"In the absence of intimidation, creativity will flourish"
G.Ginn

Donnerstag, 29. April 2021

Zusammenleben, gläserne Herzen und erzähl mir nix, was ich eh schon weiß

Ein trauriger Wochenbeginn: Milva ist gestorben. Ich kann jetzt nicht behaupten, dass ich die letzten vier Jahrzehnte viel Milva gehört habe, aber als Zehnjähriger war ich in Milva verliebt. Wenn ich mir ihre damaligen Fernsehauftritte so ansehe, bekomme ich auch eine Vorstellung, warum. 


(Das Lied habe ich auch schon Jahrzehnte nicht mehr gehört, es taucht aber regelmäßig in meinem Kopf auf, in dem sowieso die Liedschnipsel aus den letzten fünf Jahrzehnten durcheinander wirbeln, ohne dass ich da viel machen könnte.)

Im gleichen Jahr verguckte ich mich auch in Debbie Harry, ich hatte Fieber, meine Eltern waren irgendwohin unterwegs und ich durfte am Abend auf dem Sofa liegen und Fernsehen gucken, bis sie wieder kamen. Ich schaute mir Disco mit Ilja Richter an und da kam folgendes Lied.

Nach diesen alten Kamellen auch noch ein bisschen neue Musik. Celeste ist anscheinend sehr erfolgreich, man fühlt sich teilweise an Amy Winehouse erinnert. Kann man sich gut anhören, ist gut und intelligent gemacht.

 

 (Wer eher die klassische Soul-Ballade hören will, sollte hier reinhören.)

 

Samstag, 10. April 2021

Ich stieg in ein neues Boot

Ein Lied aus den Zwanziger-Jahren des letzten Jahrhunderts, eines der griechischen Fischerboot-Liedern. Das einfache Video der Schwestern Fergadioti erweckt Fernweh, das Licht in dem Laub der Bäume, ein sanfter Wind. Im Lied wird erzählt wie einer in ein Fischerboot steigt und dann dreht sich die Unterhaltung im Wesentlichen um die gefangenen Fische und Kalamari. 


Das Video, 2019 erstellt, hat inzwischen fast eine Million Aufrufe. Was sehr schön ist: In den Kommentaren freuen sich Menschen aus allen möglichen Mittelmeeranrainerstaaten, Türkei, Griechenland gemeinsam über die Musik.

Mittwoch, 7. April 2021

Das Glaubensbekenntnis der Grille

Des Öfteren war hier schon von Julii Sharp die Rede. Als man noch auf Konzerte gehen konnte, sah ich sie zusammen mit Kieran Thorpe. Zarter, ruhiger Folk. Seitdem warte ich darauf, dass es irgendwelche offiziellen Veröffentlichungen von beiden gibt, aber man wird nur auf YouTube fündig. Den gemeinsamen Mean old Blues sehe ich mir regelmäßig an, er leitet eine Reihe von schönen Videos von Thorpe ein.

Sharp hat letztes Jahr Liveaufnahmen von einigen Liedern gefilmt, die ich mir auch gerne ansehe. Thorpe darf dort Backgroundsänger sein.

Inzwischen gibt es auch zwei Aufnahmen, die Teil einer EP mit Coverversionen sein sollen. Cricket‘s creed mag ich sehr gerne und hoffe, dass es auch die EP irgendwann gibt.



Samstag, 3. April 2021

Due Laternenpfähle - eine Spurensuche

 (Ich bin für diesen Beitrag Pixelroiber zu Dank verpflichtet, der mich auf wesentliche Bilddokumente aufmerksam gemacht hat.)

Die Geschichte des deutschen Punk/New Waves ist inzwischen gut erforscht und dokumentiert; nach "Verschwende deine Jugend" erwachte neues Interesse, so dass jetzt auch wieder fast vergessene Pioniere wie Minus Delta t, die Tödliche Doris oder Malaria bekannt sind und in ihrer Bedeutung verstanden werden. Anders ging es dem Paderborner Elektroduo "Due Laternenpfähle", die knapp davor waren, ähnlichen Einfluss auf die deutsche Elektroszene zu nehmen wie z.B. DAF, deren Karriere allerdings durch unglückliche Umstände und künstlerische Fehlentscheidungen nie wirklich begann. 

