, was man für sich selbst schreibt, auch noch Leser finden.
Was waren über die Zeit die beliebtesten Posts? Nr. 1 ist "Verwirrung", ein Bericht über das Slime-Konzert im Dezember, der wegen der Verlinkung beim Kiezneurotiker häufig gelesen wurde. Nr. 2 "Fade Fehden um den Weltkrieg", ein kurzer Abriss des Streits Kerr/Kraus in den Zwanziger Jahren, wird ab und zu einmal gegoogelt, die Zugriffe beruhen aber zum Großteil darauf, dass dieser Post in dem "Kraut- und Rübenreporter"-Post bei AiP verlinkt war, der wiederum durch die Verlinkung bei Bildblog sehr viele Leser gefunden hat. Als drittes "52 Bücher: Der Erzieher der Maus", ein Bericht über die Micky Maus-Zeitungscomics von Floyd Gottfredson. Das ist ein Post, der meistens gegoogelt wird, vor allem wegen der Bilder (die Nutzung von Walt Disney-Bildern müsste in dem Post vom Zitatrecht gedeckt sein, schwieriges Thema). Dann kommen ein paar Posts, die die gute Platzierung wohl nur irgendwelchen Spambots verdanken. Anders bei "Junk Mail", einem Verweis auf einen wunderbaren Cyanide & Happiness-Kurzfilm, auf den ich immer wieder gerne verlinke. Dann noch einige Posts, die auch von anderen verlinkt wurden, die Rezension des "Druckstaueffekts" von Sabine Wirsching und eine Konzertkritik von North Alone/Lucero.
Wenn's schlecht läuft, dann haben Posts auch nur einstellige Zugriffszahlen - aber die Geschmäcker sind halt verschieden und der Freundeskreis "Griechische Musik der Dreißiger Jahre" (unverständlicherweise!) eher begrenzt. Thematisch geht es hier ja auch relativ durcheinander (wie sich auch schön an den beliebtesten Posts erkennen lässt), aber das Internet ist ja groß genug, da hat auch so etwas Platz.
Ich habe kurz überlegt, ob ich hier ein paar meiner Lieblingsposts auflisten sollte. Wer aber tatsächlich einmal tiefer eintauchen will, ist wahrscheinlich mit den Übersichtsseiten, die ich regelmäßig nebenan erstelle, am besten bedient.
Auch wenn es ein gewisses Risiko ist, möchte ich doch eine kleine Geburtstagsverlosung machen: Ich habe ein Exemplar des wunderbaren und sehr lustigen Buches "I formed a band", originalsigniert vom Wahl-Pankower Eddie Argos, dem Sänger von Art Brut. Wer schon immer wissen wollte, wie es ist für Oasis Vorgruppe zu spielen, Paul McCartney in den Hintern zu treten oder eine Platte von Frank Black produzieren zu lassen, muss dieses Buch kaufen. Oder er/sie hinterlässt hier einfach einen Kommentar (gerne mit einem Satz zum Blog, kann auch unverschämt sein, mindert nicht die Chancen). Nach bisherigen Erfahrungen wird die Beteiligung überschaubar sein, aber vielleicht trauen sich die stillen Leser und stillen Spambots jetzt auch mal. Soweit es Interessenten gibt, wird am 1.3. ausgelost.
Sonntag, 7. Februar 2016
Ein Mann und seine Bouzouki
Heute vor 44 Jahren ist Markos Vamvakaris, der Meister der griechischen Rembetikamusik gestorben (Eine Auswahl seiner Lieder findet man in diesem Blog hier.)
Letztes Jahr wurde seine Autobiografie, die Ende der Sechziger Jahre entstand, in einer englischen Übersetzung veröffentlicht, und ist damit auch für alle, die nicht griechisch verstehen, verfügbar. Die Autobiografie entstand auf der Grundlage von verschiedenen Aufzeichnungen, die Markos von seinen Kindern machen ließ und die schließlich von einer Journalistin durch lange Interviews ergänzt und in Form gebracht wurden. Das Ganze ist damit eine Art Mitschrift der Erzählungen von Markos, von der Form her hat mich das manchmal an Miles Davis Autobiografie erinnert, die ähnlich entstand. Wenn ich's mir durchlese habe ich auch sofort einige alte Griechen im Ohr, die mir auf Englisch ihre Lebensgeschichte erzählt haben. Diese Art der Erzählung ist natürlich nicht unbedingt ein Garant für historische Richtigkeit.
