Als ich 1990 zuhause auszog, schaffte ich es erstmal nicht allzu weit weg, sondern ich landete in Augsburg. Eine viel, aber zu Unrecht geschmähte Stadt. Als Vorbereitungscamp für richtige Großstädte genau die richtige Umgebung.
Die Oberbayern finden die bayerischen Schwaben zumeist lustig und wegen ihrer Sprache hinterwälderisch. Bei uns klingt viel auf "sch" aus, was dem Bayern das "woaßt" ("Weißt du?") ist dem Schwaben das "woisch" (bei uns war es noch eher "weisch"), ich weiß nicht, wie oft ich mich da in München auslachen lassen musste. Selbst im Ortsnamen Augsburg kriegt man ja auch noch ein "sch" unter, wenn man denn will. Ich habe mich vor ein paar Jahren sehr gefreut, als mich ein früherer Studienkollege auf das folgende Zeugnis Augsburger Bräsigkeit und Lebensfreude aufmerksam gemacht hat. Ja, so sind sie und ich kann in Heimatgefühlen schwelgen (wie der Rest der Familie dieses Dokument schwäbischer Lebensart aufnimmt, möchte ich lieber nicht sagen). Die Gruppe nennt sich "Stoinerne Männer", nach einer Augsburger Institution: In der Stadtmauer gibt es eine Statue, den stoinernen Ma (man sieht ihn auch im Video), der an eine Begebenheit im Dreißigjährigen Krieg erinnern soll. Als die Kaiserlichen Truppen die Stadt belagerten, soll ein Bäcker mit einem Laib Brot auf die Stadtmauer gestiegen sein, um den Belagerern zu zeigen, dass noch genügend zum Essen in der Stadt sei. Aus Wut habe man ihm dann den Arm abgeschossen; das werde durch die Statue gezeigt (die Nase fehlt auch, aber da gibt es keine Geschichte dazu). Das seltsame Manschkus wurde aber wohl aus irgendwelchen übrigen Brocken zusammengesetzt und man hat sich dann später die Geschichte dazu ausgedacht , aber was soll's.
Das Lied sei jedem empfohlen, eine Sammlung dummen Geredes (Hauptsach, d'Luft scheppert) und schwäbischer Bauernschläue, die mich jedes Mal gerührt zurück lässt. Im Refrain eine Mischung von vager Hoffnung und Lokalpatriotismus, die nicht zu schlagen ist (Aus uns wird au no was werra/ woandersch gibts koin Plärrer). Und nach einiger Zeit stellt man dann überrascht fest, was für ein Lied da eigentlich gecovert wurde.
(Na Kipf, da hängt dr der Rotz ra.)
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