Vor ein paar Wochen habe ich entdeckt, dass ich schon vor längeren "Please Kill Me! - Die unzensierte Geschichte des Punk" von Gillian McCain und Legs McNeil gekauft hatte, aber damals nach ein paar Seiten wieder weggelegt hatte. Im Buch findet sich die Oral History des amerikanischen Punks, wobei die Geschichten schon Ende der 60er losgeht, mit Velvet Underground, den Stooges, den MC5, New York Dolls etc. Das Ganze besteht aus (geschickt) aneinander montierten Interviewaussagen, aus denen sich dann das ganze Elend erschließt. (Ich bin etwa ein Vierteljahrhundert zu spät zu der Party, das Buch ist schon 1996 erschienen.)
Vielleicht hat es damit zu tun, dass ich älter werde, aber ich finde diese Darstellung furchtbar deprimierend. Eine Aneinanderreihung von Gewalt, Dummheit und Niedertracht. Bislang habe ich Glück, da ich die beschriebenen Bands ohnehin nicht übermäßig schätze, irgendwann kommen dann auch welche, die ich ganz gut finde und möglicherweise nicht mehr hören mag, weil ich ein paar strunzdumme Aussagen von ihnen lesen muss.
Frau Ackerbau hat sich anfangs noch gewundert, dass ich alle paar Minuten "was für Arschlöcher" gemurmelt habe. Misogynie und Drogensucht sind eine schlechte Mischung, aber anscheinend das Fundament der Populärkultur.
Das Buch hat mir auch kurz Zweifel an meiner geistigen Gesundheit beschert. Jemanden, der nach dem Register bereits 1982 gestorben ist, habe ich nach meiner Erinnerung noch live gesehen. Als ich darüber nachdachte, fiel mir ein, dass mein damaliger Begleiter R. auch schon tot ist. Ein Blick auf Wikipedia konnte mich beruhigen: Der Musiker starb erst 1990, ich hatte ihn also tatsächlich gesehen.
Du solltest mal "A drink with Shane MacGowan" lesen, eine Autobiografie vom Sänger von The Pogues, in Interviewform geschrieben (Interview/Gespräch mit seiner Frau Victoria Mary Clarke)... Das ist sehr unterhaltsam. Bisher hatte ich wenig Bezug zu den Pogues und ich bin ja immer noch kein großer Fan ihrer Musik, aber der Sänger ist sympathisch, manchmal egoman bis schräg, aber hat trotzdem ein großes Herz, ist super intelligent und teilweise reif für die Anstalt... sehr lesenswert und kurzweilig als Lektüre auf jeden Fall!
AntwortenLöschenDas hört sich sympathischer an. Die Pogues habe ich 1987 und 1988 gesehen, das zweite Mal war wirklich ein großes Konzert. (Die letzten dreißig Jahre habe ich dann aber verpasst.)
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