"In the absence of intimidation, creativity will flourish"
G.Ginn

Freitag, 23. Dezember 2016

Verbrechen auf Schallplatte: Feiertagsausgabe

Michali hat mich letzthin auf ein Lied von Brigitte Bardot aufmerksam gemacht, das er für die Rubrik Verbrechen auf Schallplatte geeignet hält (ich werde mich hüten, hier mit meinem älteren Bruder zu streiten). Der Youtube-Hinweis hat mich auf eine Reise in die französische Popmusik der Sechziger Jahre geführt, die zu einigen sehr merkwürdigen Stationen geführt hat. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass die Familie vielleicht doch lieber Freejazz hören würde.

Brigitte Bardot als Schauspielerin kann ich nicht beurteilen, da ich von ihren Filmen, glaube ich, nur "Petroleummiezen" gesehen habe, der mir als Achtjährigem allerdings sehr gut gefallen hat. Als Sängerin ist sie zumindest etwas eigenartig. "Harley Davidson", dessen Kenntnis ich Michali verdanke, ist jetzt harmonisch nicht wirklich anspruchsvoll, hat aber in seiner Stupidität durchaus hypnotische Qualitäten. Der Text besteht aus Rocker-Platitüden, die einen gewissen Reiz dadurch gewinnen, dass sie von der Bardot gesungen werden. Quoi qu'il en soit: Wer gerne sieht, wie Frauen in Lederminirock auf Motorräder steigen oder sich an dekorativ von der Decke herunterhängende Eisenketten klammern, wird hier auf jeden Fall wunderbar bedient.




Das nächste Lied ist schon etwas schwieriger, weil man kaum entscheiden kann, ob es furchtbar oder genial ist. Da diesmal auch Serge Gainsbourg mitmacht, muss man wohl für genial votieren. Interessant ist, dass - ähnlich wie bei "Harley Davidson"  - ein analoger Backing track läuft, der einem heute wie ein sich wiederholendes Sample vorkommt. Gar nicht unflott. Die Bardot gefällt sich wieder in merkwürdigen Posen, hier mit einer Maschinenpistole. Ich schaue mir keine Tarantino-Filme an, stelle mir aber die Ästhetik etwa so vor wie in dem folgenden Filmchen:



Das ist jetzt aber schon fast zu gut für diese Rubrik, deswegen hier einen anderen Fund, den ich über die Youtube-Vorschläge gemacht habe. France Gall hat offenbar Ende der Sechziger einige Lieder auf deutsch aufgenommen. "Computer Nr. 3" ist dabei doof und rätselhaft und deswegen hier bestens geeignet (auch wenn es schwerfällt: Unbedingt bis zum Refrain hören!).



Wenn man diese kleine Reise mitgemacht hat, hat man für die nächsten Monate lauter Vorschläge bei Youtube, die wirklich bewusstseinserweiterend sind.


10 Kommentare:

  1. Du bist ein Trüffelschwein ... äh ... Pestmorchelschlumpf.

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    1. In diesem Jahr habe ich tatsächlich eine Stinkmorchel gesehen, obwohl es fast keine Pilze gab. Du magst recht haben.

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  2. Mir fehlt noch Je t`aime, Jane Birkin. Das Lied legten die 14- jährigen bei einer Party im katholischen Pfarrheim auf. Erwartungsvolle Blicke auf mich, was ich zu Tun gedenke. Ich schaute mich um und begann zu Lachen, habe dann gesagt, sie sollten sich mal vorstellen, wie die Aufnahme gemacht worden sei. Dieses Stöhnen im Tonstudio am Mikro...
    Die Platte wurde abgestellt. Ist noch heute in meinem Besitz und ich muss lachen, wenn sie mir in die finger kommt!

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    1. O je, lauter Fehler- aber ich bin krank und wollte nur schnell schreiben...

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    2. Wenn du's nicht geschrieben hättest, wäre es mir nicht aufgefallen. Je t'aime ist nochmal ein besonderer Fall, merkwürdigerweise habe ich das auch zum ersten Mal bei der katholischen Jugend gehört.

      Werd gesund und hab schöne Weihnachten!

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  3. Ich möchte, dass Ihr alle heute vor dem Einschlafen: "Der Computer Nr. 3 sucht für mich den richtigen Boy" vor Euch hersummt.

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  4. Damit hast Du evtl. aufkommender Besinnlichkeit den Garaus gemacht. Danke dafür. :-)
    Bei "Computer Nr. 3" ist auch diese Computerstimme ganz groß. Von der Ansage ganz zu schweigen. Schräg geht's los, schräg geht's weiter...
    Ich lerne jetzt diesen Tanz. Der sieht nicht so anstrengend wie Zumba aus.
    Frohe Weihnachten und immer dran denken, die Liebe ist garantiert für beide dabei!

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    1. Ja, ist irgendwie faszinierend.
      Ich muss zugeben, dass ich die frühe France Gall ganz entzückend finde (die Familie wünscht sich derweil den Hardcore-Punk zurück.)

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  5. Die deutschsprachigen France Gall-Songs sind super und lassen sich gut und preiswert auf den beiden Compilations (https://www.discogs.com/France-Gall-Die-Grossen-Erfolge/release/1287046, https://www.discogs.com/France-Gall-Die-Grossen-Erfolge-2/release/3568073) nachhören. Es gibt auch viele Compilations in diese Richtung, beispielsweise "Beat Fräuleins" oder "The In-Kraut". Außerdem in diesem Zusammenhang interessant ist die "1000 Nadelstiche"-Reihe von Bear Family (https://www.bear-family.de/bear-family/deutsche-serien/1000-nadelstiche/).

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    1. Danke für die Tipps!Bear Family ist ja sowieso fantastisch, man bräuchte halt noch ein zweites Leben, um Zeit für die ganze Musik zu haben.
      Aber da gibt es einiges zu entdecken...

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