"Einer von ihnen erhob sich plötzlich und legte eine Schellackplatte auf den alten Plattenspieler des Lokals. Es war eine abgenutzte Platte, die Hunderte von Malen gespielt worden war und von der eine nasale und schleppende Stimme erklang, die mich anfangs fast reizte. Aber einer der Männer begann zu tanzen. Allein. Es war ein fast bewegungsloser Tanz, an dem ich keinen eigentlichen Schritt wahrnehmen konnte, mit langsamen Pendelbewegungen des Rumpfs, ein paar Umdrehungen, einfachen Figuren, die er zu improvisieren schien. Der Lastwagenfahrer beugte sich zu mir herüber und sagte mit jener gewohnheitsmäßigen Geste, die in Griechenland das Vergnügen und die Freude am Schönen ausdrückt - die Hand ausgestreckt und die Finger nach oben gerichtet: zebekiko!" (Jacques Lacarrière, Griechischer Sommer)
"The music would begin, the rhythm insistent, the voice harsh and metallic and the dancer would rise as if compelled to make his statement. Eyes half-closed, in trance-like absorption, cigarette hanging from his lips, arms outstretched as if to keep his balance, he would begin to slowly circle. As the dance progressed, the movements would become more complex... Sometimes there would be applause for the dance, sometimes not, but the function of the dance was certainly not to entertain the company." (Gail Holst, Road to Rembetika)
Wer das selbst nie gesehen hat und es sich nicht so recht vorstellen kann, dem sei folgendes Video empfohlen:
Das Lied heißt übersetzt "Hier im Gefängnis". Es wird ausgeführt, dass es im Gefängnis eigentlich besser sei, man zahlt keine Miete, keinen Strom, und führt ein feines Leben. Die Aufnahme ist, soweit ich das verstehe, aus einem Film aus der Mitte der Achtziger.
Michalis Jenitsaris spielt hier, der 1937 als Zwanzigjähriger die Single Mangas aufnahm, die ihm zu schlagartiger Berühmtheit verhalf (sehr zum Leid seiner Eltern): "Ich weiß noch genau, wie meine Mutter in der Haustür stand und im Lokal gegenüber auf dem Phonographen mit der dicken Nadel meine Platte aufgelegt wurde. Der Wirt rief rüber: 'Na, Frau Chryssoula, können Sie's hören? Das ist ihr Sohn!" Sobald meine Mutter die ersten Töne hörte, fuhr sie sich mit den Fingernägeln in die Haare, kratzte sich das Gesicht blutig und fing an, laut schluchzend zu klagen..." (Michalis Jenitsaris im Booklet zur CD Saltadoros).
Jenitsaris arbeitete später lange als Gemüse- und Obstverkäufer und hatte dann Mitte der 70er ein Comeback.
Das bekannte Mangas-Lied, ebenfalls aus dem Film:
Jenitsaris ist allerdings vor allem auch für sein Lied Saltadoros (Die Lastwagendiebe) bekannt, das ein Lied des griechischen Widerstandes gegen die deutsche Besatzung war (für mich eines der besten Rembetika-Lieder überhaupt). Dazu aber ein ander Mal.
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