Ich mag keine Lieder, in denen Vögel mit dem Tod bedroht werden, ich habe nichts gegen Vogelgesang. Deswegen habe ich zu dem Lied "Kill the mockingbird" von House of Freaks ein eher gespaltenes Verhältnis. House of Freaks habe ich Anfang der 90er einmal live gesehen, als Vorprogramm von Bob Mould. Die Zwei-Mann-Besetzung Gitarre/Schlagzeug war damals noch vollkommen neu, inzwischen ist das ja durch die White Stripes ein geläufiges Konzept. House of Freaks hatten eine sehr reduziert-punkige Art, Folk zu spielen. Ich fand das interessant; so weit ich es mitbekommen habe, war das aber weder bei den Punks noch bei den Folkenthusiasten ein großer Erfolg.
"Kill the mockingbird" ist ein Lied über die Rache an dem Singvogel, es ist Sünde zu singen, es ist Sünde zu fliegen. Unfrohe Sicht, die selbst nichts Schönes erreicht, und deswegen auch anderen nichts Schönes gönnen will. Der Titel ist eine Anspielung auf das Buch "Wer die Nachtigall stört" von Harper Lee, das im Original "To kill a mocking bird" heißt. Warum in der Übersetzung aus der Spottdrossel eine Nachtigall wurde, weiß ich nicht, auch nicht, warum man im Englischen tötet und im Deutschen nur stört.
Der Text hat sich mir in den letzten Nächten allerdings dann doch überraschend neu erschlossen, da ich gerade von drei Hähnen umringt übernachte, die durch die Nacht eine Art Call-and-Response-Gesangswettstreit durchführen. Ich habe schon im Halbschlaf überlegt, das zu transkribieren, aber es ist einfach zu furchtbar. Ja, die Hähnchen würde ich auch lieber als Barbeque essen, wie im Text des Liedes vorgeschlagen, als mir noch länger dieses dilettantische Gekrähe anzuhören.
Grund genug, sich einmal wieder House of Freaks anzuhören. Der Rest der LP war auch nicht schlecht.
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