(Manchmal gibt es Themen, die sowohl hierher als auch in Ackerbau in Pankow passen. Dieses ist eines davon, auch wenn es zunächst nicht so scheint.)
Art Brut sind eine britische Post-Punk-Band, die mir, der ich ja den kontemporären Musikbetrieb nicht mehr sonderlich gut überblicke, vor ein paar Jahren positiv aufgefallen sind. Neben dem unvermeidlichen: "ja, das klingt wie ... und ..." fand ich die Band dann wirklich bemerkenswert und im besten Sinne aufregend (wie z.B. hier verewigt). Mehr oder weniger durch Zufall habe ich mitbekommen, dass der Sänger, Eddie Argos, ein Buch mit verschiedenen seiner Bilder und Texten herausgebracht hat, das ich mir dann über das Internet bestellt habe. Das Bändchen trägt den Namen Fuck Rock, Let's Art und enthält in mehreren Kapiteln Erläuterungen zu Eddie Argos Bildern, die zumeist auch mit Musikstücken verbunden sind. Eine sehr britische und kurzweilige Lektüre. Ich habe dann auch mitbekommen, dass Eddie Argos im Prenzlauer Berg eine Ausstellung seiner Bilder hatte, die kurz vor Weihnachten mit einem Solo-Konzert enden sollte. Nun habe ich nur sehr reduzierte Erfahrungen mit Verni- und Finissagen, ging dann aber schon aus Neugierde hin.
Die Galerie bestand aus zwei kleinen Räumen, die mit einer Treppe verbunden waren, Argos sang auf der Treppe zu der Begleitung einer Gitarrenspur auf seinem iPhone. Soundmäßig ging alles schief, was schief gehen konnte, trotzdem war es großartig. Argos ist ein geborener Entertainer. Gespielt wurden u.a. My little brother, Modern Art, Pump up the volume und Formed a Band. Fantastisch. Bei Modern Art erzählte Argos seine Erlebnisse im Van Gogh-Museum Amsterdam, u.a. seinen Versuch, ein Gemälde abzulecken und die Reaktion der Security darauf. Natürlich alles erfunden, aber Modern Art makes me want to rock out! Fantastisch (sagte ich das schon?). Bei der weiteren Beschäftigung mit der Band habe ich festgestellt, dass die alles Schlaue des Postpunks schön aufgegriffen und weiterentwickelt haben. Art Brut treten mit ihren schrillen Gitarren, dem bollernden Bass und den schön gesetzten Chören sogar teilweise das Erbe der ebenfalls heißverehrten B52s an (zu hören auf Good Weekend). Und sosehr ich Fußballpunklieder nicht ausstehen kann (mit Ausnahme von 60 von den Marionetz), St.Pauli ist ein Lied des Jahrzehnts.
Also, ich bin hier endlich mal wieder unreflektierter Fan, wenn auch wohl ein paar Jahre zu spät.
Und was hat das mit Pankow zu tun? Eddie Argos wohnt seit kurzem nur ein paar Minuten von mir entfernt. Wie er mir sagte, ist er der Auffassung, dass Pankow der beste Platz in Berlin ist, an dem er bislang wohnte. Wer bin ich, dass ich einem Rockstar widersprechen würde?
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