Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Arthur Machen: The Three Impostors, The Terror, The Great God Pan
Auf Machen bin ich im Zusammenhang mit Psychogeografie gestoßen. Eine Art Zwischenstück zwischen dem Horror von E.A. Poe und H.P. Lovecraft, in Deutschland aber nicht sonderlich bekannt. Liest sich gut, auch wenn die Bücher schon mehr als 100 Jahre alt sind. Etwas zuviel bösartige walisische Feen für meinen Geschmack, trotzdem schöner Horror, mit endlosen Spaziergängen durch das nächtliche London. Bob Dylan hat wohl The Great God Pan als ein Lieblingsbuch bezeichnet, hätte nicht gedacht, dass Robert Horrorfan ist. Es gibt wohl auch ein paar vergriffene deutsche Übersetzungen. The three Impostors schafft es als Episoden-Roman, in einem eher verschlafenen Sherlock-Holmes-artigem Setting wirklich heftige Gruseleffekte zu setzen.
Jeff VanderMeer, Southern Reach Trilogie (Auslöschung, Autorität, Akzeptanz)
Eines der merkwürdigsten, aber auch besten SciFi-/Horrorromane, die ich gelesen habe. Jeff VanderMeer kannte ich zunächst von Social Media, wo er Fotos der Waschbären und Stinktieren aus seinem renaturierten Garten in Florida teilt. Irgendwann hatte ich auch Lust, etwas von ihm zu lesen. Annihilation berichtet von einer Expedition in ein Gebiet, das nach einer nicht näher benannten Naturkatastrophe Sperrgebiet ist. Die Natur, aber nicht nur die, wandelt sich dort. Ich habe wirklich alle Bände in einem Zug gelesen. Aber auch Bücher, die man immer wieder zur Seite legen muss, weil man kurz verschnaufen muss. Nicht vergleichbar mit irgendeiner früheren Lektüre.
Thomas de Quincey, Bekenntnisse eines englischen Opiumessers
200 Jahre alt, immer noch beeindruckende Darstellung der Armut auf den Straßen Londons. Den Opiumteil habe ich dann ausgelassen.
Damilara Kuku, Only big bumbum matters tomorrow
Der Roman der nigerianischen Schriftstellerin, deren Kurzgeschichtensammlung „Almost all the man in Lagos are crazy“ mich schon auf der ersten Seite so zum Lachen gebracht hat, dass ich das Buch erst einmal weglegen musste. Man muss sich das Ganze wie Sex and the City in Lagos vorstellen. Der Roman handelt von einer nigerianischen Familie, alle haben ihre Geheimnisse, niemand versteht, warum die jüngste Tochter das Erbe ihres Vaters für eine Schönheitsoperation ausgeben will. Es wird die Geschichte der Familie erzählt, vor allem als Geschichte verschiedener Generationen von Frauen. Das Buch ist für ein (weibliches) afrikanisches Publikum geschrieben, man kann viel daraus lernen und wird gut unterhalten.
Sara Paretsky, V.I. Warshawski-Reihe Overboard, Pay Dirt
Festgestellt, dass es inzwischen neue Bände der Krimi-Reihe gibt, die ich seit 30 Jahren lese. V.I. Warshawski, die Chigaoer Privatdetektivin ermittelt immer noch, legt sich mit Polizisten, guter Gesellschaft und Unterwelt an. Immer noch sehr spannend, aber mehr und mehr düster, die Situation in Amerika spiegelt sich wider. Während in den frühen Bänden noch die Aussicht bestand, dass die korrupten Polizisten bestraft werden, gibt es diese Hoffnung nun nicht mehr. Wenn man hard-boiled crime ohne Macho-Kram lesen will immer eine gute Empfehlung.
Ian Rankin, Midnight and Blue
Auch die Rebus-Romane von Rankin lese ich seit ein paar Jahrzehnten, als ehemaliger Edinburgh-Bewohner mag ich das Lokalkolorit. Der 25. Band sieht den Ex-Polizisten Rebus im Hochsicherheitsgefängnis. Immer noch gut zu lesen, der Plot mit den rivalisierenden Unterweltbanden aber für mich etwas zu wirr.
Oliver Schlandt, Zugemüllt - eine müllphilosophische Deutschlandreise
Ein phantastisches Buch zur Philosophie des Mülls, auf jeder Seite lernt man etwas Neues. Sehr gern gelesen und sehr zu empfehlen.
