"In the absence of intimidation, creativity will flourish"
G.Ginn

Sonntag, 17. März 2019

Angriff der Polka-Frauen

Skinny Lister waren wieder in Berlin und Frau Ackerbau und ich machten uns auf ins SO 36. In die neue CD hatte ich vorher kurz reingehört, war nicht ganz so überzeugt, aber Skinny Lister sind ja eigentlich immer für eine schöne Folk-Hops-Party gut.

Beginn war für 20 Uhr angesetzt, wir kamen um 20.15 Uhr im gut gefülltem SO 36 an und hatten schon die erste Vorband verpasst. Es spielte bereits die zweite Vorband, Holy Moly & the Crackers, die ich bislang nicht kannte. Der Name erinnerte mich an verschiedene lokale Bands, die immer auf den Konzerten in der Gegend spielten, Biba und die Butzemänner oder Body and the Buildings. Musikalisch waren Holy Moly auch eine sehr interessante Reise in die Achtziger, eine Mischung aus dem Folkpunk, wie ihn auch Skinny Lister spielt, mit New Wave-Anklängen und einer Sängerin und Violinistin, die auch sehr viel Soul in der Stimme hat. Interessante Arrangements, mit durchgängigem Akkordeon, Violine, ab und zu Trompete.

Hat mir gut gefallen, die Videos geben allerdings keinen vollständigen Eindruck der Band, das war live noch ein Stück druckvoller. Im September wollen sie noch einmal nach Berlin kommen, das ist sicherlich ein lohnendes Konzert. Frau Ackerbau und ich standen relativ weit vorne, wurden einmal rüde zur Seite geschoben, allerdings nicht, wie ansonsten üblich, von Jungmännern, die sich austoben wollten, sondern von einer Truppe Frauen, die nach vorne zum Hopsen gingen. Ich finde es ja sehr angenehm, wenn auf Konzerten eine gute Mischung von Leuten, jung, alt, Mann, Frau, was auch immer, im Publikum ist. Viel besser als die testestorongesteuerte Monokultur, die viele Punk- und Hardcorekonzerte immer noch ist.

Nach kurzer Umbaupause kamen Skinny Lister. Sängerin Lorna Thomas ausnahmsweise nicht in einem Kleid mit Polka Dots, aber immer noch so energiegeladen. Bei Skinny Lister im Konzert kann es dir passieren, dass auf einmal vor dir im Publikum die Sängerin auftaucht und dich zu einer kurzen Tanzdrehung herumzieht. Die ersten Lieder waren eher neu, mit weniger Folkeinflüssen, eher rockig. Das klang für mich manchmal nach Blondie, nicht schlecht, aber auch nicht wirklich bemerkenswert.



(Ausnahmsweise mal ein gutes Bandfoto gelungen.)
Aber die meisten Lieder waren dann doch von der Folkpunksorte, die zu glücklicher Erschöpfung im Publikum und auf der Bühne führen. Frau Ackerbau meinte zwischendrin, dass das ja eigentlich eine Bierzelt-Band sei; das ist nicht ganz falsch. Aber bei Skinny Lister wirkt das ganze nicht anbiedernd, sondern eher wie ein Teilen dieser unglaublichen Energie, die die Band hat. Jung sind sie halt. Gegen Schluss kamen dann immer mehr Lieder von der Down on Deptford Broadway-LP, die mir auch am besten gefällt. Mein Favorit ist Trouble on Oxford Street, bei dem auch ältere Herren herumhopsen können und daran denken, wie ähnlich es vor dreißig Jahren bei den Pogues war.

(Anders als im Video angegeben, ist das "Cathy" und nicht "What can I say?")

Am nächsten Tag tat mir alles weh.

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