Markos wurde 1905 auf der Insel Syros geboren. Er war nur wenige Jahre in der Schule, 1912 musste er mit der Arbeit beginnen, um seine Familie zu unterstützen. Er arbeitete auf der Insel als Bote in einem Gemüsegeschäft, als Hirte für Verwandte und als Zeitungsausträger. Die frühen Geschichten von Armut und harter Arbeit, recht nüchtern erzählt, sind beeindruckend. 1920 zieht Markos mit seiner Familie nach Piräus, arbeitet dort im Hafen und lädt Kohlen aus, später arbeitet er in Athen in einem Schlachthaus. In Piräus kommt er in Kontakt mit Haschisch, mit Unterweltsgestalten und mit der Rembetika-Musik. Seine jüngeren Brüder tun es ihm nach, es bekommt beiden nicht; der eine stirbt in den Vierziger Jahren auf der Straße, vor Hunger und wegen seiner Heroinsucht, der andere tötet einen Mann und bleibt den Rest seines Lebens im Gefängnis. Es stellt sich heraus, dass Markos ein Naturtalent auf der Bouzouki ist, er selbst bezeichnet sich als Bouzouki-süchtig; neben seiner Arbeit spielt er, raucht Haschisch und treibt sich herum. Er heiratet, die Musik wird langsam von einem Hobby zu einer Geldquelle, da er in den frühen Dreißigern beginnt, Schallplatten aufzunehmen, die sich gut verkaufen. Sein Leben besteht aus Arbeit im Schlachthof, Musik, Haschisch, anderen Frauen, kurzen Gefängnisstrafen; daran ändert sich auch wenig, als er zur Armee muss.
(Das Lied heißt "Alle Rembetes auf der Welt" und handelt davon, wie alle Markos kennen und ihn bewundern).
1936 eröffnet er eine eigene Bar, in der jeden Abend das Piräus-Quartett, das aus ihm, Stratos, Batis und Artemis bestand. Seine Frau tut es ihm inzwischen nach und betrügt ihn, es beginnt eine furchtbare Hassliebe, der alte Markos kurz vor dem Tod schimpft sich noch durch das halbe Buch über seine erste Frau. Sein jüngerer Bruder hält es für eine Schande, dass die Frau Markos betrügt und greift sie körperlich an, wird deswegen verhaftet; zwischen den Brüdern entsteht darüber ein dauernder und handfester Streit, der fast tödlich endet. Während der deutschen Besetzung hat Markos weiterhin eine Musikkneipe, in der auch italienische und deutsche Soldaten gehen; er berichtet von einer Begegnung mit der Gestapo. Es ist zu einer Zeit, als in Athen die Leichen der Verhungerten auf der Straße liegen.
Nach dem Krieg ist seine große Zeit als Musiker vorbei; Publikumslieblinge sind nun andere. Markos heiratet ein zweites Mal, führt aber weiter sein loses Musikerleben. Man merkt es der Erzählung an, dass Markos ergrimmt darüber ist, dass nun andere mit der Musik, die er begründet hatte, das große Geld machen; in den späteren Kapiteln berichtet er auch über die verschiedenen Gagen, die er bei seinen Auftritten noch erzielen konnte. Aber man glaubt ihm auch, dass ihn letztlich das Geld nicht sonderlich wichtig ist, es geht ihm wohl mehr um den Respekt, auf den er Anspruch zu haben glaubt. Die Wiederveröffentlichung seiner alten Aufnahmen scheitert daran, dass die Masterbänder nicht mehr existieren. Allerdings verdanken wir diesem Umstand auch, dass es ein paar Neuaufnahmen mit dem alten Mann gibt, gerade das späte "Deine Augenlider glänzen" ist für mich eines der schönsten Rembetikalieder. Zu seiner finanziellen Situation ist ganz erhellend, dass er erzählt, er bekäme nun einen Fernseher, den ihm sein ältester Sohn, der Kapitän sei, geschenkt habe.
