"In the absence of intimidation, creativity will flourish"
G.Ginn

Samstag, 20. September 2014

It's not funny anymore

(Leider thematisch derzeit mein Soundtrack zur Arbeit)

1983 erschien die Mini-LP "Metal Circus" von Hüsker Dü, einem Punk-Trio aus Minneapolis. Der Name bedeutet "Erinnerst du dich?" (wahrscheinlich der dänische Name für ein Gedächtnisspiel). Die Gruppe hatte vorher schon mit der "Land Speed Record"-LP von sich reden gemacht, die ihrem Namen alle Ehre machte: Hochgeschwindigkeitsgeknüppel, wie man es vorher selten gehört hatte. Die 1983er Veröffentlichung ging in eine andere Richtung und enthält ein paar klassische Lieder, die das Ami-Hardcore-Genre definierten (im Prinzip finden sich auf den ersten Hüsker Dü-Platten schon die Blaupausen für die nächsten zwei Jahrzehnte Alternative-Rock). Auch das Auftreten der Band war wegweisend: Jenseits aller einstudierten Posen oder Rock-Kostümierungen eine unglaubliche Intensität, die für viele Hörer allerdings zu tief unter ein paar Schichten Lärm begraben liegt. Ungewöhnlich war auch, dass zwei der Musiker homo-/bisexuell waren; in der doch eher macho-geprägten und intoleranten Hardcore-Szene der frühen 80ern auch die Ausnahme. Musik, Texte, Auftreten zeigten deutlich, dass es der Band vollkommen egal war, ob sie sich irgendwo einordnen lassen oder bestimmte Erwartungen des Publikums erfüllen (für mich immer die wesentliche Voraussetzung für interessante Musik. So entstehen Sachen, die einem neue Welten aufschließen, nicht durch kalkuliertes Epigonentum.)

Hüsker Dü könnten (vor allem auch auf ihrer "Zen Arcade"-DoLP) textlich als Vorläufer einiger Emo-Bands gesehen werden, auch die "Metal Circus" enthält einige Stücke in dieser Richtung. "It's not funny anymore" ist ein typisches Stück von Schlagzeuger Grant Hart (von dem hier schon häufiger die Rede war), eine kühle Standortbeschreibung:

Benimm dich, wie du dich gerne benehmen willst
Sei, wie du gerne wärst
Finde heraus, wer du wirklich bist
Und kümmere dich nicht um mich

It's not funny anymore

Bob Mould, der Gitarrist, und Grant Hart, der Schlagzeuger, sind immer noch musikalisch unterwegs (wenn auch schon lange nicht mehr gemeinsam). Greg Norton, der Bassist mit dem wunderbaren Schnauzbart, betreibt inzwischen mit seiner Frau ein Fischrestaurant in Minnesota, welches mehrfach für seine Weinauswahl ausgezeichnet wurde.*


*Was würde man ohne Wikipedia nur machen?



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