"In the absence of intimidation, creativity will flourish"
G.Ginn

Dienstag, 19. Januar 2016

Wo bleibt das Positive?

"Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt" fragte schon Erich Kästner vor neunzig Jahren.

Also soll's hier mal positive Nachrichten geben, von dem Mann, der sein letztes Album "Positive Songs for negative People" genannt hat. Über Frank Turner habe ich ja schon ausführlicher geschrieben, er war mal wieder in Berlin und Frau Ackerbau und ich sind hingetrabt.

Zwei negative Einsprengsel gleich am Anfang:
1. Ich habe festgestellt, dass der angetrunkene Muckibuden-Typ mit GI-Haarschnitt gar nicht der unangenehmste Mensch ist, den man bei einem ausverkauften Konzert vor sich haben kann. Schlimmer noch ist das hopsende Mädchen mit Rucksack und Pferdeschwanz.
2. Wenn ich hier im Blog mal ordentliche Titel und Schlagworte einführen würde, dann würden die Artikel vielleicht auch mal gefunden werden.

Nun soll's vollständig positiv weitergehen.

Das Huxleys war vollständig ausverkauft, die Schlange ging über die ganze Straße. Um 20 Uhr ging es mit Will Varley los, einem Londoner Songwriter mit Gitarre. Vom Phänotyp hatte er etwas Fredl Fesl-haftes, was ich ja nicht unangenehm finde, Fredl Fesl habe ich in meiner Jugend sehr gerne gehört. Eine weitere Ähnlichkeit lag darin, dass Will Varley auch einige humoristische Einlagen hatte, allerdings waren die Anspielungen auf die englische Politik nicht ganz einfach zu verstehen. Das liest sich jetzt wahrscheinlich nicht sonderlich begeisternd, Will Varley war aber wirklich gut; ich habe mir eine CD mitgenommen, die sehr schöne, ernste Balladen zur Gitarre enthält (ich mache dazu noch einmal einen Extra-Post).

Zweite Vorband: Skinny Lister. Kannte ich vorher auch nicht, auf die Bühne marschieren fünf Männer und eine Frau, zwei Gitarren, eine Ziehharmonika, ein akustischer Bass, Schlagzeug. Die Band beginnt mit Folk mit gewaltiger Power, das Ganze erinnert an die frühen Men they couldn't hang. Später klingt es auch noch nach den frühen Pogues, ein großes Gehopse im Publikum. Ich fühle mich tatsächlich an die Pogues-Konzerte Ende der Achtziger erinnert. Kann man wirklich nur empfehlen, eine sehr schöne Liveband.

Nachdem man nun schon mehr gute Musik gehört hatte, als bei normalen Konzerten insgesamt, kam dann Frank Turner. Im Prinzip macht der Mann ja Stadionrock, aber im kleinen Rahmen und mit einer dermaßen positiven Ausstrahlung, dass auch ein alter  Griesgram wie ich, der immer versucht einen Bogen um Mainstream zu machen, sich dem nicht entziehen kann. Turner spielte sich quer durch seine Platten, zwang die Leute zum Mitsingen und zum Tanzen und so hopste schließlich der ganze Saal. Selten so viele gut gelaunte Menschen auf einem Haufen gesehen, dazu schöne kraftvolle und kluge Musik. Turner spielte knapp zwei Stunden, am Schluß waren sowohl die Band als auch das Publikum am Ende.

Ein schöner Abend (am nächsten Tag taten mir alle Knochen weh).

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