Der alte Markos muss das Rauchen aufgeben, hat Sorgen, dass seine Söhne auch beginnen, Drogen zu nehmen, und darf nur noch ungesalzene Speisen essen. Er überlegt sogar, für das Ende noch in ein Kloster zu gehen.
In dem Buch gibt es viele übersetzte Texte - Markos Leben spiegelte sich immer auch in seinen Liedern. Die Geschichten wirken wie aus einer sehr fernen und archaischen Zeit. Die Musik spricht aber immer noch zu uns.
Letztes Jahr wurde seine Autobiografie, die Ende der Sechziger Jahre entstand, in einer englischen Übersetzung veröffentlicht, und ist damit auch für alle, die nicht griechisch verstehen, verfügbar. Die Autobiografie entstand auf der Grundlage von verschiedenen Aufzeichnungen, die Markos von seinen Kindern machen ließ und die schließlich von einer Journalistin durch lange Interviews ergänzt und in Form gebracht wurden. Das Ganze ist damit eine Art Mitschrift der Erzählungen von Markos, von der Form her hat mich das manchmal an Miles Davis Autobiografie erinnert, die ähnlich entstand. Wenn ich's mir durchlese habe ich auch sofort einige alte Griechen im Ohr, die mir auf Englisch ihre Lebensgeschichte erzählt haben. Diese Art der Erzählung ist natürlich nicht unbedingt ein Garant für historische Richtigkeit.
Markos wurde 1905 auf der Insel Syros geboren. Er war nur wenige Jahre in der Schule, 1912 musste er mit der Arbeit beginnen, um seine Familie zu unterstützen. Er arbeitete auf der Insel als Bote in einem Gemüsegeschäft, als Hirte für Verwandte und als Zeitungsausträger. Die frühen Geschichten von Armut und harter Arbeit, recht nüchtern erzählt, sind beeindruckend. 1920 zieht Markos mit seiner Familie nach Piräus, arbeitet dort im Hafen und lädt Kohlen aus, später arbeitet er in Athen in einem Schlachthaus. In Piräus kommt er in Kontakt mit Haschisch, mit Unterweltsgestalten und mit der Rembetika-Musik. Seine jüngeren Brüder tun es ihm nach, es bekommt beiden nicht; der eine stirbt in den Vierziger Jahren auf der Straße, vor Hunger und wegen seiner Heroinsucht, der andere tötet einen Mann und bleibt den Rest seines Lebens im Gefängnis. Es stellt sich heraus, dass Markos ein Naturtalent auf der Bouzouki ist, er selbst bezeichnet sich als Bouzouki-süchtig; neben seiner Arbeit spielt er, raucht Haschisch und treibt sich herum. Er heiratet, die Musik wird langsam von einem Hobby zu einer Geldquelle, da er in den frühen Dreißigern beginnt, Schallplatten aufzunehmen, die sich gut verkaufen. Sein Leben besteht aus Arbeit im Schlachthof, Musik, Haschisch, anderen Frauen, kurzen Gefängnisstrafen; daran ändert sich auch wenig, als er zur Armee muss.
(Das Lied heißt "Alle Rembetes auf der Welt" und handelt davon, wie alle Markos kennen und ihn bewundern).
1936 eröffnet er eine eigene Bar, in der jeden Abend das Piräus-Quartett, das aus ihm, Stratos, Batis und Artemis bestand. Seine Frau tut es ihm inzwischen nach und betrügt ihn, es beginnt eine furchtbare Hassliebe, der alte Markos kurz vor dem Tod schimpft sich noch durch das halbe Buch über seine erste Frau. Sein jüngerer Bruder hält es für eine Schande, dass die Frau Markos betrügt und greift sie körperlich an, wird deswegen verhaftet; zwischen den Brüdern entsteht darüber ein dauernder und handfester Streit, der fast tödlich endet. Während der deutschen Besetzung hat Markos weiterhin eine Musikkneipe, in der auch italienische und deutsche Soldaten gehen; er berichtet von einer Begegnung mit der Gestapo. Es ist zu einer Zeit, als in Athen die Leichen der Verhungerten auf der Straße liegen.