1978 trafen sich Federico Milano und Friedrich Brieselang in der gymnasialen Oberstufe des Pelizaeus Gymnasiums Paderborn. Brieselang hatte eigentlich eine klassische Klavierausbildung, hörte aber schon damals gerne The Residents. Milano hingegen war überzeugter Elektrobastler. Irgendwann brachte Brieselang die erste Pyrolator-LP "Inland" mit, die bei beiden die Überzeugung weckte, dass auch sie ein Synthesizer-Projekt starten sollten. Der ursprünglich geplante Name "The Sexbombs" konnte nicht verwirklicht werden, da sie ihren ersten Auftritt beim Oberstufenfest der Schule haben sollten. Der Name "Due Laternenpfähle" kam dann zustande, weil in einer Kritik des ersten Auftritts in der Schülerzeitung Pelexikon stand, die beiden stünden herum wie zwei Laternenpfähle. Mit dem "due" wurde gleichzeitig der deutsch-italienische Charakter des Duos markiert. Brieselang erinnert sich, dass das größte Problem die Isoliertheit der Paderborner Szene war. "Vulture Culture und die anderen Bands kamen dann erst in den späten Achtzigern. Anfang der Achtziger standen Federico und ich schon ziemlich alleine da." Man orientierte sich - wie fast alle damals - an der Düsseldorfer Szene. "Wir waren natürlich elektrisiert von dem, was DAF machten. Das wollten wir auch." Tatsächlich konnten sich Due Laternenpfähle einen Platz bei dem Geräusche für die Achtziger-Festival in der Markthalle Hamburg sichern. Der Labelbetreiber Hollow Skai aus Hannover wurde auf die beiden aufmerksam. Der Auftritt endete aber im Desaster. "Wir hätten nach Minus Delta t  spielen sollen. Aber unsere gesamte Ausrüstung wurde schon vorher - mit oder ohne Absicht, wir wissen es nicht - demoliert. Da wir unsere Sequencer brauchten, fuhren wir zurück, ohne einen Ton gespielt zu haben. Und mussten dann sehen, woher wir neue Ausrüstung kriegten." Um die Musik zu finanzieren, begann Brieselang eine Banklehre. 1981 nahmen die beiden für ihr eigenes Paderbang-Label die Mini-LP "Recinzione del cimitero" auf. Leider war die Aufnahmequalität nicht sonderlich gut. In einigen Berliner Clubs, wie z.B. dem Dschungel, wurde die LP aber gut aufgenommen, Paderbang verfügte allerdings über keinen Vertrieb, der die Platten auch in die Läden bringen hätte können. Federico erinnert sich. "Brieselang hatte noch Jahre danach diese ganzen Platten im Schlafzimmer stehen, wir haben fast keine verkauft. Jetzt wären die ziemlich wertvoll, aber ich glaube, Brieselangs Eltern haben sie zum Recyclinghof gebracht, als er endlich auszog."

 

Im Rückblick war es auch keine gute Entscheidung, auf italienisch aufzunehmen. "Damit haben wir uns aus dem ganzen NDW-Geschäft rausgekickt. Eine Zeitlang haben die Labels alles gesignt, was einen deutschen Namen hat, aber wir waren natürlich draußen", sagt Brieselang. Milano hatte zwar Verbindungen zum italienischen Untergrund-Radio wie Controradio in Florenz. "Die waren aber total links und Brieselang hatte damals schon seine Preußischer-Offiziers-Phase. Die haben sich das angesehen und sofort abgewinkt." Die Laternenpfähle erspielen sich jedoch in den nächsten Jahren eine kleine, aber treue Anhängerschaft in Westfalen. Neben ihrem schonunglosen Elektrosound müssen sie allerdings auch verschiedene Coverversionen ins Repertoire aufnehmen, um an die lukrativen Hochzeits-Auftritte zu kommen. Künstlerisch sind sie am Ende. 

Ende der Achtziger bekommen sie noch einmal ein Angebot - sogar von einem Majorlabel. Elektronische Musik wird wieder interessant - gerade auch, wenn die Texte nicht deutsch sind. Die Laternenpfähle nehmen noch einmal eine Single auf, die man auch als Kommentar auf das Musikbusiness verstehen kann: Tutti Pazzi. Die Plattenfirma besteht darauf, dass sich die Band nun "Due Laternenphäle" nennt, "weil das phetter klänge". Sie verpflichten auch noch eine Sängerin und einen Tänzer. Doch noch bevor ein Video gedreht werden kann, steigt Brieselang aus, weil er das Angebot für die Filialleitung der Sparkasse in Bad Lipspringe bekommt. "Die Single kam nie heraus. Ein paar Monate später kam dann Off mit Electrica Salsa. Das hätten alles wir einsammeln können."

Milano hat in den späten 90ern einige kleinere Technohits und arbeitet weiterhin als DJ. Eine Reunion will er nicht ausschließen: "Wir haben es versäumt, den Leuten zu zeigen, was wir drauf haben. Vielleicht ist die Musikwelt jetzt bereit für uns?"


Freitag, 2. April 2021

Drei Frauen und ein störrischer Esel

Nicht viel Neues gehört die letzten Wochen, allerdings im Internet auf dieses Video des Trio Mandili gestoßen. Störrische Esel mag ich ja ohnehin, der mehrstimmige Gesang ist aber auch sehr schön. Die drei Frauen kommen aus Georgien und haben eine große Internetgefolgschaft. Man muss nicht lange zusehen und zuhören, um zu verstehen, warum das so ist 


Das Lied heißt Kakhuri, keine Ahnung, was das heißt, keine Ahnung, ob das traditionell ist. Das kleine Lied bringt einen jedenfalls zum Lächeln.