"In the absence of intimidation, creativity will flourish"
G.Ginn

Dienstag, 30. Oktober 2018

Nachtigallen

Die Nightingales waren in Berlin. Die erste Nightingales-LP hatte ich Anfang der 80er gekauft, weil mir irgendjemand auf ein Mixtape ein Rockabilly-Lied aufgenommen hatte, das angeblich von einer Band names Nightingales stammte. Das war wohl eine andere Band, aber die merkwürdige Platte "Pigs on Purpose" hat mich lange begleitet. Die Band hat sich Anfang des Jahrtausends neu formiert, das ging natürlich alles an mir vorbei. Letztes Jahr hat mir Eddie Argos die Band ans Herz gelegt und tatsächlich ist die "No love lost"-CD eine meiner neueren Lieblingsplatten geworden. Ein unglaublicher, ungeordneter Ideenreichtum, rhythmisch, melodisch, gespielt von einer Band, die perfekten Britpop spielen könnte, aber meistens nur für ein kurze Zeit im Lied Lust darauf hat. Die Band geht verschwenderisch mit ihren Ideen um, was die Nightingales in einem Lied unterbringen, würde anderswo für eine ganze CD reichen.

Grund genug trotz stressiger Arbeit um 19 Uhr begleitet von meiner Schwägerin B. in den Schokoladen zu gehen. Als wir dort ankommen, stellen wir fest, dass der Schokoladen quasi der Zwilling des Abseits in Freising ist und Augustiner gibt es auch. Der Eintritt kostet 7 EUR. Auch die Musik, die vor dem Konzert läuft, hört sich eher nach Punkschuppen der späten 80er an.

Das Konzert wird begonnen von Kettenkasten, einer Noiseband. Bis zum Exzess verzerrter Bass,  Schlagzeug und gurgelnder Sänger. Schlagzeuger und Basser sind wirklich beeindruckend, der Schlagzeuger sieht allerdings aus wie ein Nachbar von mir und B. meint, dass der Bassist wie ein Architekt aussehe. Ich weiß nicht, wie Architekten aussehen, aber irgendwie ist es plausibel. Wahrscheinlich der Fluch der Jazzcore-Bands der mittelalten Männer. Kettenkasten gefallen mir aber gut, die Lieder werden nicht langweilig. Mir hätte es ja noch besser gefallen, wenn Kettenkasten aus Kempten kämen und dann den Namen entsprechend aussprächen, aber man kann nicht alles haben.

Dann kommen die Nightingales, die - mit Ausnahme der Schlagzeugerin - alle im Anzug auftreten. (Bassist und Gitarrist sehen dazu noch aus wie frühere Kollegen von mir, der Gitarrist wie der einzige Kollege, dem ich mal einen Locher an den Kopf geschmissen habe). Da hätte ich mich nicht extra fürs Konzert umziehen müssen. Optisch sehen sie aus wie die Raiffeisenbank Zolling auf Betriebsausflug, aber das betont nur, wie egal der Band die normalen Rituale des Rockbusiness sind.
Die Band spielt praktisch durch, Lied an Lied, ohne Pause für sich oder das Publikum. Im Wesentlichen spielen sie die neue CD "Perish the thought", ich erkenne noch ein paar Lieder der "No love lost" und auch zwei von der ersten LP.


Nach dem Konzert sind B. und ich glücklich, ich kaufe mir noch ein T-Shirt, auf dem vier Nachtigallen Instrumente bespielen.

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