W.G. Sebald, Luftkrieg und Literatur
Eine interessante Essay-Sammlung eines der wenigen Allgäuer Literaten (mir fällt nur noch Enzensberger ein). Auch oder vielleicht gerade 25 Jahre später ein guter Einblick in die Lücken der deutschen literarischen Krieg- und Diktaturbewältigung.
Antal Szerb, Reise im Mondlicht
Roman über ein ungarisches Pärchen, das sich auf der Hochzeitsreise in Italien trennt. Schönes Panorama der Dreißiger Jahre, Vorkriegs-Bohème, von einer schwedischen Freundin empfohlen. Der Autor wurde 1945 im KZ ermordet.
Pierre Pouchairet, Les trois Brestoisses, Band 1-3
Urlaubslektüre. Krimis kriege ich auf französisch noch einigermaßen hin. Also ein paar Regionalkrimis aus der Gegend besorgt. Die deutschen Bretagne-Regionalkrimis sind in Frankreich unbekannt, die französischen kennt man in Deutschland nicht. Protagonistinnen dieser Reihe sind eine Kommissarin, eine Gerichtsmedizinerin und eine Psychologin, es wird viel geballert. Ganz unterhaltsam, es hat allerdings Tücken, wenn Heldinnen von älteren Schriftstellern beschrieben werden. Den Autor habe ich auf einem Markt sogar gesehen, habe aber dann davon abgesehen, ihm zu sagen, dass ich seine Bücher spannend finde. Wenn man den Kram zwar lesen kann, aber mit Mühe einen französischen Satz rauskriegt, wirkt es doch seltsam.
Brian Merchant, Blood in the Machine
Eine Geschichte der Maschinenstürmer in England zu Beginn der Industrialisierung. Sehr spannend zu lesen, ganz von selbst kommen einem die Parallelen zu heute in den Sinn. Bei einem Kommando General Ned Ludd gegen KI wäre ich auch dabei.
Susanne Cooper, Dark is rising/Wintersonnwende Reihe
Den Band The Dark is rising hatte ich schon vor ein paar Jahren gelesen, jetzt auch noch die restlichen vier Bände besorgt. Im UK kennt die Bücher jeder, in Deutschland eher weniger bekannt. Schöne Fantasy-Reihe, die einige der Klischees des Genres vermeidet. Wintersonnwende/The Dark is rising, den zweiten Band, kann man auch als einzelnes Buch gut lesen.
Masha Kaleko, Lyrik
War an der Zeit, mich mit ein paar neuen Lyrikbänden zu versorgen. Gerne und viel geblättert.
Paul Koudonaris, Heavenly Bodies
Ein etwas morbider Bildband über Katakombenheilige und den Reliquienhandel. Nach dem Dreißigjährigen Krieg bestand in Süddeutschland großer Bedarf an neuen Reliquien, in Rom gab es genügend schlaue Kaufleute, die sich darum kümmern konnten.
Isaac Asimov, Die besten Kurzgschichten
Aus nostalgischen Gründen gekauft, alles aber schlecht gealtert.
Anke Stelling, Bodentiefe Fenster
Drama im Prenzlauer Berg Bürgertum, überforderte Eltern, vergessene Ideale, Auseinandersetzung mit den 68er-Eltern. Ich fand es eine ganz amüsante Lektüre, bin aber auch nicht Teil der porträtierten Szene.
bodentiefe fenster hat mich sehr an unsere frühere wg erinnert(waren 6 ew +4 kd), amüsierte mich. das buch über den müll will ich gerne kaufen, krimis und fantasy lese ich nicht mehr. da kann ich nicht gut schlafen, die realität schafft mich oft schon genug. von mascha kaleko habe ich gerade neu eine cd auf der dota kehr ihre texte singt, gefällt mir sehr. meine fremdsprachenkenntnisse reichen nicht um bücher zu lesen. einen guten übergang ins 2025(2.1. im allgäu?) wünscht roswitha
AntwortenLöschenDas Müll-Buch ist wirklich spannend! Allgäu erst wieder in zwei Wochen.
LöschenBei den Literaten aus dem Allgäu hast Du Günter Herburger aus Isny vergessen. Seine Marathonbücher habe ich zu meiner "aktiven" Zeit in den Achtzigern mit großem Interesse verschlungen. Bist Du auch aus dem Allgäu? Meine erste Freundin kam aus Vöhringen, ich habe ihren weichen Akzent geliebt. Ich bin selber vom Niederrhein.
AntwortenLöschenDas wären Heimatklänge, ich war etwa 60 km weiter südlich.
Löschen