"In the absence of intimidation, creativity will flourish"
G.Ginn

Montag, 23. Februar 2015

Das Fischerboot

Ein etwas rätselhaftes Rembetikalied. " I trata" von Kostas Dousas oder Dousias. Ich habe es auf einer CD, der leider keine näheren Angaben zu Entstehungszeit oder Mitwirkenden zu entnehmen sind. Das Lied ist deutlich als eines der frühen Rembetikalieder zu erkennen, fällt aber etwas aus dem Rahmen, weil das bestimmende Element klar die Gitarre und ein weiteres merkwürdiges Instrument ist, das für mich metallischer klingt als die übliche Bouzouki oder Baglama. Die etwas vertrackte Melodik und der harte metallische Klang haben hier schon etwas sehr Modernes.

Aber wofür hat man das Internet? Wenn ich mehr Griechisch verstünde, fände ich sicher auf griechischen Seiten nähere Informationen. So bleibt mir nur Youtube, wo sich das Stück auch findet, mit durchaus hilfreichen Hinweisen. Die Aufnahme ist also anscheinend von 1932 und aus Chicago. In den USA gab es eine große griechische Exilgemeinde, in der auch die Musik weiter gepflegt wurde (das erklärt natürlich auch die Verwendung der Gitarre). Wenn ich die weiteren Informationen richtig verstehe, ist neben der Gitarre ein Banjo im Einsatz. Das würde den merkwürdigen Klang erklären. Man mag sich einmal vorstellen, dass sich Kostas Dousias irgendwo mit Jelly Roll Morton und Dr. Humphrey Bates zum Jammen getroffen haben könnte. Musik aus dem gleichen Land, fast zur gleichen Zeit, aber vollkommen unterschiedlich. Far out, man.

Noch bewundernswerter wird das Internet aber, wenn man feststellt, dass pankonstatopoulos  auf Youtube verschiedene Versionen des Lieds eingestellt hat, darunter eine von 1927, der man die kleinasiatische Herkunft deutlicher anhört. Faszinierend zu hören, wie über die fünf Jahre und über die Kontinente aus der warmen Schlamperei ein präzises, metallisches Stückchen wird. Da pankonstatopoulos auch die Texte mitliefert, könnten Begabtere als ich auch die Botschaft des Liedes entschlüsseln. Ich scheitere, stelle aber fest, dass der kurze, mehrfache Ruf des zweiten Sängers (der mir an dem Stück besonders gefällt) bei jedem Refrain offenbar "alte Ziege (auch fig.)" bedeutet. Tja, das hilft uns jetzt allen nicht weiter.

Wie dem auch sei, ein schönes Lied aus lang vergangener Zeit.

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