(Ein Teil der Familie war auf der Internationalen Funkausstellung und hat sich über die Wunderwerke der Unterhaltungselektronik informiert. Ich nutze sowas ja gerne, bin aber in der Familie eher bremsend, wenn es um Neuanschaffungen geht. Deswegen werde ich meistens auch gar nicht konsultiert, wenn eingekauft wird. Nun haben wir auch irgendsoein Zusatzgerät für Internet-TV und was soll ich sagen: Es hat durchaus etwas, Youtube auf dem Fernseher im Wohnzimmer anzusehen. Der Rest der Familie bereut die Neuanschaffung wohl schon teilweise, weil er aus unerfindlichen Gründen keine Freejazz-Videos am Frühabend ansehen will.)
So bin ich letzthin auch auf das letzte Saccharine Trust-Album "We became snakes" gestoßen. Es kam 1985 auf dem Black Flag-Hauslabel SST heraus und war in Deutschland praktisch nirgends zu bekommen. Saccharine Trust kamen ursprünglich auch aus der LA-Hardcore-Punk-Szene, drifteten allerdings relativ schnell in jazzige Gefilde ab. In den Neunzigern waren Teile der Band als "Universal Congress Of" unterwegs, fantastische Band, allerdings durch und durch Jazz. Hätte ich mich zu Saccharine Trust-Zeiten irgendwie ausgekannt, wären mir die Captain Beefheart und Lounge Lizards-Anleihen aufgefallen, aber damals war ja Jazz ohnehin nur etwas, was nervte. Ich hatte deswegen auch lange die Vorstellung, dass "We became snakes" wohl weitgehend unhörbar sei. Vor ein paar Jahren gab es bei einem Mailorder die Saccharine Trust Live-LP "Past lives", die ich mir gekauft habe, da waren allerdings die Lieder von "We became snakes" durchaus interessant. Und nun stoße ich auf das ganze Album, das alles andere als unhörbar ist. Eine wirklich definierende Platte des Punk-Jazzes, die die Punkenergie mit Jazz-Harmonik paarte. Fand 1985 außer ein paar Hipster wohl jeder kacke. 2015 hat es meine Familie auch nur mit versteinertem Gesicht vor dem Fernseher angehört. Spannende Musik.
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