Nach dem Krieg ist seine große Zeit als Musiker vorbei; Publikumslieblinge sind nun andere. Markos heiratet ein zweites Mal, führt aber weiter sein loses Musikerleben. Man merkt es der Erzählung an, dass Markos ergrimmt darüber ist, dass nun andere mit der Musik, die er begründet hatte, das große Geld machen; in den späteren Kapiteln berichtet er auch über die verschiedenen Gagen, die er bei seinen Auftritten noch erzielen konnte. Aber man glaubt ihm auch, dass ihn letztlich das Geld nicht sonderlich wichtig ist, es geht ihm wohl mehr um den Respekt, auf den er Anspruch zu haben glaubt. Die Wiederveröffentlichung seiner alten Aufnahmen scheitert daran, dass die Masterbänder nicht mehr existieren. Allerdings verdanken wir diesem Umstand auch, dass es ein paar Neuaufnahmen mit dem alten Mann gibt, gerade das späte "Deine Augenlider glänzen" ist für mich eines der schönsten Rembetikalieder. Zu seiner finanziellen Situation ist ganz erhellend, dass er erzählt, er bekäme nun einen Fernseher, den ihm sein ältester Sohn, der Kapitän sei, geschenkt habe.
Der alte Markos muss das Rauchen aufgeben, hat Sorgen, dass seine Söhne auch beginnen, Drogen zu nehmen, und darf nur noch ungesalzene Speisen essen. Er überlegt sogar, für das Ende noch in ein Kloster zu gehen.
In dem Buch gibt es viele übersetzte Texte - Markos Leben spiegelte sich immer auch in seinen Liedern. Die Geschichten wirken wie aus einer sehr fernen und archaischen Zeit. Die Musik spricht aber immer noch zu uns.
Freitag, 5. Februar 2016
Generationen
Der von mir gerade gern gehörte Will Varley, die Vereinigung meiner beiden Jugend-Musikeinflüsse Reinhard Mey und Billy Bragg, hat eine schöne Zeile: "Wir sind keine Generation, sondern nur eine Marketing-Zielgruppe". Das stimmt für mich, der ja schon etwas älter ist, wohl nicht so ganz, die Marketing-Zielgruppen sind dann doch etwas jünger bzw. wird ja von den knapp Fünfzigjährigen erwartet, dass sie sich auf den Mist stürzen, der für Dreißigjährige angeboten wird.
Was allerdings ganz interessant ist: Man ist in dem Alter, in dem auch die meisten Leute sind, die im Lande irgendetwas zu sagen haben. In den Zeitungen schreiben Leute aus meiner Generation (einige kennt man sogar aus Schul- oder Ausbildungszeiten), man findet diese Beiträge um einiges vernünftiger als der Kram, den man vor Jahren dort lesen musste, in den Unternehmen sind die Leute in meinem Alter in Führungspositionen und auch in der Politik verschwindet langsam diese alte Vorgängergeneration, die einem so furchtbar auf den Geist ging.
Ja, wir haben gesiegt. Aber nun gibt es keine alten Leute mehr, auf die man den bedauerlichen Zustand der Welt und des Gemeinwesens schieben kann. Wir haben's versiebt. Und zwar vollkommen. Und die nächsten warten schon, unsere Generation von den Schalthebeln zu vertreiben. Ich wollte, ich könnte glauben, dass es die nächsten besser machen.
Was allerdings ganz interessant ist: Man ist in dem Alter, in dem auch die meisten Leute sind, die im Lande irgendetwas zu sagen haben. In den Zeitungen schreiben Leute aus meiner Generation (einige kennt man sogar aus Schul- oder Ausbildungszeiten), man findet diese Beiträge um einiges vernünftiger als der Kram, den man vor Jahren dort lesen musste, in den Unternehmen sind die Leute in meinem Alter in Führungspositionen und auch in der Politik verschwindet langsam diese alte Vorgängergeneration, die einem so furchtbar auf den Geist ging.
Ja, wir haben gesiegt. Aber nun gibt es keine alten Leute mehr, auf die man den bedauerlichen Zustand der Welt und des Gemeinwesens schieben kann. Wir haben's versiebt. Und zwar vollkommen. Und die nächsten warten schon, unsere Generation von den Schalthebeln zu vertreiben. Ich wollte, ich könnte glauben, dass es die nächsten besser machen.
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