In der Zeitung lese ich, dass heute der 200. Todestag von Matthias Claudius ist. Mein erster Gedanke: Muss der nicht schon länger tot sein? - so fern unserer Zeit erscheint der Dichter heute. Ich nehme mir den Band aus dem Regal und blättere. Jeder kennt das "Abendlied", aber er hat noch so viel mehr geschrieben und gedichtet, philosophisches, religiöses und vergnügliches. Bei ihm findet sich tiefer Ernst und tiefer Unsinn, in klaren schlichten Worten. Die französische Revolution und die Abschaffung des Königtums jagte ihm Schrecken ein, in einem Gedicht wünscht er sich ob der Auswüchse der Presse den Zensor zurück - und trotzdem war er kein bloßer Reaktionär.
Seine Gedichte sind von sanftem Mitgefühl erfüllt, und ich habe manchmal das Gefühl, dass er noch ein einem Gefühl des Einklangs mit der Welt lebte, trotz all der schlimmen Dinge, die in ihr geschahen. Vielleicht war er der Letzte, der so fühlen konnte, Leuten, die nach ihm geboren sind, ist das wohl nicht mehr gelungen.
Und ich blättere und bleibe wie immer bei dem Gedicht "Der Tod" hängen:
Ach, es ist so dunkel in des Todes Kammer
Tönt so traurig, wenn er sich bewegt
Und nun aufhebt seinen schweren Hammer
Und die Stunde schlägt.
Der Mensch lebt und bestehet
AntwortenLöschennur eine kleine Zeit,
und alle Welt vergehet
mit ihrer Herrlichkeit.
Es ist nur Einer ewig und an allen Enden
und wir in seinen Händen.
Matthias Claudius *seufz*